Archivbild: Schülerinnen und Schüler nehmen an einem Schwimm-Intensivkurs vom Landessportbund Berlin und der Sportjugend Berlin im Kombibad Gropiusstadt teil. (Quelle: dpa/Kalaene)

Wachstum, Wartelisten, Sportstätten Wachstum, Wartelisten, Sportstätten: Wissenswertes zu den Rekordzahlen des LSB Berlin

Stand: 25.03.2025 18:05 Uhr

Der Landessportbund Berlin kann für das Jahr 2024 einen Rekord bei den Mitgliederzahlen verzeichnen. Erstmals wurde die Marke von 800.000 übertroffen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie stark sind die Zahlen gestiegen?

"Der Berliner Sport ist auf Rekordkurs", sagte Thomas Härtel, Präsident des Landessportbundes Berlin (LSB), am Dienstagnachmittag auf einer Pressekonferenz. Konkret verzeichnete der LSB Berlin zum Stichtag 1. Januar 2025 erstmals mehr als 800.000 Mitgliedschaften, um genau zu sein 809.436.
 
Das entspricht einem Wachstum von 3,6 Prozent und 28.141 mehr Mitgliedern als noch im Vorjahr. "Damit liegen wir gut im Bundestrend", so LSB-Sportdirektor Friedhard Teuffel.

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Wie verteilen sich die Mitgliedschaften?

"Man sieht nicht nur das große Wachstum, sondern auch, dass sich an der Geschlechtsverteilung bei uns in diesem Jahr nicht mehr so viel verändert hat", sagte Teuffel. "Der männliche Bereich wächst sogar etwas stärker. Das verlangt von uns einen genauen Blick und eine genaue Analyse: Was sind die Ursachen dafür? Wie können wir mehr Mädchen und Frauen erreichen, um in unseren Vereinen Sport zu machen? Oder sind vielleicht gerade sie es, die besonders unter den Wartelisten zu leiden haben?"
 
In Zahlen bedeutet das: Den 513.134 Mitgliedschaften von Jungen und Männern stehen 292.995 Mitgliedschaften von Mädchen und Frauen gegenüber. Verluste beklagen Berlins Vereine den LSB-Angaben zufolge in den Altersgruppen der Mädchen bis 6 Jahre (minus 466), der jungen Frauen von 19 bis 26 Jahre (minus 2.996) sowie bei Frauen (minus 648) und Männern (minus 1.074) in der Altersgruppe 51 bis 60 Jahre.

Wie ist das Mitgliederwachstum zu erklären?

"Wir freuen uns, dass Berlins Sportvereine für die Menschen in unserer Stadt so attraktiv sind. Das Bedürfnis, Sport zu treiben, sich zu bewegen und Gemeinschaft zu erleben ist nach wie vor ungebrochen", so Härtel.
 
Vor allem die Fußball-Europameisterschaft der Männer im vergangenen Sommer sowie die Olympischen Sommerspiele in Paris hätten gerade bei Kindern und Jugendlichen eine große Anziehungskraft erzeugt. Ganz allgemein lobte Härtel die "tolle und gute Arbeit", die Berlins Vereine und Verbände insbesondere seit der Corona-Pandemie geleistet haben.

Symbolbild: Werbekampagne zur Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele 2024, aufgenommen am 18.02.2015. (Quelle: dpa/Marcus Golejewski/Geisler-Fotopress)
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Welche Berliner Vereine sind aktuell am mitgliederstärksten?

Das sei "immer eine spannende Frage, mindestens mal Folklore", so Teuffel. "Die Spitzenposition hält nach wie vor der 1. FC Union mit 69.276 Mitgliedschaften."
 
Den zweiten Platz belegt Hertha BSC mit 58.386 Mitgliedern, gefolgt vom Deutschen Alpenverein mit 26.524 und dem SCC Berlin mit 8.973.
 
Die Freie Sportvereinigung Hansa 07, die jüngst mit dem Zukunftspreis des Berliner Sports ausgezeichnet wurde, kann inzwischen knapp 1.700 Mitglieder verzeichnen; wobei sich die Mitgliederzahl zwischen 2013 und 2023 verdoppelt habe. "Hansa 07 hat ein Programm gestartet, das ausgezeichnet worden und wirklich vorbildlich ist", sagte Härtel.

Welche Probleme und Herausforderungen bringt der starke Mitgliederanstieg mit sich?

Härtel sprach von einem "Wermutstropfen": So betonte der LSB-Präsident, dass besonders Kinder und Jugendliche keinen schnellen Zugang zu Vereine bekämen. "Das liegt unter anderem am hohen Sanierungsstau der Sportstätten der Vereine sowie der bezirklichen Sportstätten und Bädern."
 
In einer Blitzumfrage unter den Vereinen, von denen sich über 230 in der kurzen Zeit zurückgemeldet hatten, stehen aktuell allein bei 110 Vereinen 14.267 Kinder und rund 4.000 Erwachsene auf den Wartelisten. "Das bedeutet, dass wir einen festen Blick auf die Infrastruktur richten müssen", schlussfolgerte Härtel.

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Und sonst so?

Vorgestellt wurden die Rekordzahlen auf dem Gelände des Projekts Sport 365 im Görlitzer Park, das Menschen jeden Alters und jeder sozialen Herkunft ganzjährig Treffpunkte und Sportflächen bietet. Die Angebote sollen zudem dazu beitragen, präventiv gegen Drogen und Gewalt vorzugehen. Momentan nutzen rund 15.000 Menschen pro Monat das kostenlose Angebot, wobei das Durchschnittsalter etwa 22 Jahre beträgt.
 
Finanzielle Untersützung erhält das Projekt der Sportjugend Berlin von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Stadtentwicklung und Wohnen, sowie Bildung, Jugend und Familie.

Sendung: DER TAG in Berlin & Brandenburg, 25.03.2025, 18 Uhr