v.l. Selim Gündüz und Derrick Kyere

WDR-Sport Regionalliga West - die Nerven liegen wieder blank

Stand: 25.09.2024 10:02 Uhr

Gerade einmal eine Handvoll Spieltage sind absolviert, da liegen in der Regionalliga West bei einigen Vereinen schon die Nerven blank. Die Trainerbänke wackeln, manche sind schon umgestürzt.

Von Olaf Jansen

Das Erstaunlichste war der Zeitpunkt: Sebastian Tyrala hatte mit Regionalliga-Aufsteiger Türkspor Dortmund am siebten Spieltag mit dem 2:1 bei Eintracht Hohkeppel gerade den ersten Saisonsieg geholt, da musste er gehen. Unter dem ehemaligen BVB-Profi, mit dem die ambitionierten Nordstädter aufgestiegen waren, hatte sich das Team offenbar gerade in der höheren Liga akklimatisiert, da war Schluss.

Nicht nur Tyrala war ob des Zeitpunktes ratlos bis verschnupft, auch große Teile der Mannschaft hätten gern unter Tyrala weitergearbeitet, wie zu hören war.

Bloß raus aus der Regionalliga

Willkommen im Alltag der Regionalliga West. Einer Liga, in der dem Großteil der Spieler profiähnliche Gehälter bezahlt werden. In der vom Verband kostspielige Auflagen in der Infrastruktur erteilt werden, in der die Einnahmen für die Klubs aber mehr als bescheiden sind. Kurz gesagt: Einer Spielklasse, die der Großteil der Vereine lieber heute als morgen Adieu sagen würde. Natürlich in Richtung oben: Ab der 3. Liga würde es für viele schon aufgrund der TV-Einnahmen leichter.

Entsprechend geht das Rennen um die Aufstiegsplätze in der Regionalliga vom ersten Spieltag an intensiv los wie wahrscheinlich nirgendwo anders. Die Fallhöhe für die Aktiven ist entsprechend hoch. Neben Tyrala erwischte es nach nur sieben Spieltagen noch zwei weitere Trainer: Björn Mehnert musste beim 1. FC Bocholt seinen Hut nehmen, bei Türkspors Mitaufsteiger Hohkeppel war für Mutlu Demir nach sieben Spielen Schluss. Obwohl auch der Sauerländer - übrigens guter Kumpel von BVB-Trainer Nuri Sahin - mit Hohkeppel wenige Wochen zuvor noch den Aufstieg hatte feiern können.

"Zu wenige Punkte"

"Wir haben zu wenige Punkte und die Leistungen sind auch nicht gut. Wir sind sehr enttäuscht und glauben, dass dieser Schritt jetzt noch einmal für alle eine Art Weckruf sein wird. Denn wir sind von der Qualität der Mannschaft überzeugt. Sie müsste aufgrund dieser viel überzeugender auftreten und erfolgreicher sein", erklärte Kevin Theisen, Sportchef von Eintracht Hohkeppel, zur Trainer-Demission.

Hohkeppel, ein Dorf in der Nähe des Ortes Lindlar im Bergischen Land, fabrizierte mit fortgesetzter und kostspieliger Verpflichtung hochklassiger Spieler einen Sprint von der Kreisliga bis in die Regionalliga, wo noch nicht Schluss sein soll. Trotz Konkurrenten wie dem MSV Duisburg, RW Oberhausen oder Fortuna Köln. "Die Liga hat sich verändert, das Ziel aber nicht: Wir wollen wie in den vergangenen Spielklassen wieder aufsteigen - diesmal in die 3. Liga", verkündete der Verein vor Saisonbeginn.

Nullnummer im Spitzenspiel - Fortuna Köln gegen MSV Duisburg

Türkspor nach Trainerwechsel wieder Letzter

Der Start ist gründlich misslungen, dennoch will man von dem Ziel 3. Liga keinen Abstand nehmen. Verpflichtet wurde als neuer Coach Iraklis Metaxas, ein weitgereister Mann mit viel Erfahrung im Profibereich. "Der neue Trainer weiß genau, was wir vorhaben: Wir wollen aufsteigen! Der Coach ist zu 100 Prozent davon überzeugt, dass er mit dieser Mannschaft aufsteigen kann. Ansonsten hätten wir ihn nicht verpflichtet", sagt Theisen.

Übrigens: Türkspor verlor das erste Spiel nach der Tyrala-Entlassung unter dem neuen Trainer Yakup Göksu mit 3:7 gegen die Zweitvertretung des SC Paderborn und ist nun wieder Tabellenletzter. Das passierte übrigens auf "eigenem" Platz. Weil der Verein kein regionalligataugliches Stadion in Dortmund zur Verfügung hat, werden Heimspiele derzeit im niederrheinischen Velbert ausgetragen. Die Tabellensituation ist definitiv nicht das einzige Problem des Dortmunder Aufsteigers.