Gerhard Struber

2. Bundesliga Teamcheck 1. FC Köln - ein Verein muss sich neu erfinden

Stand: 02.08.2024 08:56 Uhr

Neue Liga, neuer Trainer, aber kaum neue Spieler - wie steht es um den 1. FC Köln kurz vor dem Saisonstart im Fußball-Unterhaus? Wir haben mal genauer hingeschaut.

Von Cora Lanzerath

Transfersperre, Abstieg, Diehl-Theater - das Bild, das der 1. FC Köln zum Ende der Saison 2023/24 abgegeben hat, war nicht das beste. Doch mittlerweile herrscht rund um den Verein wieder Aufbruchs- statt Katerstimmung. Das zeigen auch die Ziele, die sich der Geißbock-Klub gesteckt hat.

So lief die letzte Saison

Am Ende war es Platz 17, der den siebten Abstieg der Vereinsgeschichte besiegelte. Zwar feierte der FC einige emotionale Siege - wie etwa den ersten Saisonerfolg ausgerechnet im Derby gegen Borussia Mönchengladbach oder die Last-Minute-Dreier gegen Bochum und Union Berlin - aber insgesamt war es einfach zu wenig, was von den Kölnern kam.

Kurz vor Weihnachten trennte sich der Klub von Trainer Steffen Baumgart - angesichts der Transfersperre die einzige Stellschraube, an der man drehen konnte. Doch auch unter Timo Schultz wurden die Ergebnisse nicht wirklich besser, auch die Flaute im Sturm hielt an: 28 Tore in 34 Spielen bedeuteten den schlechtesten Wert der gesamten Liga. Daher musste auch Sportchef Christian Keller zugeben: "Wir sind zum Schluss zurecht abgestiegen."

Neuzugänge und Abgänge

Aufgrund der Transfersperre darf Köln erst im Winter wieder neue Spieler registrieren. Daher besteht der Kreis der Neuzugänge ausschließlich aus Leih-Rückkehrern, unter denen sich jedoch einige interessante Akteure wiederfinden.

Tim Lemperle und Torhüter Jonas Urbig etwa haben sich bei Greuther Fürth toll entwickelt. Urbig ist sogar als neue Nummer eins im Kölner Tor eingeplant. Mit Marvin Schwäbe verdrängt er den einzig konstanten FC-Profi der vergangenen Saison. Marvin Obuz, der bei Rot-Weiss Essen Stammspieler und Leistungsträger war, soll den Kölner Angriff beleben. Dass er das kann, zeigte er in der vergangenen Saison eindrucksvoll - in 34 Drittligaspielen erzielte er sieben Tore und bereitete 14 weitere Treffer vor.

Ansonsten setzt Köln für die Mission Wiederaufstieg gezwungenermaßen auf die jungen Wilden. Innenverteidiger Julian Pauli, Außenbahnspieler Max Finkgräfe oder Stürmer Damion Downs - sie alle sind nicht älter als 20 Jahre. Die beiden letztgenannten haben ihr Potenzial aber sogar schon in der Bundesliga unter Beweis gestellt. "Ich traue dem Kader zu, konstant Leistungen abzuliefern", glaubt Trainer Gerhard Struber an seine Mannschaft, zumal der FC viele Leistungsträger halten konnte.

So bleiben etwa Eric Martel, Timo Hübers oder Florian Kainz den Geißböcken trotz des Abstiegs treu. Namhafte Abgänge gibt es Stand jetzt nur wenige: Da wären Jeff Chabot, der bislang einzige Transfer, der dem FC Geld in die Kasse gespült hat, und Justin Diehl. Beide wechseln zum Bundesliga-Vizemeister VfB Stuttgart. Außerdem hat sich Davie Selke zum HSV verabschiedet - für ihn gibt es also gleich am ersten Spieltag ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub.

Ziele in der neuen Saison

Trotz Transfersperre und dem jungen Kader wollen sie in Köln nur eins: So schnell es geht zurück in die Bundesliga. Klar, die Ausgangslage ist schwierig: Der einzig frische Wind im Kader kommt durch junge Talente, zudem ist die 2. Liga gespickt mit großen Namen wie Schalke, HSV oder Hertha. Auf der anderen Seite ist der Anspruch in Köln aber naturgemäß groß.

Durch das Halten vieler Leistungsträger haben die Kölner mit 69,3 Millionen Euro laut "transfermarkt.de" mit Abstand den höchsten Marktwert der 2. Bundesliga. Auch die drei wertvollsten Zweitliga-Profis (Martel, Finkgräfe und Hübers) stehen allesamt in Diensten der Geißböcke.

So steht fest: Bereits in diesem Jahr will man im Aufstiegsrennen mindestens dabei sein, wenn nicht sogar vorneweg marschieren. Reicht es am Ende nicht, soll spätestens in der Saison 2025/26 der Aufstieg her. Darauf ist alles ausgerichtet, und ein anderes Ziel würde man dem Verein auch nicht abnehmen. Denn wie sagt Keller ganz offen: "Es ist nicht der Anspruch des 1. FC Köln in der 2. Liga zu spielen."

Der Trainer

Gerhard Struber ist der neue Mann an der Seitenlinie. Der 47 Jahre alte Österreicher ist in Deutschland noch ein unbeschriebenes Blatt. Zuletzt arbeitete er als Chefcoach von RB Salzburg, ehe er ablösefrei zum FC wechselte.

Struber bringt eine klare Handschrift mit: Er steht für intensiven, offensiven Fußball. Außerdem gilt er als akribischer Arbeiter und als Mann der klaren Worte: So gab er gleich bei seiner Vorstellung die Marschroute vor: "Wir wollen so schnell wie möglich zurück in die Bundesliga." Damit das gelingt, muss Struber es vor allem schaffen, die jungen Talente weiterzuentwickeln - und ihnen den Druck zu nehmen.

Struber hat in Köln einen Vertrag bis 2026. Er soll hier - einmal mehr - etwas aufbauen. Das braucht sicherlich etwas Zeit. Allerdings sind die Ansprüche in Köln trotz des Abstiegs und der Transfersperre hoch. Das heißt, auch Struber muss relativ schnell liefern. Im Idealfall gleich im ersten Saisonspiel gegen den Hamburger SV.

Meine Heimat. Mein Verein: Köln und der FC