Leichtathletik | Kugelstoßen Yemisi Ogunleye nach WM-Silber: "Unglaublich, was heute passiert"
Leichtathletik-Sensation in Glasgow: Die Mannheimer Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye hat bei der Hallen-WM in Glasgow überraschend Silber gewonnen.
Eingehüllt in eine Deutschland-Fahne gratulierte Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye nach der ersten deutschen WM-Medaille unter dem Hallendach seit sechs Jahren freudestrahlend der nur um eine Winzigkeit besseren Weltmeisterin. "Es ist unglaublich, was heute passiert ist", jubelte Yemisi Ogunleye nach ihrer überraschenden Silber-Medaille bei der Leichtathletik-WM in Glasgow.
"Das gibt mir Freude und Zuversicht, meine Reise fortzusetzen." Die Silbermedaille sei "ein tolles Geschenk" für ihr ganzes Team. Die Mannheimerin bugsierte die Kugel auf 20,19 Meter. Damit landete die Kugel nur drei Zentimeter vor der Kugel der Kanadierin Sarah Mitton und deutlich hinter der Kugel der amerikanischen Freiluft-Weltmeisterin Chase Jackson, die mit 19,67 Metern auf Platz drei landete.
Fünf Monate vor der Freiluft-EM in Rom und den Olympischen Spielen in Paris steigerte 25-Jährige ihre persönliche Bestweite (19,57 Meter) um ganze 62 Zentimeter. "Ich wusste, ich trete heute gegen die weltbesten Athletinnen an. Zu wissen, dass ich eine davon bin, macht mich unglaublich froh und glücklich", sagte Ogunyele: "Den Zentimetern zu Gold trauere ich gar nicht hinterher. Ich bin unglaublich dankbar, hier mit der Silbermedaille rauszugehen." Dass sie jetzt zum Kreis der 20-Meter-Sportlerinnen zählt, soll nicht das Ende bedeuten. "Das macht mir keinen Druck", sagte Ogunleye.
YouTube-Video von SWR Sport: "Kugelstoßen & Gospel-Chor: Yesimi Ogunleye will zu Olympia"
Verletzung warf Ogunleye zurück
Ogunleye, die nach zwei Knie-Operationen bereits vor dem Karriereende gestanden hatte, war erst 2023 nach einer deutlichen Leistungssteigerung in die erweiterte Weltklasse vorgestoßen und hatte sich für die WM in Budapest qualifiziert. Bei ihren ersten großen Titelkämpfen war sie Zehnte geworden. Mit Ogunleyes Silbermedaille hat das deutsche Team die Erwartungen in Glasgow schon jetzt übertroffen - 2022 in Belgrad war der DLV ohne Medaille geblieben.
Yemisi Ogunleye freut sich über ihre Silbermedaille
Der Glaube und die Bibel gaben Ogunleye Kraft
Vorbei die Selbstzweifel, die Ogunleye nach ihrer Verletzung vor zwei Jahren noch auf Schritt und Tritt begleiteten. Wie stets in ihrem Leben, in dem der Glaube "eine große Stütze" ist, half ihr dieser auch in Schottland. "Ich bin heute Morgen aufgewacht, habe meine Bibel aufgeschlagen und einen Vers gelesen, der hieß: 'Sei mutig und stark, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir'", erzählte Ogunleye im ARD-Interview, "und mit diesem Vers bin ich in diese Weltmeisterschaft gegangen: Du wirst mutig, stark und zuversichtlich sein. Du hast es verdient, hier zu sein, und du kannst mehr erreichen, als du dir vorstellen kannst."
Ogunleye gewann die erste Medaille einer deutschen Kugelstoßerin seit Silber von Christina Schwanitz vor zehn Jahren. Schwanitz war bis zum Freitag auch die letzte Deutsche, die mit der Vier-Kilo-Kugel über 20 Meter stoßen konnte - zuletzt im Jahr 2016. Alina Kenzel vom VfB Stuttgart belegte mit 17,80 Metern Rang elf.