Wellbrock und Beck enttäuschen Schwimm-WM - Lag es nur an der Wassertemperatur?
Sie gehören seit Jahren zur absoluten Weltspitze im Freiwasser: Florian Wellbrock und Leonie Beck. Doch bei der Schwimm-WM in Doha war für sie nichts zu holen.
Beide reisten als Doppelweltmeister in den Wüstenstaat, beide gingen am Ende leer aus. Zunächst verpasste Leonie Beck über die olympische Distanz deutlich die Medaillenränge, schlug als 20. mit 00:45 Sekunden Rückstand auf die neue Weltmeisterin Sharon van Rouwendaal an. Auch über die 5 Kilometer kam sie nur als 14. ins Ziel. Wieder hieß die Weltmeisterin van Rouwendaal. Erstaunlich auch deswegen, weil die niederländische Athletin vom deutschen Bundestrainer und Wellbrocks Heimtrainer Bernd Berkhahn in Magdeburg trainiert wird. Van Rowuendaal zeigte sich in Topform. Leonie Beck und auch Florian Wellbrock dagegen nicht.
Auch Vorzeigeathlet Wellbrock schwimmt hinterher
Der Weltklasseschwimmer aus Magdeburg kam in der olympischen Distanz von 10 Kilometern, eigentlich seine Paradestrecke, nicht über Platz 29 hinaus, war am Ende sogar 1:37 Minuten langsamer als der neue Weltmeister Kristof Rasovszky aus Ungarn. Auch über die 5. Kilometer Distanz konnte er nicht mithalten, wurde hinter Oliver Klemet (8.) sogar nur zweitbester Deutscher (9.).
Und auch die 4x 1500 Mixed Staffel (Leonie Beck/Rieder/Oliver Klemet/Schubert) verpasste eine Medaille, wenn auch nur knapp. LeonieBeck, Celine Rieder, Oliver Klemet und Arne Schubert belegten in 1:04:11,60 Stunden den vierten Platz. Australien, Italien und Ungarn waren nicht zu halten.
War das Wasser zu kalt?
Es gibt viele Fragen nach den erfolglosen Auftritten der Deutschen im Freiwasser. Die wichtigste lautet: Woran hat es gelegen? Die Antworten fallen unterschiedlich aus. Oft wird das wellige, kalte Wasser als Grund genannt. Um die 19 Grad hatte das Meerwasser vor Doha. Und damit war es deutliche sieben Grad kälter als bei den großen Triumphen bei der WM im vergangenen Jahr in Fukuoka.
Dennoch sind die Bedingungen für alle Athleten gleich und das Meer, wie so oft und gerne gesagt wird, unberechenbar. Das wissen auch Florian Wellbrock und Leonie Beck, die deshalb schnell ihren Trainingsfokus wieder auf die Olympische Spiele legen müssen. Bei den Spielen in Paris wird im Fluß geschwommen. Die Seine wird voraussichtlich ähnliche Temperaturen haben, wenn nicht sogar kälter sein, und dazu kommen Strömungen.
Jetzt wird alles auf Paris ausgerichtet
Bundestrainer Constantin Deppmeyer aber macht Mut und betont, dass der Trainingskalender voll und ganz auf Paris ausgelegt sei. Das lässt hoffen, dass die deutschen Top-Sportler im Freiwasser in Doha nur mit halber Kraft unterwegs waren. Leonie Beck bilanzierte: „Wir sind auch keine Superhelden, wir sind auch keine Roboter, wir sind auch nur Menschen. Das kann auch mal passieren, dass wir keine Medaille holen.“ Eine detaillierte Erklärung für das schwache Abschneiden bleibt aber aus.
Zufrieden ist man beim DSV naturgemäß keineswegs, beunruhigt aber auch nicht. Die Hoffnungen auf ein erfolgreiches Abschneiden im Freiwasser bei den Olympischen Spiele sind nach wie vor groß. Das Jahr ist komplett auf die Spiele ausgerichtet. Das große Problem von Beck und Wellbrock ist nur, dass aktuell niemand so richtig weiß, wo er steht. Denn Selbstvertrauen hat diese Weltmeisterschaft mit Sicherheit nicht gegeben. Im Gegenteil. Die großen Konkurrenten aus Ungarn, Italien und den Niederlanden konnten auch hier zeigen, dass sie schon früh im Jahr in Topform sein können und ihre Ambitionen auf Medaillen in Paris sind nicht kleiner.
Wellbrock geht im Becken an den Start
Florian Wellbrock hat die Mixed-Staffel ausgelassen. Er konzentriert sich bei der WM in Doha jetzt auf die Becken Wettbewerbe über 800 und 1500 Meter. Hier ist der Druck wesentlich höher. Schließlich fehlt ihm im Gegensatz zum Freiwasser im Becken über beide Distanzen noch die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Fast schon gebetsmühlenartig betont der gebürtige Bremer daher immer wieder, dass die Trainingszeiten gut seien und er zuversichtlich in die Wettbewerbe gehe.
Die mentale Stärke, die gerade ihn auszeichnet, wird in diesem Jahr bei den deutschen Athleten auf die Probe gestellt. Denn im Freiwasser gab es Wettbewerbe ohne Medaille schon sieben Jahre nicht mehr. Gerade für die beiden doppelten Weltmeister also gilt: dieses ungewohnt nachrangige Abschneiden bei den Freiwasser-Wettbewerben im Januar im Wüstenstaat Katar.