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WDR-Sport Deutsche Badminton-Spieler in der Verfolgerrolle
Bei den German Open in Mülheim an der Ruhr haben deutsche Teilnehmer so gut wie keine Chancen, einen Titel zu holen.
Es ist wenig Zeit für die deutschen Badminton-Cracks in diesen Tagen. Zwischen seinem Doppel-Einsatz bei den German Open in Mülheim an der Ruhr (25. Februar bis zum 2. März) und dem vorherigen Erreichen des Hauptfeldes im Mixed-Wettbewerb hat Jan Colin Völker am späten Montagnachmittag (25.2.2025) noch kurz Zeit für ein Gespräch.
"Im Mixed ist es ein Erfolg, dass wir die Qualifikation geschafft haben. Aber in der nächsten Runde spielen wir gegen sehr starke Chinesen. Im Doppel haben wir im Hauptfeld eine 50:50-Chance", sagt der Nationalspieler und Bundesligaprofi vom TV Refrath dem WDR. "Wenn man die erste Runde schafft, dann wäre das ein guter Erfolg."
Deutsche Spieler bei großen Turnieren dabei
Die Aufgabe ist groß: Schließlich bildet das Turnier den Auftakt der Europa-Tour und ist mit 240.000 US-Dollar Preisgeld ausgestattet. Es gibt also viel Geld zu verdienen. Kein Wunder also, dass sich ein großer Teil der Weltelite derzeit in Mülheim trifft. In allen Disziplinen sind Olympia-Teilnehmer, Welt- und Europameister dabei. Superstar ist der Däne Viktor Axelsen.
Von solchen Sphären sind die deutschen Badmintonspieler weit entfernt. Dennoch: "Wir stehen ganz gut in Europa da und wir schaffen es auch, die größten Turniere zu spielen", sagt der 26-Jährige. Bei Turnieren dieser hohen Kategorie werden Teilnehmer streng nur nach Weltranglistenposition zugelassen.
Keine Starter im Einzel-Hauptfeld
"Wir sind eine kleine Sportart in Deutschland ", sagt Heinz Kelzenberg dem WDR. Der 62-Jährige ist Trainer des Bundesligateams des TV Refrath und seit 35 Jahren im Hochleistungsbereich im Badminton tätig. "Es ist schon sehr schade, dass wir in diesem Jahr nur so wenige Starter haben." Weder im Herren- noch im Damen-Einzel gab es im Hauptfeld in Mülheim einen deutschen Starter.
Aber weshalb ist da so? "Wir verlieren so langsam den internationalen Anschluss an Dänemark und Frankreich. Diese Nationen machen mit viel Tradition, sehr viel Geld und auch mehr Personal sehr viel mehr richtig als wir", sagt Kelzenberg. Und die asiatischen Länder haben ohnehin einen großen Vorsprung was das Interesse und die Aktivität beim Badminton angeht.
Zeit für Ausbildung zu gering
Deutschland hinkt in dieser Frage hinterher. "Ich bekomme es vor Ort nicht organisiert, dass unsere jungen Talente regelmäßig zweimal am Tag trainieren, was sie eigentlich müssten", sagt Kelzenberg und benennt damit das aus seiner Sicht wohl größte Problem in der Ausbildung. "Die jungen Leute müssen hier von 8 Uhr bis 15 Uhr in die Schule gehen", sagt er. Dies sei in anderen Ländern - etwa in Frankreich - anders und besser zugunsten der Sportler geregelt.
Noch gehöre die Nachwuchsabteilung in Refrath zu den besten in ganz Deutschland, sagt Kelzenberg. Der Klub tue alles dafür, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Zu den Top-Nationen Asiens werden aber wohl auch die zukünftigen Talente aus Deutschland nicht mehr heran rücken können. "Der Zug ist abgefahren", sagt Kelzenberg.
Aber: Die Quantität an Top-Talenten sei zwar niedrig, die Qualität sei aktuell aber noch da, sagt Völker. "Aber alle sind ganz klar in der Verfolgerolle."