Maike Hausberger

Para-Sport Maike Hausberger - Zeitfahr-Ass ohne Zeitfahrrad

Stand: 12.04.2025 10:14 Uhr

Die Zeitfahrspezialistin Maike Hausberger gewann bei den Paralympischen Spielen in Paris die Goldmedaille. Trotzdem steht sie kurz vor Saisonbeginn ohne passendes Fahrrad da.

Die letzten Saisonvorbereitungen für Maike Hausberger sind in vollem Gange. Trainingslager im Breisgau – mit Vollgas ins neue Sportjahr. Das zumindest ist der Plan der Goldmedaillengewinnerin von Paris. Das vergangene Jahr: ein einziger sportlicher Traum. In Paris feiert Hausberger zunächst die Bronzemedaille auf der Bahn. Nur kurze Zeit später dann die Krönung: Im Einzelzeitfahren auf der Straße fährt sie allen davon. Gold im Rennen gegen die Konkurrenz und und Uhr. "Dort oben zu stehen, das war einfach so gigantisch", erzählt sie heute.

Paracyclerin Maike Hausberger: Gold in Paris, im Weltcup ohne Fahrrad?

"Man bekommt vor allem von außen gesagt: 'Hey, du bist jetzt Paralympics-Siegerin, Du kannst jetzt was erwarten'", erinnert sich die 30-Jährige. Doch die Realität sehe anders aus, bilanziert sie heute frustriert: "Es ist tatsächlich so, dass ich lernen musste, wie wenig ein Paralympics-Sieg eigentlich in Deutschland doch wert ist."

Zwei Wochen vor Saisonbeginn sitzt Hausberger auf ihrem Straßenrad im Breisgau und trainiert. Ein Zeitfahrrad hat sie keines mehr. Bei ihrem Wechsel von Cottbus nach Rheinland-Pfalz vor wenigen Monaten muss sie ihr Spezialrad in Brandenburg lassen. Doch selbst das "Gold-Rad" von Paris sei eigentlich längst nicht mehr qualitativ auf der Höhe gewesen, erklärt sie.

Mit einer "Möhre" im Para-Finale

Bei den Paralympischen Spielen in Paris 2024 wird Hausberger von der Konkurrenz für ihr Equipment belächelt. "Mit was für einer Möhre kommst Du denn hier an?", zitiert sie ihre scherzenden Kontrahenten. "Ich denke, ich hatte das älteste Rad im Fahrerfeld. Und keinen Ersatz. Hätte ich eine Panne gehabt, hätte ich aufs Straßenrad umsteigen müssen. Und das in einem Paralympischen Finale..."

Mehr als 20 Stunden Training investiert Hausberger jede Woche in ihren Sport, dazu kommen Trainingslager und Wettkämpfe. Mit einem Job natürlich nur schwer vereinbar. Sportfördergruppen bei der Polizei oder Bundeswehr, wie es sie für Olympia-Athleten gibt, sind für Para-Sportler nicht vorgesehen, auch Sponsoren zeigen wenig bis kein Interesse. So bleibt nur die Sporthilfe. Nach eigener Aussage erhält Hausberger 2.000 Euro brutto im Monat. Zu wenig, um den Lebensunterhalt und ein Sportgerät zu finanzieren. Mindestens 15.000 Euro kostet ein gutes Zeitfahrrad.

"Mehr Amateur geht nicht"

Mir wurde schon häufig die Frage gestellt, ob ich meinen Titel in Los Angeles verteidigen möchte. Da sage ich natürlich: 'ja, gerne!' Und mein zweiter Gedanke ist dann: 'Aber vielleicht kann ichs mir gar nicht leisten.'" Maike Hausberger

"Mehr Amateur geht gar nicht, als ein internationales Zeitfahrrennen mit einem Straßenrad fahren zu müssen", findet die Paralympics-Goldmedaillengewinnerin. Das werde dem Rennen nicht gerecht, sagt sie. "Und es wird auch dem Niveau und dem Para-Sport nicht gerecht", kritisiert Hausberger und hofft auf eine Verbesserung der Lage.

Der Württembergische Radsportverband versuche, ihr zumindest leihweise ein Rad zu organisieren. Das bestätigt der Verband auch gegenüber SWR Sport. Für Maike Hausberger zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer, zwei Wochen vor Beginn der Wettkampfsaison.

Sendung am So., 13.4.2025 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR