WDR-Sport Corona bei Olympia: Deshalb sind Spitzensportler eher kein Vorbild
Trotz Corona bei den Olympischen Spielen angetreten: Einige Spitzenathleten haben das gemacht. Experten halten das für keine gute Idee.
Jahre haben sie sich auf ein Event wie die Olympischen Spiele vorbereitet – und dann das: Ausgerechnet in einer Zeit, die wohl der Höhepunkt ihrer Sportkarriere sein soll, erkranken Spitzenathleten an Corona. Passiert ist das beispielsweise US-Sprinter Noah Lyles. Und die deutsche Weitspringerin Malaika Mihambo hatte immerhin noch mit den Folgen ihrer Corona-Erkrankung zu kämpfen.
Athlet Noah Lyles testet positiv für Corona
Die beiden sind - wie einige andere Athletinnen und Athleten auch - trotz einer aktuellen oder gerade überstandenen Covid-19-Erkrankung bei den Olympischen Spielen in Paris angetreten.
Lyles etwa musste nach dem Lauf über 200 Meter im Rollstuhl aus dem Innenraum des Stade de France gebracht werden. Mihambo schaffte es sogar aufs Siegertreppchen – anschließend musste sie nach einem Reizhustenanfall nach der Ehrenrunde ebenfalls im Rollstuhl aus dem Stadion gefahren werden. Doch die (Langzeit-)Folgen von Corona sind nicht zu unterschätzen.
Coronavirus kann sich aufs Herz auswirken
"Im Prinzip war es aus medizinischer Hinsicht grob fahrlässig, dass die an Covid-19 erkrankten Athleten zu den Wettkämpfen zugelassen wurden“, sagt Prof. Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln. Denn das Coronavirus könne sich bei den Betroffenen auf Organe wie beispielsweise das Herz auswirken und zu einer Herzmuskelentzündung führen. Eine mögliche Folge davon: Eine massive Herzschwäche.
Prof. Ingo Froböse
Zudem haben Lyles und andere an Corona erkrankte Spitzenathleten nicht nur ihre eigene Gesundheit aufs Spiel gesetzt: Das Risiko, andere im eigenen Team und darüber hinaus anzustecken, ist hoch – vor allem, wenn Betroffene dann keine Maske tragen.
Als Sportler oder Sportlerin hat man auch Verantwortung für andere, insofern ist eine Wettkampfsteilnahme trotz Corona ein Verstoß gegen das Fairplay.
Prof. Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln
Sein Appell: Normalsportler sollten sich die Spitzenathleten nicht zum Vorbild nehmen, also: Kein Sport bei Corona. Das gilt auch für andere Infekte wie etwa eine Grippe.
Das ist bei Corona und Sporttreiben zu beachten
- Mit Sport pausieren: "Bei Corona sollte man mindestens eine Woche mit dem Sporttreiben pausieren", rät Froböse. Das Training sollte man erst wieder aufnehmen, wenn alle Symptome wie etwa Atemnot vollständig abgeklungen sind.
- Puls kontrollieren: Betroffene sollten regelmäßig ihren Puls kontrollieren. "Die Herzfrequenz im Ruhezustand ist ein guter Indikator, inwieweit man genesen ist", sagt Froböse. Bei einem Erwachsenen liegt laut Deutscher Herzstiftung der Puls in Ruhe bei etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute, er kann je nach Wetter und Tageszeit schwanken. Ist der Wert um vier bis sechs Schläge erhöht, sollte man mit dem Sporttreiben noch warten.
- Langsamer Einstieg: Nicht empfehlenswert ist es laut Froböse, gleich wieder mit dem gleichen Trainingspensum wie vor dem Infekt loszulegen: "Es lieber langsam angehen lassen und auf den Körper hören." Signalisiert er Erschöpfung und Mattheit, dann keinen falschen Ehrgeiz entwickeln und weitermachen – sondern: Pausieren.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Prof. Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln gegenüber dem WDR
- Website der Deutschen Herzstiftung
Redaktioneller Hinweis:
In einer früheren Version des Beitrags haben wir die Fälle von US-Sprinter Noah Lyles (mit Corona angetreten) und der deutschen Weitspringerin Malaika Mihambo (nach Corona angetreten) nicht klar genug unterschieden. Das wurde in der aktuellen Version korrigiert.