SR-Interview mit Europameister von 1996 Kuntz nicht offiziell als Frauentrainer angefragt
Derzeit ist unklar, wie es für den Saarländer Stefan Kuntz nach seiner Entlassung als Trainer der türkischen Nationalmannschaft weitergeht. Gerüchte gab es mehrere – unter anderem als Nachfolger für Frauen-Bundestrainerin Voss-Tecklenburg. Bislang hätten die Funktionäre aber keinen Kontakt zu ihm aufgenommen, so Kuntz im SR-Interview.
Seit einer Woche steht fest, dass Stefan Kuntz nicht weiter als Trainer der türkischen Nationalmannschaft arbeiten wird. Der Vertrag des gebürtigen Neunkirchers wurde aufgelöst.
Gerüchte um Bundestrainerposten
Wie es nun für ihn weitergeht, steht derzeit noch nicht fest. Gerüchte gab es dazu in den vergangenen Wochen mehrere. Unter anderem wurde er als möglicher Nachfolger für Ex-Bundestrainer Hansi Flick gehandelt. Laut Kuntz ist er aber nie von den Verantwortlichen kontaktiert worden. Inzwischen steht auch fest: Der Job geht an Julian Nagelsmann.
Auch Kuntz als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Martina Voss-Tecklenburg ist laut dem Saarländer nicht mehr als ein Gerücht. In diesem Fall habe es bislang ebenfalls keine Gespräche zwischen den Verantwortlichen und Kuntz gegeben. "Ich äußere mich gerne dazu, wenn jemand von den Funktionären zu mir Kontakt aufnimmt", sagte Kuntz im Gespräch mit dem SR.
Inhalt wichtiger als Größe der Aufgabe
Kuntz will sich auch nicht festlegen, ob er seine Zukunft eher im Verein oder in einem Verband sieht. Alles hänge von der "Attraktivität der Aufgabe" ab. "Wenn ich das Gefühl habe, ich kann mich dort weiterentwickeln, dann muss das vielleicht gar nicht was ganz Großes sein, sondern es geht mir dann nachher um den Inhalt der Aufgabe."
Doch bei einem ist sich Kuntz sicher: Er wird von seinen Erlebnissen in der Türkei profitieren. "Die Erfahrung, die ich gemacht habe, wird mir sicherlich bei allen nächsten Aufgaben helfen."
Kein Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Vorstand
Dass die Zeit in der Türkei nicht immer einfach war, zeigt sich auch im SR-Interview. So kam seine Entlassung aus der türkischen Nationalmannschaft für Kuntz nicht völlig unerwartet. Der Vorstand, der ihn in die Türkei geholt habe, sei im vergangenen Jahr durch einen anderen ersetzt worden.
"Da hat man dann eigentlich über die Zeit schon gemerkt, dass da kein Vertrauensverhältnis da ist, dass keine Rückendeckung da ist und von daher hat man insgeheim bereits damit gerechnet", sagte der frühere Fußball-Nationaltrainer der türkischen Mannschaft.
Druck von Medien und Social Media
Aus sportlicher Sicht habe es für die Entlassung eigentlich keinen Grund gegeben. Die Mannschaft habe relativ viele Punkte geholt, so sei es schwer gewesen einen Grund für die Entlassung zu finden. "Und den haben sie bisher auch noch nicht richtig gefunden", so Kuntz.
Kuntz verweist aber auch auf die Rolle der türkischen Medien und die Kommentare in den sozialen Netzwerken. Das sei kein Vergleich mit der Situation in Deutschland. Daraus erwachse Druck auf die Spieler und die Verantwortlichen.
"Elversberg extrem bewunderswert"
Mit Blick auf die saarländischen Profi-Clubs verfolgt Kuntz deren Weg regelmäßig – auch aus der Ferne. Zudem habe er mit einigen aktuellen Verantwortlichen in der Vergangenheit zusammengearbeitet. So war der jetzige Manager und Trainer des 1. FC Saarbrücken, Rüdiger Ziehl, in Kuntz' Zeit als Sportdirektor des TuS Koblenz Spieler gewesen.
Mit Elversbergs Trainer Horst Steffen hat Kuntz sogar als Aktiver bei Bayer Uerdingen zusammengespielt. "Und was die SV Elversberg derzeit macht, ist extrem bewundernswert – gerade die drei Siege in Folge."
Allerdings, fügte Kuntz mit einem Grinsen an, sehe er das neben einem lachenden auch mit einem weinenden Auge. "Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass das Engagement der Familie Holzer bei Borussia Neunkirchen stattfindet", lacht der 60-Jährige. Kuntz wurde in Neunkirchen geboren und machte als Jugend- und aktiver Spieler seine ersten Schritte bei Borussia Neunkirchen.
Über dieses Thema hat auch die SR 3-Region am Mittag am 27.09.2023 berichtet.