Boris Becker nach Haftstrafe "Ich glaube, das Gefängnis war gut für mich"
Boris Becker bezeichnet die 230 Tage in britischen Gefängnissen als schlimmste Zeit seines Lebens - aber auch als lehrreiche. Der DTB zeigt sich offen für eine Rückkehr.
Boris Becker hat in einem TV-Interview mit Tränen und eindringlichen Schilderungen über seine Zeit in englischen Gefängnissen berichtet. Die 230 Tage in Haft seien die schlimmste Zeit seines Lebens gewesen.
"Aber ich bin geläutert, habe meine Fehler eingesehen. Ich habe über Jahre Fehler gemacht, falsche Freunde gehabt. Man wird bequem, fett. Dieser Gefängnisaufenthalt hat mich zurückgeholt. Jetzt besteht meine Aufgabe, diesen Weg weiterzugehen. Ich glaube, das Gefängnis war gut für mich."
DTB erklärt sich gesprächsbereit
Bei seiner Rückkehr ins Leben kann Becker auf Unterstützung durch den Deutschen Tennis Bund (DTB) hoffen. "Ich freue mich für den Boris, dass er auf freiem Fuß ist. Man kann ihm für die Zukunft nur alles Gute, Zufriedenheit und Glück wünschen", sagte DTB-Präsident Dietloff von Arnim dem SID.
"Von unserer Seite werden wir Boris erstmal in Ruhe lassen. Er soll ankommen in Deutschland, im Leben. Selbstverständlich stehen wir gern zu gegebener Zeit für ein Gespräch über seine Wünsche bereit. Ein Anruf genügt - und wir sind da." Wenn Becker es wolle, auch bald.
Der gebürtige Leimener war schon mit 17 Jahren mit seinem Wimbledon-Triumph zu Weltruhm gekommen und prägte die Sportart in Deutschland über Jahrzehnte. Es ist durchaus vorstellbar, dass Becker nach seiner Haftentlassung auch künftig im Verband eine Rolle spielt.
"Was Boris als Sportler und dann später auch als Head of Men's Tennis für den DTB gemacht hat, war einfach nur gut", sagte von Arnim.
Einziges Interview nach Haftentlassung
Auch der DTB-Präsident gehörte zu den im Schnitt 1,55 Millionen Menschen, die Beckers Auftritt am Dienstagabend bei Sat.1 verfolgten. Es soll nach Angaben des Senders Beckers einziges Interview nach der Haftentlassung sein. Becker dürfte eine hohe Prämie erhalten haben, das Gespräch wird mit einer englischen Version international vermarktet.
Der 55-Jährige war im April wegen Insolvenzvergehen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, siebeneinhalb Monate musste er absitzen. Vor Gericht plädierte er noch auf nicht schuldig, jetzt zeigte er Reue. "Natürlich war ich schuldig."
Haus in Leimen verschwiegen
Er sei in 29 Punkten angeklagt gewesen, sagte Becker. "25 Punkte habe ich gewonnen, in vier Punkten habe ich verloren." Die Jury, die ihn verurteilt habe, habe als Hauptpunkt gesehen, dass er Geld von einem Firmenkonto genommen habe. Außerdem habe er unter anderem das Haus in seinem Heimatort Leimen, in dem seine Mutter lebt, geheim gehalten.
Er wolle nach dem Abbüßen der Strafe nun noch einmal neu anfangen - eher aber nicht in Deutschland, womöglich auch nicht in Europa. Miami und Dubai nannte der dreimalige Wimbledon-Champion als mögliche Ziele.
Vorläufiges Einreiseverbot für Großbritannien
Nach England, wo seine Freundin Lilian de Carvalho und zwei seiner vier Kinder leben, darf Becker vorerst nicht zurück. Laut Rechtsexperten gilt das Einreiseverbot üblicherweise für die Dauer der ursprünglichen Strafe, also noch fast zwei Jahre.