Kooperation im American Football zwischen RheinFire und Seattle Seahawks

WDR-Sport Rhine Fire Düsseldorf kooperiert mit NFL: So profitiert der Verein

Stand: 19.09.2024 18:12 Uhr

American Football wird in NRW immer beliebter, etwa beim Super Bowl im Fernsehen. Aber profitiert auch der heimische Football?

Das Düsseldorfer Football-Team von Rhein Fire steht vor einem möglichen großen Erfolg. Am Sonntag (22.09.2024) steht der aktuelle Meister der European Football League wieder im Finale in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen gegen die Vienna Vikings. Einen womöglich ebenso wichtigen Erfolg hat das Football-Franchise schon am Donnerstag eingetütet, eine Kooperation mit den Seattle Seahawks aus der amerikanischen Profiliga NFL.

Rhein Fire kooperiert als erstes europäisches Team mit der NFL

"Das ist eine großartige Nachricht, die natürlich auch positiv auf unsere ganze Liga abstrahlt. Was für eines unserer Teams gut ist, das ist gut für die ELF", sagte dazu der Comissioner der European Leauge Football Patrick Esume. Die Zusammenarbeit zwischen Rhein Fire und den Seattle Seahawks ist vor allem eine im Marketing. Die Seahawks werden bei allen Spielen von Rhein Fire zugegen sein, um so die eigene Marke bekannter zu machen, die Düsseldorfer hoffen, dass der Glanz der NFL auf sie abstrahlt.

Die beiden Franchises wollen Flag Football-Camps und Turniere für Kinder und Jugendliche anbieten und so für Nachwuchs sorgen, erklärt Isabelle Van Coevorden, internationale Direktorin der Seattle Seahawks: "Wir teilen die gleichen Werte. Wir sind unseren Fans und unserer Städten eng verbunden und wir wollen beide, dass Football größer wird. Ich denke, diese Partnerschaft ist so speziell, weil beide Teams so viel dafür tun, dass American Football hier in Deutschland wächst."

American Football erlebt Boom in Deutschland

Tatsächlich hat der American Football in den vergangenen Jahren einen wahren Boom in Europa und speziell in Deutschland erlebt. Deutschland ist der wichtigste Markt für die amerikanische NFL, die umsatzstärkste Sportliga der Welt. Sie arbeitet sie schon seit einigen Jahren strategisch daran, sich globaler aufzustellen. Spiele der NFL laufen in Deutschland im Free TV und die NFL hat reguläre Liga-Spiele in Deutschland vor großem Publikum ausgetragen und will dies auch weiter tun.

Zweitbeliebtester Fernsehsport

Nach einer Auswertung der AGF Videoforschung erreicht American Football in Deutschland unter den beliebtesten Fernsehsportarten mit 33,8 Prozent hinter Fußball (84,8) Platz zwei in der werberelevanten Zielgruppe zwischen 19 und 49 Jahren. Wirtschaftswissenschaftler Tim Ströbel sagt: "American Football ist in Deutschland angekommen. Das ist nicht nur ein kurzeitiges Phänomen. Die Sportart ist bekannt und es ist bei vielen Menschen ein Verständnis für die Regeln da. Gerade durch das Engagement der NFL."

Dadurch dass die Regeln bekannter seien, würden die Spiele auch eher verfolgt, so Ströbel. Er sieht noch zwei weitere Faktoren, mit denen die NFL vor allem beim jüngeren Publikum landen kann, zum einen den Entertainment-Faktor: "Anders als im europäischen Fußball, wo Fans Showelemente ablehnen, gehören sie im American Football dazu. Damit werden andere Zielgruppen gewonnen. Und wenn eine herausragende Persönlichkeit wie Taylor Swift die Freundin eines NFL-Spieler ist und das auch öffentlich lebt, hat auch das einen Effekt."

Show und Glamour locken Fans

Und auch der Sport an sich komme den Sehgewohnheiten jüngerer Menschen entgegen, glaubt Ströbel: "Die wollen nicht mehr für ein Spiel 90 Minuten vor dem Fernseher sitzen, sondern schauen sich eine Konferenz mit mehreren Spielen an und sind nebenbei in Sozialen Medien aktiv. Die Aufmerksamkeit sinkt und dem kommt American Football mit seinen vielen Unterbrechungen entgegen."

Das ist ein Erfolg vor allem für die NFL, die auch in Deutschland und Europa immer mehr Fans gewinnt, die sich Spiele im ausverkauften Stadion in München anschauen oder nachts im Fernsehen den Super Bowl sehen. Am American Football in Deutschland geht der Boom aber noch vorbei.

Amateur-Sport in Deutschland profitiert wenig

Mehr Football-Spieler in Deutschen Teams gebe es durch das Engagement der NFL in Deutschland nicht, sagt der Präsident des American Football Verband Deutschland Fuad Merdanovic: "Im Grunde genommen ist das was die NFL macht eine ganz andere Sportart. Dort wird hoch professionell gearbeitet, bei uns trainieren die Spieler nach Feierabend. Die meisten Football-Fans in Deutschland sind Fernseh-Zuschauer und wissen nicht mal, dass es bei ihnen in der Nähe einen Football-Club gibt."

Tipps und Termine, 02.12.2015

Beim Flag Football werden die Gegenspieler nicht getackelt, stattdessen muss ein kleiner Stoffstreifen erwischt werden

Football sei ein sehr komplexer Sport, eine Mannschaft brauche bis zu 50 Spieler, dazu komme die teure Ausrüstung von rund 1.000 Euro, aus Sicht von Merdanovic alles Hindernisse Football in Deutschland als Breitensport populärer zu machen. Deutlich mehr Interesse gebe es allerdings am Flag Football, einer einfachen Football-Variante die 2028 olympisch werden soll: "Da sind die Eintrittshürden geringer, es gibt keine teure Ausrüstung, nur fünf Spieler auf dem Feld und die Eltern fürchten weniger das Verletzungsrisiko. Allein in Brandenburg sind jetzt fünf neue Vereine entstanden."

Ob dies aber zu einem wirklichen Boom beim Football in Deutschland führt und irgendwann auch die Basis für Ligen wie die European Football League bilden kann, bleibt abzuwarten. Schon in der Vergangenheit gab es Versuche, Profiligen für American Football in Europa zu etablieren. Die NFL Europe zum Beispiel wurde 2007 nach zwölf Jahren wieder eingestellt.

Über dieses Thema hat der WDR am 19.9.2024 auch im WDR Hörfunk berichtet: WDR aktuell - Der Tag auf WDR 3 und WDR 4.

Unsere Quellen:

  • Pressekonferenz Rhein Fire/Seattle Seahawks
  • Interview Professor Tim Ströbel
  • Interview Fuad Merdanovic
  • AGF Videoforschung
  • Sportinformationsdienst