
Vorfall in Berlin-Grunewald Polizei hält "Ausländer raus"-Parolen in Tennisclub für nicht strafbar
In einem Berliner Tennisclub sind bei einer Party ausländerfeindliche Parolen gerufen worden - wieder einmal zum Lied "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino. Der Club distanziert sich vehement und verweist auf eine Privatperson.
Während einer Party in den Räumen des Berliner Tennis-Clubs Blau-Weiss hat es offenbar einen rassistischen Zwischenfall gegeben. Wie die Berliner Polizei dem rbb am Montag bestätigte, liegt ihr ein Video vor, auf dem zu sehen ist, wie mehrere Personen zur Melodie des Songs "L'amour toujours" von Gigi d'Agostino die Zeile "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" skandieren. Am Montagabend hieß es von der Polizei, es gebe auch eine Anzeige.
Nach einer Überprüfung teilte die Polizei am Dienstagvormittag allerdings mit, sie gehe nicht davon aus, dass es sich um strafbare Handlungen handele. Nach jetzigem Kenntnisstand und aktueller Einschätzung handele es sich nicht um Straftaten, zitiert die Deutsche Presse-Agentur eine Polizeisprecherin.
Endgültige Einschätzung durch Staatsanwaltschaft
Die Polizeisprecherin sagte, die Gesänge wären dann strafbar, wenn es weitere Begleitumstände gegeben hätte, Nazi-Symbole oder direktes Adressieren der Slogans an Menschen. Das habe sich auch aus der Bewertung des ähnlichen Vorfalls im vergangenen Jahr in einer Bar auf Sylt ergeben. Eine endgültige strafrechtliche Einordnung des Vorfalls müsse aber die Berliner Staatsanwaltschaft vornehmen.

Vereinsanwalt bestätigt Videoszenen
In einer Stellungnahme auf seiner Internetseite hatte der Club Blau-Weiss am Montag einen "Vorfall mit verfassungsfeindlichen Äußerungen" in seinen Räumlichkeiten bestätigt. Der Anwalt des Tennis-Clubs 1899 Blau-Weiss, Ben Irle, sagte am Montag dem rbb, dass am Samstag in den Räumen des Klubs eine Feier stattgefunden habe und dass der Film, der die Szene dokumentiert, nicht angezweifelt werde. Nach rbb-Informationen fand eine Veranstaltung unter dem Titel "Purple-White Après-Ski Party" statt.
Anwalt Irle betonte allerdings, dass der Verein Blau-Weiss die Party nicht veranstaltet habe, sondern lediglich die Räume zur Verfügung gestellt habe. Auch der Tennisclub betonte in seiner Stellungnahme: "Der Club war in keinerlei Weise in die Organisation, den Ablauf oder den Ticketverkauf involviert und hat wirtschaftlich nicht von der Veranstaltung profitiert."
Nach rbb-Informationen hat ein zweiter Tennisclub, der LTTC Rot-Weiss, die Party aktiv beworben. Ein entsprechender Aufruf fand sich bis vor Kurzem auf der Webseite des Clubs. Darin hieß es: "Gemeinsam mit mit dem TC 1899 Blau-Weiss laden wir Sie herzlich zur Purple-White Après-Ski Party am Samstag, den 1. März 2025, ein." rbb|24 liegt auch eine in sozialen Medien gepostete Einladung zu der entsprechenden Party vor, die beide Vereinslogos zeigt, die des LTTC Rot-Weiss und des TC Blau-Weiss.
Club kündigt Konsequenzen an
Der Sportklub Blau-Weiss verurteile den Vorfall "aufs Schärfste", wie es auf der Internetseite hieß. "Der Vorstand hat unverzüglich eine Strafanzeige in die Wege geleitet."
Man distanziere sich ausdrücklich von jeglichem extremistischen oder diskriminierenden Verhalten, heißt es in einer Erklärung. Obwohl man nicht der Veranstalter der Feier war, nehme man den Vorfall sehr ernst. "Wir werden in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden prüfen, welche rechtlichen Schritte möglich sind, und Maßnahmen ergreifen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen", hieß es.
Um sicherzustellen, dass sich ein solcher Vorfall im Club nicht wiederhole, werde man unter anderem künftig externe Veranstalter strenger prüfen. Veranstalter der Party war laut rbb-Informationen eine Privatperson. "Sollten sich Mitglieder des Clubs an diesem Vorfall beteiligt haben, werden gegen diese satzungsgemäße Maßnahmen ergriffen, bis hin zum möglichen Vereinsausschluss", schreibt der Club auf seiner Webseite.
DJ: "Dachte, da sei Gras drübergewachsen"
Das im Internet kursierende Video zeigt, wie eine Gruppe junger Erwachsener zu dem Lied "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino die rassistischen Parolen singt. Laut Anwalt Irle soll es sich bei der Gruppe um fünf bis sechs Personen handeln, mutmaßlich Schüler. Andere Menschen hätten die Gruppe auch aufgefordert, diese Parolen nicht zu singen.
Ein ähnlicher Vorfall hatte im vergangenen Sommer bundesweit für Aufregung gesorgt, nachdem eine Gruppe bei einer Party auf der Insel Sylt den Song ausländerfeindlich umgedichtet hatte. Seitdem war es – auch in der Region – immer wieder zu ähnlichen Fällen auf Partys gekommen.
Der Veranstalter und DJ bei der Party äußerte sich am Montag gegenüber der rbb-Abendschau. Nach seinen Angaben ist er Mitglied beim Tennis-Club Blau-Weiss und auch in dem weiteren Tennis-Club, durch den die Veranstaltung beworben worden war. Er räumte ein, das Lied von Gigi D'Agostino abgespielt zu haben, weil es sich auf einem Album mit Apres-Ski-Liedern befunden habe. "Ich habe jetzt im Nachgang gehört, dass man das dann doch nicht mehr spielen soll", sagte er dem rbb. Er habe gedacht, "da sei Gras drübergewachsen". Vom Vorfall habe er nichts mitbekommen, dieser tue ihm "sehr leid". Er empfinde "tiefstes Entsetzen" und werde das Lied nun natürlich nicht mehr spielen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 03.03.2025, 19:30 Uhr