Schwimm-WM in Japan Beck schwimmt mit WM-Gold zum Olympia-Ticket
Mit einem spektakulären Endspurt hat sich Leonie Beck am Samstag (15.07.2023) bei der WM im japanischen Fukuoka Gold über 10 Kilometer im Freiwasser geholt - als Bonus schaffte sie die Olympia-Qualifikation.
Als die Nationalhymne erklang, suchte Leonie Beck nach der deutschen Flagge - und fand sie mit einem Grinsen auf einem Bildschirm auf dem Dach eines Vans.
Es war das einzige Mal, dass die neue Freiwasser-Weltmeisterin kurz die Orientierung verlor: Im Meer vor Fukuoka hatte die 26-Jährige ihre Konkurrentinnen über zehn Kilometer lange belauert und dann mit einem spektakulären Endspurt überholt.
"Ich bin um mein Leben geschwommen"
"Ich war diejenige, die es am meisten gewollt hat. Ich bin um mein Leben geschwommen", sagte Beck, die selbst nicht genau erklären konnte, wie sie an der letzten Boje an der Australierin Chelsea Gubecka und der Amerikanerin Katie Grimes vorbeigezogen war. Auf den Kamerabildern hatte sie sich zunächst nach rechts abgesetzt, bei der nächsten Totalen lag sie plötzlich zwei Längen vorne.
"So habe ich es auch wahrgenommen", sagte die Europameisterin von Rom lachend. Nach gut der Hälfte der Strecke hatte die Würzburgerin, die seit zwei Jahren in Italien lebt und trainiert, noch 17,9 Sekunden zurück auf Platz 17 gelegen.
Kräfte optimal eingeteilt
"Ich wollte am Anfang nicht so viel Energie verschwenden", erklärte sie: "Es hat alles gut funktioniert, ich habe meine Kräfte gut eingeteilt, es war alles im Rahmen. Taktisch habe ich alles richtig gemacht." Nach dem starken Finish und dem Anschlag 4,1 Sekunden vor Gubecka war Beck in Gedanken schon ein Jahr weiter. "Weltmeisterin zu sein, ist was ganz Besonderes", sagte sie, "aber sich jetzt schon für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, war alles, was ich hier wollte."
Als eine der ersten drei löste sie bereits das Ticket für Paris 2024 - die nächste WM im Februar kann sie ganz entspannt angehen. Ihre Würzburger Klubkollegin Lea Boy dagegen muss dann alles investieren: Nach Platz sieben im Momochi Seaside Park mit 38,9 Sekunden Rückstand bekommt die 23-Jährige in Katar eine zweite Olympia-Chance.
Hansmann freut sich über "Auftakt nach Maß"
Dass gleich nach der ersten Medaillenentscheidung der WM die deutsche Hymne erklang, wertete Leistungssportdirektor Christian Hansmann vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) als "Auftakt nach Maß". Wann es das zuletzt gegeben hatte, wusste auch der ehemalige Freiwasserschwimmer nicht.
Für Beck, die seit der Corona-Zwangspause in die absolute Weltklasse gekrault ist, fand Hansmann nur höchstes Lob: "Sie hat ihren eigenen Stiefel durchgezogen, ist ihre eigene Taktik geschwommen, das hat sich ausgezahlt."
In italienische Trainingsgruppe gewechselt
Einen enormen Leistungssprung hat die Würzburgerin nach ihrem fünften Platz bei Olympia 2021 in Tokio gemacht, nach dem sie in die italienische Trainingsgruppe um Superstar Gregorio Paltrinieri vor den Toren Roms wechselte. "Sie trainiert in Italien im Meer, das kommt ihr zugute", sagte Hansmann. "Es ist was Neues, da entwickelt man sich weiter", sagte Beck selbst über ihren Umzug nach Ostia, "ich habe eine super coole Trainingsgruppe, sie ist meine zweite Familie."
Auch wenn sie ihr wichtigstes Ziel in Japan bereits erreicht hat, will sie ihre WM-Bilanz weiter ausbauen. "Alles was jetzt kommt, ist Bonus", sagte Beck, die bislang vier Medaillen bei Weltmeisterschaften gewann, "ich gebe aber weiter 110 Prozent." Über fünf Kilometer und in der Staffel geht sie noch an den Start.
Springer allesamt weit am Podest vorbei
Bei den Springern lief es hingegen weniger rund. Ein Jahr nach Bronze bei ihrem gemeinsamen WM-Debüt sind Timo Barthel und Lars Rüdiger in Fukuoka deutlich an einer weiteren Medaille vom 3-Meter-Brett vorbeigesprungen. Das Duo aus Halle/Saale und Berlin belegte im Finale im Synchronspringen mit 370,26 Punkten einen enttäuschenden zehnten Platz. Zu Bronze fehlten fast 20 Zähler.
Gold ging an die Chinesen Long Daoyi/Wang Zongyuan (456,33) vor den Briten Anthony Harding und Jack Laugher sowie Jules Bouyer/Alexis Jandard (Frankreich). Rüdiger hatte 2021 mit Rekordeuropameister Patrick Hausding in dieser Disziplin Olympia-Bronze gewonnen. Nach dessen Rücktritt rückte Turmspringer Barthel nach - bei der ersten WM gab es gleich die damals einzige Medaille für die deutschen Wasserspringer. Diesen Erfolg konnte das Duo im Prefectural Pool nicht wiederholen: Nach den beiden Pflichtsprüngen und dem ersten Kürsprung schon auf Rang sieben abgerutscht, fielen Barthel/Rüdiger mit einem Patzer im vorletzten Durchgang noch weiter zurück.
Zweimal Platz zehn
Weit weg vom Podest geblieben waren zuvor Pauline Pfeif (Berlin) und Alexander Lube (Aachen) im Mixed-Synchronspringen vom Turm sowie Jette Müller (Rostock) in der Entscheidung vom 1-Meter-Brett der Frauen. Das gemischte Duo kam in fünf Sprüngen auf 256,38 Punkte und Platz zehn. Den Titel holte sich erneut Topfavorit China (339,54) vor Mexiko und Japan. Ebenfalls den zehnten Rang belegte Müller (248,25) beim Doppelsieg der Chinesinnen Lin Shan (318,60) und Li Yajie (306,35).