
Champions League Die zwei Gesichter von Borussia Dortmund
Mit einem 2:1-Sieg beim OSC Lille ist Borussia Dortmund ins Viertelfinale der Champions League eingezogen. Erneut hat sich gezeigt: Berechenbar ist beim BVB in dieser Saison nur die Unberechenbarkeit.
Nach einem überzeugenden Auftritt im Champions- League-Achtelfinalrückspiel trifft Borussia Dortmund im Viertelfinale auf den FC Barcelona. Und erneut stellt sich Frage: Gelingt es dieses Mal? Kann der BVB den Schwung aus Lille mitnehmen und endlich auch in der Bundesliga eine Aufholjagd starten?
Ihr Wiedersehen haben Niko Kovac und Hansi Flick schon vor Wochen verabredet. Da gratulierte der Trainer von Borussia Dortmund seinem früheren Co-Trainer herzlich zum 60. Geburtstag, wie er in Lille mit heiserer Stimme berichtete. Die einstigen Gefährten befanden schon damals, dass ein Duell doch eigentlich ganz nett wäre.
Nun kämpft das frühere Bayern-Duo gegeneinander um den Einzug ins Champions-League-Halbfinale. "Ich bin sehr stolz. Und seit Tagen angeschlagen - gegen 40.000 Leute anzuschreien, hat mir nicht geholfen", sagte Kovac lächelnd.
In Europa Top - in der Bundesliga Mittelmaß
Auf dem nächtlichen Rückflug nach Paderborn begleitete die Mannschaft ein seltener Passagier: Selbstvertrauen. "Wir sind wieder unter den besten Acht in Europa", stellte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem Sieg in Frankreich zufrieden fest, "das ist erneut ein richtig gutes Zeichen." Bezeichnend aber sein Nachsatz: "Es zeigt, dass diese Mannschaft auch etwas kann."
BVB-Trainer Kovac sieht seine wankelmütigen Profis sogar "für solche Spiele geboren" - und vielleicht ist genau das auch das Problem. Im Flutlicht auf der großen Bühne kann diese Mannschaft über sich hinauswachsen, manchmal. Trifft sie aber im Liga-Alltag auf einen Club wie den FC Augsburg, ist sie ratlos. Die aktuelle Bilanz der zwei unterschiedlichen Gesichter des BVB: In Europa gehört man zu den acht besten Mannschaften - in Deutschland nur zu den zehn besten. Warum? "Es gibt so Sachen", sagte Karim Adeyemi mit einem Kopfschütteln. "Es ist hart."
Auch Spieler sind ratlos
Adeyemis Ballvertändeln im Mittelfeld leitete ein Gegentor (5.) ein, das die gesamte kuriose BVB-Seuchensaison in wenigen Sekunden widerspiegelte: Pleiten, Pech und Pannen. Doch die Dortmunder kämpften sich endlich mal durch Widerstände und drehten das Spiel überzeugend. Einerseits. Andererseits: Einfacher als über Sporting Lissabon und Lille geht es nicht ins Viertelfinale. "Wir sind auch nicht zufrieden, solche Ergebnisse abzuliefern und dann in der Champions League top zu spielen", sagte Adeyemi. "Manchmal im Leben soll es einfach nicht sein."

Karim Adeyemi
Ratlosigkeit bei den Spielern über das Auf - und Ab in der Performance. Der BVB hat unterstrichen, dass er für die Champions League taugt - jetzt ist seine einzige Chance, aus der Achterbahn auszusteigen und in der Bundesliga eine Serie zu starten. Dort steht für den BVB am Samstagabend (18.30 Uhr) das Topspiel bei RB Leipzig an.
Schwung aus Lille soll mitgenommen werden
Das Phänomen der zwei Gesichter - die maximale Diskrepanz zwischen Liga-Alltag und Euro-Auftritten, auch die BVB-Verantwortlichen sind noch immer auf Erklärungssuche. Schon in der vergangenen Saison retteten Kapitän Emre Can und Co eine Durchschnitts-Saison nur durch die überraschende Teilnahme am Champions-League-Finale in London (0:2 gegen Real).
Für Lille hatte Trainer Niko Kovac sein Team mit einem Donnerwetter wachgerüttelt. Nach der enttäuschenden Liga-Niederlage gegen Augsburg sei die Ansprache "deutlich und direkt" gewesen. Es geht weiterhin nur über die Einstellung. Auch Sportdirektor Kehl befand: "Sie haben viel investiert und sich zerrissen". Um sogleich zu fordern: "Das müssen sie auch am Samstag tun."
Unsere Quellen:
- Spiel OSC Lille - Borussia Dortmund
- Material der Nachrichtenagentur SID