Deutschlands Johannes Adamietz in Aktion

WDR-Sport NRW-Radprofis peilen die Weltspitze an

Stand: 04.02.2025 17:06 Uhr

NRW hat ein neues, höchst ambitioniertes Profi-Radteam: "Rembe/rad-net" wurde aus zwei bestehenden Mannschaften fusioniert. Man will schon bald bei den größten Rennen der Welt starten.

Von Olaf Jansen

Für Radprofi Johannes Adamietz ist es eine Rückkehr zu seinen Wurzeln: Der 26-jährige Kletterspezialist fährt in dieser Saison für das neu fusionierte NRW-Team Rembe/rad-net. Eine Mannschaft, die ganz hoch hinaus will. Oder besser gesagt: Von der dritten (Continental-Team) in die zweite Liga (Pro Team) der Radsport-Profiwelt aufsteigen möchte.

"Ich will sportlich an das vergangene Jahr anknüpfen, auch auf eigene Rechnung fahren und Verantwortung im Team übernehmen", sagt Adamietz, der auf der 4. Etappe der letztjährigen Slowakei-Rundfahrt seinen ersten Sieg bei den Profis feiern konnte. Dennoch wurde sein Vertrag bei seinem Pro-Team Lotto Dstny nicht verlängert - was ihn nun bei dem neuen Team aus Hagen und Arnsberg zu einer Art Teamkapitän werden lässt.

2026 - Aufstieg zum Pro-Team wird angestrebt

Die Macher um Uli Müller, der in der Vergangenheit das Team rad-net/Oßwald managte und Jörg Scherf, der für das Team rembe/Sauerland verantwortlich zeichnete, wollen hoch hinaus. "Wir möchten uns dieses Jahr einrichten und für die noch fehlenden Sponsoren sorgen, um 2026 dann als Pro-Team zu den größten Rennen der Welt zugelassen zu werden", erklärt Scherf.

Wie Rembe/rad-net starten 2025 fünf weitere deutsche Mannschaften als Continental-Teams, was es ihnen ermöglicht, bei zweitklassigen Rennen wie der Deutschland-Tour oder zum Beispiel der Türkei-Rundfahrt zugelassen zu werden.

Traum von Tour de France und Paris-Roubaix

Deutschlands Miguel Heidemann in Aktion während des Mixed Relay Team Time Trial

Deutschlands Miguel Heidemann in Aktion während des Mixed Relay Team Time Trial

Möchte man bei der Tour de France oder bei höchstklassigen Eintagesrennen wie Paris-Roubaix oder etwa Mailand-San Remo starten, muss man mindestens den Status eines Pro Teams besitzen, von denen es in Deutschland momentan keines gibt. Noch darüber rangiert die absolute Weltelite: die World Teams. Jene - aus Deutschland gehört Red Bull-Bora-hansgrohe dazu - sind automatisch für die Highlights qualifiziert.

Scherf und Co streben für 2026 den Pro-Team-Status an - man möchte sozusagen die "deutsche Lücke" schließen. "Wir haben mittlerweile viele junge deutsche Fahrer die das Potenzial für die Weltspitze mitbringen. Es gibt aber neben Bora keine deutsche Mannschaft, wo sie eine leistungsgerechte Heimat finden können. Das wollen wir werden", sagt Scherf.

Lücke im deutschen Radsport soll geschlossen werden

Um aufzusteigen, muss man sich nicht etwa sportlich qualifizieren. Man muss lediglich die Strukturen im Team schaffen, um sich zu qualifizieren: Beispielsweise mindestens 20 Fahrer einstellen, fünf festangestellte Trainer vorweisen, dazu einen bestimmten Etat vorweisen können und bestimmte Gesundheitsvoraussetzungen für die Fahrer schaffen.

Jörg Scherf

Jörg Scherf

Das alles kostet Geld, das Scherf und Co. in den nächsten Monaten einsammeln wollen. "Unser Radausrüster ist schon erstklassig, dazu haben wir starke Sponsoren. Es fehlt für den nächsten Schritt noch ein wenig, aber da sind wir dran und zuversichtlich, dass wir die noch fehlenden Geldgeber aquirieren können", sagt Scherf.

Adamietz und Heidemann als Chefs auf der Straße

Bis es soweit ist, wird das Team 2025 auf der Straße als Continental-Mannschaft unterwegs sein. Neben Adamietz legt man größte Hoffnungen in erfahrene Leute wie Miguel Heidemann - zuletzt 20. bei der Zeitfahr-WM in Zürich oder auch Jon Knolle (zuletzt Team Vorarlberg). "Wir wollen in diesem Jahr Ergebnisse sehen. Vor allem bei einem Rennen wie der Deutschland Tour oder bei Rund um Köln", fordert Scherf.

Zudem hegt das Team größte Ambitionen auf der Bahn - es stecken auch aufgrund der Zusammenarbeit mit dem Bund Deutscher Radfahrer fünf Bahn-Nationalfahrer (der bekannteste ist Roger Kluge) im Kader.

Ambitionen hegt das Team im Hinblick auf Olympia 2028: Straßen-Bundestrainer Ralf Grabsch, der gleichzeitig als Sportlicher Leiter bei Rembe/rad-net fungiert, hat sechs junge Fahrer aus dem Perspektiv-Kader für Olympia 2028 im Sauerland unter seinen Fittichen.

Schock auf Mallorca

Sie alle mussten im Januar allerdings einen Schock verkraften, als drei ihrer Teamkollegen bei einem Trainings-Unfall der deutschen Bahnrad-Nationalmannschaft auf Mallorca verletzt wurden. Bahnrad-Bundestrainer Lucas Schädlich, der ebenfalls beim Rembe/rad-net als Sportlicher Leiter mit dabei ist, war Augenzeuge des Unfalls.

Zum Glück können die Fahrer ihre sportliche Laufbahn fortsetzen, sie werden noch in dieser Saison auf die Räder zurückkehren können. In einer Saison, in der das Team aus NRW eine ganze Menge vorhat. Mit einem wie Johannes Adamietz ganz vorn.