Veltinsarena

Umzug durch Ukraine-Krieg Königsklasse auf Schalke - Donezk hofft auf viele Zuschauer

Stand: 01.10.2024 22:37 Uhr

Donezk kann aufgrund des Ukraine-Krieges seit über zwei Jahren in der Champions League nicht zu Hause antreten. Diese Saison wird die Schalker Arena zur Heimspielstätte.

Von Michael Buchartz

Es wird wohl wie ein Gefühl aus einer anderen Zeit sein, wenn am Mittwoch (02.10.2024) gegen 18.45 Uhr in der Arena auf Schalke die Erkennungsmelodie der Champions League erklingen wird. Das war mit Beteiligung des FC Schalke 2019 zuletzt der Fall. Dieses Mal ist Schalke nicht dabei, aber dafür Shaktar Donezk. Aufgrund des Ukraine-Krieges trägt der Klub seine Heimspiele in der Königsklasse in Gelsenkirchen aus.

Donezk muss kriegsbedingt umziehen

Donezk ist eigentlich die Hauptstadt der gleichnamigen Region im Südosten der Ukraine. Doch der Ort ist auch einer der zentralen Schauplätze des Krieges von Russland gegen die Ukraine und bereits seit vielen Jahren eine Krisenregion. Deshalb zog der Klub dort bereits 2014 weg. Seine Heimspiele trägt der Verein im Olympiastadion in Kiew aus.

Selbst das ist allerdings in Kriegszeiten nicht möglich. In der ukrainischen Liga, die trotz Krieges spielt, ist der Klub in die etwas sicherere Westukraine nach Lwiw weitergezogen. "Die Umstände, unter denen wir arbeiten sind schrecklich und unglaublich. Aber trotzdem werden wir versuchen, eine Leistung zu bringen", sagte Trainer Marino Pusic am Dienstag vor der Partie in der Champions League.

International sucht der Klub jedes Jahr Ausweichorte, da die UEFA eine Austragung in der Ukraine nicht zulässt und zudem keine Arena mit entsprechenden Standards zur Verfügung steht. 2022 noch in Warschau zu Gast, fiel die Wahl vergangene Spielzeit auf Hamburg, dieses Jahr auf Gelsenkirchen.

"Es ist ein großartiges Stadion, ein Klub mit einer großen Geschichte. Wir haben viele Gemeinsamkeiten, wie die Bergbau-Historie. Wir sind dankbar, dass wir hier sind und ich bin sicher, dass uns die Fans von Schalke wie eine Heimmannschaft unterstützen und uns ein Heim-Gefühl geben werden", sagte Pusic.

Klub kritisiert FIFA: "Unfaire Regelung"

Neben der Dankbarkeit für die Unterstützung durch die Ausweichorte, kritisert der Klub aber den Umgang der internationalen Verbände, insbesondere des Weltverbandes FIFA, mit den Umständen in der Ukraine. "Die FIFA hat nach Kriegsbeginn eine Regelung getroffen, dass Spieler und Trainer der ukrainischen und russischen Klubs ablösefrei woanders hin wechseln dürfen. Das ist einfach unfair", sagte Shaktar-Generaldirektor Serhij Palkin der WAZ unlängst.

Der Weltverband hat diese Sonderregel bis 2025 verlängert, obwohl die ukrainische Liga den Spielbetrieb weiterführt. Palkin kritisierte bereits den bisherigen Status: "Das hat uns bisher eine Mange Geld gekostet. Denn Spieler sind gegangen und wurden dann bei anderen Klubs angestellt und weiterverkauft. Obwohl wir sie ausgebildet haben."

In Hamburg viele neutrale Fans angelockt

Gerade mit den Nachteilen dieser Regelung ist es erstaunlich, dass Donezk Jahr für Jahr international eine schlagkräftige Mannschaft beisammen hat - in der vergangenen Saison scheiterte Schachtjor in der Zwischenrunde der Europa League nur knapp am späteren Halbfinalisten Olympique Marseille. Fernab von sportlichen Nachteilen besitzt Donezk durch die ständigen Ortswechsel, weit weg der Heimat, einen enormen Zuschauernachteil. Fans aus der Ukraine müssten fast 2.000 Kilometer anreisen, um ihr Team anzufeuern. "Wir werden für unseren Klub, unsere Fans und unser Land alles versuchen, uns so gut wie möglich in Europa zu präsentieren", sagte Pusic.

Donezk Fans in Hamburg

Donezk Fans in Hamburg

So kommt es, dass sich vor allem fußballaffine Zuschauer aus dem Umland darüber freuen, dass sie die Champions League in unmittelbarer Nähe anschauen können. Letzte Saison klappte das hervorragend: Zu den drei Champions-League-Heimspielen besuchten über 45.000 Zuschauer das Hamburger Volksparkstadion. Lediglich im nachfolgenden Zwischenrunden-Spiel der Europa League gegen Marseille kamen "nur" 28.500 Fans.

Partie gegen Bayern München als Highlight

Ähnlichen Zuspruch erhofft sich Donezk nun für die kommenden vier Partien in der Schalke-Arena. Allerdings sind drei der Gegner keine Zugpferde in Sachen Zuschauer. Im Auftaktmatch geht es gegen Bergamo, danach gegen die Young Boys Bern. Einen Tag vor dem Atalanta-Auftakt sind für das Spiel nur knapp die Hälfte der Tickets verkauft - obwohl die Preise bei für Champions-League-Verhältnisse günstigen 26 Euro beginnen.

Eine Ausnahme bildet in jedem Fall die Partie gegen Bayern München, denn der Rekordmeister besitzt auch im Ruhrgebiet viele Anhänger. Es dürfte also mindestens einmal höchst stimmungsvoll werden - allerdings wohl eher zu Gunsten des ukrainischen Gegners. Zum Abschluss gegen Königsklassen-Neuling Brest drohen wieder halbleere Tribünen. Für Shaktar ist dennoch jeder Zuschauer ein Gewinn - selbst, wenn es einigen Schalker Fans nur um das Erlebnis alter Zeiten gehen sollte.