Alexander Zverev gestikuliert während einer Pressekonferenz vor den Australian Open.
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Australian Open Zverev und der Sternenhimmel von Melbourne

Stand: 10.01.2025 12:42 Uhr

Tennis-Profi Alexander Zverev gibt sich vor dem Start der Australian Open selbstbewusst. Die Wahrheit, ob der Deutsche diesmal endlich seinen ersten Grand-Slam-Titel gewinnt, liegt auf dem Platz. Oder doch im Himmel?

Von Andreas Thies, Melbourne

Der Media Day, der Tag der Pressekonferenzen der Tennis-Stars kurz vor dem Start der Australian Open, war für Alexander Zverev fast beendet. Die letzte Frage schien beantwortet, da gab es noch eine Wortmeldung aus der letzten Reihe. "Darf ich noch eine Frage stellen?" rief Novak Djokovic durch den großen Saal. Djokovic, dessen Pressekonferenz auf die von Zverev folgen sollte, fragte seinen Konkurrenten nach dessen Interesse am Universum und den Planeten und ob die Antwort, wie man einen Grand Slam gewinne, in den Sternen liege. Zverev konterte mit einem Lächeln: "Ich denke, die Antwort, wie man einen Grand Slam gewinnt, ist, dass du mich eins gewinnen lässt."

Die gelöste Stimmung am Ende der Pressekonferenz ließ aber keine Zweifel aufkommen, ob Zverev die am Sonntag beginnenden Australian Open locker nimmt. Die Ziele, das machte der 27-Jährige noch mal deutlich, sind nach wie vor die gleichen: die Spitze der Weltrangliste erklimmen und eins der vier Major-Turniere zu gewinnen.

Gerne mal fünf Sätze

Zverev hat sich im strapaziösen Jahr 2024 nicht geschont, spielte die meisten Matches aller Topspieler. Der Lohn war der zweite Platz in der Weltrangliste. Jannik Sinner, dem absoluten Topfavoriten, geht er bis zu einem möglichen Finale aus dem Weg. Dass sich seine Auslosung lösbar liest, gab auch der Hamburger zu, doch natürlich denkt auch er an seine schon fast traditionellen Startschwierigkeiten: "Natürlich weiß ich, dass ich Djokovic oder Alcaraz im Halbfinale habe, aber ich muss mich auch erst mal auf meine Matches konzentrieren. Ich bin ja auch ein Kandidat dafür, gerne mal fünf Sätze am Anfang des Turniers zu spielen, und durch die Matches muss ich erst mal durchkommen."

Alexander Zverev beim Training mit seinem Vater

Alexander Zverev beim Training mit seinem Vater

Der Start in die Saison lief nicht wie erwünscht für Zverev, der anders als im vergangenen Jahr nur zwei Matches als Vorbereitung auf das erste Grand Slam spielen konnte. Dann setzte ihn eine Bizepszerrung außer Gefecht.

Doch nach eigener Aussage geht er so gut wie fit in das Abenteuer Australian Open 2025: "Wir sind Profisportler. Mit der Belastung, die wir haben, haben wir immer ein paar Probleme. Ich fühle mich jetzt gut. Ich habe beim United Cup mit dem Arm noch ein paar Probleme gehabt, aber ich finde, dass es jetzt viel besser ist. Und ich freue mich darauf, dass das Turnier jetzt startet."

Zverevs Mantra

Für Zverev bricht eine für seine Ziele entscheidende Saison an. Er feiert im April seinen 28. Geburtstag. Der älteste Debütchampion bei einem Grand Slam der vergangenen 25 Jahre war Stan Wawrinka, als er 2014 mit knapp 29 Jahren die Australian Open gewann. "Als Nummer zwei der Weltrangliste muss ich natürlich das Ziel haben, den Titel zu holen. Und mit diesem Ziel gehe ich in dieses Turnier."

Eins der vier großen Turniere zu gewinnen und die Nummer eins der Weltrangliste werden - Zverev wiederholt diese Zielsetzung mantrahaft. Für beide Ziele wird er Hilfe brauchen. Jannik Sinner und Carlos Alcaraz sind die beiden Spieler, die es zu besiegen gilt. Spielen die beiden ihr bestes Tennis, wird es, so sieht es dieser Tage aus, für Zverev nicht zu einem Sieg bei einem Grand Slam reichen. Auch in dieser Ausgabe der Australian Open muss Zverev wahrscheinlich an beiden vorbei, um das Turnier zu gewinnen.

Alexander Zverev beim Training

Alexander Zverev beim Training

Sinner derzeit in einer anderen Liga

Die Aufgabe erscheint nicht mehr so groß wie noch vor ein paar Jahren, als es im Extremfall Siege gegen Djokovic, Nadal und Federer brauchte, um einen der großen Titel zu erreichen. Doch der Südtiroler Sinner und der Spanier Alcaraz haben 2024 offensichtlich ihre Claims respektive die Grand Slams abgesteckt. Besonders Sinner scheint derzeit in einer eigenen Liga zu spielen. Sein Vorsprung auf Zverev in der Weltrangliste beträgt mehr als viertausend Punkte.

Sportschau, 09.01.2025 13:51 Uhr

Dass dieser Vorsprung hinfällig wäre, sollte Sinner noch vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen seiner zwei positiven Dopingproben aus dem April 2024 gesperrt werden (das Urteil wird im ersten Quartal 2025 erwartet), ist allerdings keine schöne Aussicht für Zverev: "Ich möchte Nummer 1 werden, weil ich der beste Spieler der Welt bin, weil ich das Gefühl habe, ich habe es verdient und weil ich die größten Turniere der Welt gewonnen habe und die besten Spieler geschlagen habe."

Sollte er hier in Melbourne die besten Spieler der Welt schlagen, läge die Antwort auf den Sieg bei einem Grand Slam auch nicht mehr in den Sternen.