Fredrik Rönnow

Bundesliga Union empfängt Hoffenheim mit den "guten Dingen" aus Madrid

Stand: 22.09.2023 18:52 Uhr

Hinter dem 1. FC Union liegt ein historischer Champions-League-Abend. Nun geht aber die ernste Realität der Bundesliga weiter. Dort wollen die Köpenicker die dritte Niederlage in Folge verhindern.

Fünf Fakten zum Spiel

  • Mit der Niederlage gegen RB Leipzig am 3. Spieltag hat Union erstmals seit 24 Bundesliga-Spielen wieder zuhause verloren. Hoffenheim hat derweil in dieser Saison alle Auswärtsspiele gewonnen
  • Union und Hoffenheim zeigen taktische Gemeinsamkeiten. Beide spielen in einem klassischen 3-5-2-System. Mit ihrer Doppelspitze entwickeln sie große Torgefahr, wobei die Aufteilung hier eher altmodisch daherkommt: Neben einem kopfballstarken und wuchtigen Angreifer (Kevin Behrens, Wout Weghorst) agiert ein schneller und beweglicher Stürmer (Maximilian Beier und David Datro Fofana)
  • Während Union seit Beginn des Kalenderjahres 2022 elf Tore nach Ecken und sieben nach Freistößen erzielte, konnte die TSG in den letzten 55 Bundesliga-Spielen nur zwei Tore nach Standards erzielen
  • Die Köpenicker erzielten sieben ihrer neun Saisontore mit dem Kopf – nach vier Spieltagen waren so viele Kopfballtore in Zeiten der Datenerhebung (also in den letzten 30 Jahren) noch nie einem Team gelungen
  • Im Kraichgau trifft Union auf einen alten Bekannten: Grischa Prömel kehrte im Sommer 2022 nach fünf Jahren in Köpenick von Union zur TSG zurück – während sein Ex-Verein die Champions League erreichte, schaffte der zwischenzeitlich länger verletzte Prömel mit seinem jetzigen Team gerade so den Klassenerhalt

Der Gegner-Check

So läuft es sportlich bei der TSG Hoffenheim
 
Letzte Saison spielten sie noch gegen den Abstieg, nun stehen sie plötzlich oben mit drin: Die Entwicklung der TSG Hoffenheim über den Sommer kann sich sehen lassen. Neun Punkte holten sie aus den ersten vier Spielen. "Es läuft super. Wir hatten den zweitbesten Bundesliga-Start in der Vereinsgeschichte. Das kam durchaus ein bisschen unerwartet, aber was man leicht erkennen kann ist, dass man einen erstaunlich guten Kader zusammengestellt hat, der wohl auch in der Europa League Stand halten würde", erklärt Hoffenheim-Fan und -Podcaster David Riess.
 
Der Kader ist in dieser Saison so tief, dass Trainer Pellegrino Matarazzo auf vielen Positionen einen harten Konkurrenzkampf seiner Spieler und gleich mehrere gute Optionen hat. So duellieren sich zum Beispiel der zweimalige Nationalspieler Anton Stach und Ex-Unioner Grischa Prömel um den Startplatz im Mittelfeld. Im Sturm gibt es mit Mergim Berisha, Maximilian Beier und Ihlas Bebou gleich drei Top-Kandidaten für den Platz in der Doppelspitze neben Wout Weghorst.

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Auch Trainer Matarazzo scheint mittlerweile in Hoffenheim angekommen zu sein. Dabei hatte er zu Beginn Schwierigkeiten, nachdem er im Winter das Amt vom eigentlich gefeierten Andre Breitenreiter übernommen hatte. "Scheinbar war es aber so, dass dieses Match mit Andre Breitenreiter doch nicht so gut war, wie alle dachten. Jetzt hatte Matarazzo die Zeit. Er ist ein Trainer, den bei uns in Hoffenheim noch nicht alle hundertprozentig einschätzen können. Aber es macht sehr stark den Eindruck, dass es menschlich sehr gut passt und er sehr bedacht mit allem umgeht", sagt Riess.

Das bewegt die Fans
 
Die schwierige letzte Saison hat sich in der Unterstützung der TSG bemerkbar gemacht. Immer weniger Zuschauer fanden ihren Weg ins Stadion, und auch in dieser Spielzeit läuft der Ticketverkauf noch langsam an. Mit nur 72 Prozent haben sie derzeit die geringste Stadionauslastung aller Bundesligisten.
 
Riess glaubt aber an eine baldige Rückkehr der Zuschauer. "Es ist ein Mythos zu sagen, dass 20.000 Zuschauer in Hoffenheim normal wären. Das stimmt nicht. Wir hatten immer ordentliche Zuschauerschnitte und eine hohe Auslastung. Auf diesem Weg sind wir jetzt gerade wieder, weil die Menschen erkennen, dass die Mannschaft wieder konstant Leistungen bringen kann und das TSG-Trikot tragen will."

Union-Spieler Kevin Behrens, Christopher Trimmel und Leonardo Bonucci blicken nach Spiel in Madrid zum Auswärtsblock im Oberrang (Bild: Imago Images/Matthias Koch)
Mal wieder angekommen

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Auf diesen Spieler muss Union achten
 
Vor allem der Hoffenheimer Angriff könnte Union am Samstag (15:30 Uhr) vor Probleme stellen. Dort sorgt derzeit der 20-jährige Maximilian Beier für Furore und kam in vier Bundesliga-Einsätzen bereits auf drei Treffer und eine Vorlage. "Er ist einer der schnellsten Spieler der ganzen Bundesliga, aber man kennt ihn eigentlich nicht. Mal sehen, ob die Unioner Verteidigung den wirklich auf dem Zettel hat", sagt Riess.
 
Zumindest auf dem Papier bleibt sein Sturmpartner Wout Weghorst hingegen derzeit noch deutlich hinter den Erwartungen zurück und wartet immer noch auf seinen ersten Treffer im TSG-Trikot. "Das mag erstmal eine Enttäuschung sein, aber was der an Kilometern abreißt, ist unfassbar. Der rennt ohne Ende und hat zum Beispiel so auch gegen Wolfsburg hinten einen Ball auf der Linie rausgeköpft", schwärmt Riess. Auch er könnte die Köpenicker also einige Kraft kosten.

Die Stimmen der Trainer

Urs Fischer: "Wir haben versucht die guten Dinge – und davon gab es einige – vom Spiel gegen Real den Jungs mit auf den Weg zu geben. Und dann haben wir sie versucht auf Hoffenheim, deren Spielweise und Taktik vorzubereiten. Am Ende müssen wir unsere Basics auf den Platz bekommen und brauchen den Mut, den wir über 30 Minuten in Madrid gezeigt haben."
 
Pellegrino Matarazzo: "Union verteidigt sehr unangenehm. Sie erlauben es nur selten, dass wir aufdrehen können. Wir müssen die Tiefe im richtigen Moment finden und Eins-gegen-Eins-Situationen für uns entscheiden. Es wird Momente geben, die wir nutzen wollen. Das haben wir am 33. Spieltag der vergangenen Saison gut gemacht."

So könnte Union spielen

Nachdem Routinier Leonardo Bonucci unter der Woche gegen Real Madrid bewiesen hat, dass er immer noch auf höchstem Niveau spielen kann, wird er nun wohl auch in der Bundesliga zu seinem ersten Startelf-Einsatz kommen. Denn der eigentlich gesetzte Innenverteidiger Robin Knoche ist noch nicht wieder fit. Zwar musste auch Bonucci in Madrid vorzeitig ausgewechselt werden, Trainer Fischer gibt aber Entwarnung. "Es sieht gut aus. Ich habe mit ihm gesprochen und er fühlt sich entsprechend gut. Da bin ich also sehr zuversichtlich.“

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Auf der Außenbahn könnte Kapitän Christopher Trimmel in die erste Elf zurückkehren und Josip Juranovic somit eine verdiente Pause verschaffen. Im Zentrum wäre Janik Haberer eine Rotationsoption, um entweder Alex Kral, Lucas Tousart oder Aissa Laidouni zu ersetzen. Vorne könnte Chelsea-Leihgabe David Fofana wieder von Beginn an ran, nachdem Sheraldo Becker in Madrid den Vorzug bekam, dort aber nicht wirklich für Torgefahr sorgen konnte.
 
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Doekhi, Bonucci, Leite – Gosens, Tousart, Trimmel – Haberer, Laidouni – Fofana, Behrens

Die Prognose

Hinter dem 1. FC Union liegen drei Niederlagen in Folge, wobei das 0:1 in Madrid wohl trotzdem eher als ein historischer Abend statt als Pleite gezählt werden dürfte. Trotzdem war der Ausflug zu den Königlichen kräftezährend und die beiden Niederlagen in der Bundesliga bleiben im Hinterkopf. Mit Hoffenheim kommt eine starke Mannschaft nach Berlin, die es Union ganz und gar nicht leicht machen wird. Sollten die Köpenicker jedoch ähnlich gut stehen, wie zuletzt im Estadio Santiago Bernabéu und vorne wieder eine Schippe drauflegen, wird die Alte Försterei erneut zur Festung und der kleine Fehlstart in die neue Saison verhindert werden.
 
Redaktionstipp: Union lässt zuhause wenig zu und holt sich den Sieg durch einen Kopfballtreffer nach Standard. 2:1 für die Eisernen.
 
Gegner-Experten-Tipp: "Wir würden ein 1:1 unterschreiben", sagt David Riess.

Sendung: rbb24, 22.09.2023, 18 Uhr