WDR-Sport Mieke Kröger und der etwas andere Weg nach Paris
Mieke Körger ist eine Ausnahmeathletin und hat auf der Bahn schon zahlreiche Titel geholt. In Paris geht die Radfahrerin auch beim Zeitfahren an den Start und erfüllt sich damit einen Traum.
"Ein gutes Rennen fahren und nach dem Rennen nicht mehr laufen können." Das nimmt sich Mieke Kröger bei den Olympischen Spielen in Paris vor. Die Bahnrad-Olympiasiegerin von 2021 geht in Paris zum ersten Mal am Samstag an den Start - bei ihrer heimlichen Lieblingsdisziplin, dem Zeitfahren (Samstag, 14.30 Uhr).
Nach Rio und Tokio kommt jetzt Paris
"Ich wollte schon immer das Zeitfahren bei Olympia mitmachen, aber es waren jedes Mal andere bessere als ich", sagt die 30-Jährige, die in Hürth lebt. Das ist in diesem Jahr anders. Die frisch gebackene Deutsche Meisterin im Zeitfahren erfüllt sich bei ihrer dritten Olympia-Teilnahme einen Traum. Ihr Weg dahin ist einmalig.
Mieke Kröger hat in ihrer Radsportkarriere so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Sie ist Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin und Sportlerin des Jahres in Deutschland. Das alles mit dem Bahnradvierer der Frauen.
Kröger steigt aus Profivertrag aus
Und auch auf der Straße war Kröger Jahre lang erfolgreich unterwegs, hatte einen gut dotierten Profivertrag im Gepäck. Den hat die ehemalige Deutsche Meisterin auf der Straße mittlerweile aufgegeben. "Es gab Tage, da habe ich es gehasst", sagt Kröger im Gespräch mit dem WDR.
Auf das Risiko, Gedränge, den ständigen Kampf um die Position und die damit einhergehenden Stürze hatte Kröger schlichtweg keine Lust mehr. "Das war so anstrengend und hat so viel Energie gekostet, mich dahin zu kriegen, dass ich das Rennen ordentlich fahren konnte. Das habe ich irgendwann nicht mehr gepackt."
Training auf selbstgebautem Stahlrad
Auch in ihrem Training hat sie einiges umgestellt, trainiert viel auf einem besonderen und eher ungewöhnlichen Rad: "Ich habe es selbst gebaut, es ist aus Stahl aber hat eine moderne Geometrie", sagt Kröger, die auch bei ihrem Rad für Paris ihre Finger mit im Spiel hatte: "Ich habe mal ein Praktikum bei der Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) gemacht. Da habe ich meinen Rahmen, den ich bei den Spielen fahre, selbst laminiert." Im Zuge der Qualitätssicherung wurde ihr Rad auch offiziell zugelassen, "von daher wird das schon alles halten und ich kann das nicht auf den Rahmen schieben."
Ihre unkonventionelle Ader zeigte Kröger auch bei der Team-Einkleidung Anfang Juli in Düsseldorf. Als Kröger ihr Gelb-Rot-Graues Outfit entgegennahm sagte sie, sie würde am liebsten ganz in Gelb durch Paris laufen. Mit gelber Kappe, gelber Hose und gelben Shirt. "Klar ist das ein bisschen drüber, aber ich gebe viel für Lacher", sagte die gebürtige Bielefelderin.
Samstag: 32,4 Kilometer durch Paris
Viel für ein gutes Rennen wird Kröger dann am Samstag erst einmal alleine beim Zeitfahren geben. Der flache, 32,4 Kilometer lange Zeitfahr-Kurs dürfte der 1,83 Meter großen Athletin liegen. Welche Platzierung sie anstrebt, behält Kröger für sich. "Ich fahre einfach so schnell ich kann", sagt die 30-Jährige, die hinter der Ziellinie das Gefühl haben müsse, "nur noch am Boden liegen zu wollen. Wenn man das nicht schafft, ist das nicht sonderlich erfüllend."
Nach dem Rennen am Samstag geht es für die gebürtige Bielefelderin dann erst mal wieder für drei Tage nach Hause ins Rheinland. Die Wettkämpfe auf der Bahn finden erst in der zweiten Olympia-Woche statt. Ab Mittwoch (06.08., 17.30 Uhr) sprintet Kröger dann gemeinsam mit Franziska Brauße, Lisa Klein und Laura Süßemilch um Edelmetall.
Auf der Bahn: Ziel ist eine Medaille
Auf der Bahn ist die Zielsetzung konkreter. "Tatsächlich lag der Fokus aber die ganze Saison auf dem Bahn-Vierer, wir sind harmonisch und eingespielt, eine Medaille wünschen wir uns", sagt Kröger.