Vergleiche mit Nadal French-Open-Siegerin Iga Swiatek - die Königin auf Sand
Iga Swiatek gewinnt zum dritten Mal in Folge die French Open und dominiert das Grand-Slam-Turnier wie in den vergangenen zwei Jahrzehnten Rafael Nadal bei den Männern.
An diesem sonnigen Nachmittag in Paris hatte Iga Swiatek nur ein Hindernis zu überwinden. Als sie am Samstag (08-06.2024) das Mikrofon bei der Siegerehrung übernahm, eingerahmt von den Legenden Chris Evert und Martina Navratilova, war es so laut eingestellt, dass Swiatek immer wieder ein Feedback ins Ohr bekam. Dreimal musste sie ihre Ansprache unterbrechen. Es waren die einzigen Stolperer an einem sonst fast perfekten Nachmittag.
Swiatek in Paris nicht aufzuhalten
Es ist immer ein bisschen denkfaul, Leistungen von Tennisspielerinnen überschnell mit denen ihrer männlichen Kollegen zu vergleichen. Dafür gibt es im Frauentennis einfach genug historische Beispiele von extrem erfolgreichen Spielerinnen wie Evert und Navratilova, oder auch Steffi Graf und Serena Williams, die man in den Vergleich setzen kann.
Doch bei Swiatek, die am Samstag ihren vierten French-Open-Titel gewann und in Paris mit einer Siegbilanz von 35:2 seit Jahren das Maß aller Dinge ist, schielt man unweigerlich zu jenem Spieler rüber, der im Herrentennis in Paris in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche Rekorde aufstellte, die für die Ewigkeit bestimmt scheinen: Rafael Nadal.
Auch die Spielweise erinnert an Nadal
Die Präsenz, ihre Aura, mit der sie auch die renommiertesten Gegnerinnen einschüchtern kann, erinnern bei Swiatek nicht zufällig an Nadal. Und dann ist da ja noch die Topspin-Vorhand, die schon Nadals Gegner beim größten Sandplatzturnier der Welt immer wieder vor unlösbare Probleme gestellt hatte.
Auch Swiatek treibt ihre Gegnerinnen mit diesem präzise wie gnadenlos gespielten Schlag über den riesigen Court Philippe-Chatrier. So freut Swiatek der Vergleich zu Nadal sicher, hat sie den 14-fachen Paris-Sieger doch schon in jungen Jahren zu ihrem großen Vorbild auserkoren.
Swiatek auf Sand? "Die größte Herausforderung in unserem Sport"
Mit ihrem Finalsieg gegen Jasmine Paolini ist Swiatek seit 21 Matches auf der roten Asche in Frankreichs Hauptstadt unbesiegt. Im Alter von 23 hat sie die nach Suzanne Lenglen benannte Trophäe zum vierten Mal gewonnen. Auch Nadal hatte in diesem Alter vier Titel in Roland Garros gesammelt. Und trotzdem sieht sie auch nach klaren Siegen wie jetzt noch Raum für Verbesserung: "Mein Spiel war wahrscheinlich nicht perfekt, aber es war auf einem sehr hohen Level. Es war nicht so einfach, wie das Ergebnis vermuten lässt."
Paolini, bisher die Entdeckung dieses WTA-Jahres 2024, konnte Swiatek nur drei Spiele wirklich testen. Die Italienerin führte mit 2:1, die Zuschauer brüllten und trampelten vor Begeisterung, bevor der Druck Swiateks auch für die Finaldebütantin übergroß wurde. Paolini hätte wohl eine perfekte Leistung bei eigenem Aufschlag gebraucht, um auch nur annähernd eine Chance gegen das erdrückende Spiel von Swiatek zu haben. Paolini fasste treffend zusammen: "Gegen Iga auf Sand zu spielen, ist die größte Herausforderung in unserem Sport."
Osaka fehlte nur ein Punkt
Obwohl Swiatek die beiden großen Vorbereitungsturniere und nun den French Open Titel gewann, ist es jedoch nicht so, dass sie auf Sand komplett unschlagbar scheint. Aryna Sabalenka, in den vergangenen 18 Monaten eine der Hauptkonkurrentinnen, wie auch die vierfache Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka, die nach ihrer Babypause langsam wieder zur Form vergangener Tage findet, standen in diesem Frühling kurz davor, Swiatek zu besiegen.
Besonders Osaka dürfte die Niederlage am vierten Turniertag, einem verregneten Mittwochnachmittag, unter dem geschlossenen Dach des Court Philippe-Chatrier schmerzen, hatte sie doch schon einen Matchball. Beiden Spielerinnen - Osaka und Sabalenka - ist gemein, dass sie fast bedingungslos auf Offensive setzen. Wenn die dann so eingesetzt wird wie von Sabalenka in Madrid und Osaka in Paris, kann es auch für Swiatek eng werden.
Kratzt Swiatek am Nadal-Rekord?
Doch auch in diesen Situationen konnte sich die Nummer 1 auf ihre in den vergangenen Jahren erarbeitete Nervenstärke verlassen. Die schon zu Jugendzeiten begonnene Zusammenarbeit mit Sportpsychologin Daria Abramowicz sorgt dafür, dass Swiatek, früher auch noch bekannt dafür, in kritischen Situationen hektisch zu werden, mittlerweile kaum noch bittere Niederlagen einsteckt - zumindest auf Sand.
Denn dort ist sie die Königin - die nun Jagd auf den König machen könnte. Denn Nadal gewann zwischen 2010 und 2015 insgesamt 39 Matches am Stück. Das dürfte eines der nächsten French-Open-Ziele für Swiatek sein.