
Interview | Lazar Samardzic Lazar Samardzic: "Bei der Hertha hat mir die Wertschätzung gefehlt"
Lazar Samardzic spielte viele Jahre in der Jugendabteilung von Hertha. Der Schritt zu den Profis gelang dem hoffnungsvollen Talent nicht. Samardzic macht dafür auch seinen Ex-Verein verantwortlich und spricht außerdem über gefundenes Glück in Italien.
rbb|24: Lazar Samardzic, wo erreichen wir Sie an diesem frühen Dienstagnachmittag?
Samardzic: Ich bin aktuell am Trainingsgelände und ruhe mich aus. Wir hatten gerade unser Mittagessen und heute Nachmittag dann nochmal eine Trainingseinheit.

Sie spielen seit vergangenem Sommer bei Atalanta Bergamo. Eine wunderschöne, alte Stadt in Norditalien, bei der man sofort an "La Dolce Vita" und italienische Klischees denkt. Gibt es dafür im Leben eines Profifußballers überhaupt Platz?
Wir sind natürlich schon sehr viele Stunden am Trainingsgelände. Danach gibt es aber natürlich auch Zeit für sowas - in die Stadt gehen, Kaffee trinken oder einen Spaziergang machen. Das ist dann "Dolce Vita", wie man hier so schön sagt.
Sie standen bislang in 39 Spielen für Atalanta auf dem Platz, allerdings nur selten über 90 Minuten. Wie zufrieden sind Sie mit der Saison bislang?
Was wir diese Saison mit Atalanta machen, ist ziemlich gut. Ich glaube, das ist die beste Saison, die der Klub jemals gespielt hat. Ich hatte zwar nicht unbedingt viel Spielzeit, kam aber fast in jeder Partie. Für mich war es im ersten Jahr besonders wichtig, so viele Minuten wie möglich zu sammeln und der Mannschaft so gut wie es nur geht zu helfen. Am Anfang habe ich auch das eine oder andere Spiel von Beginn an gemacht. Das ist jetzt in der Rückrunde ein bisschen weniger geworden. Sowas gehört im Fußball aber dazu und man muss einfach weiter Gas geben, dann wird die Spielzeit auch wieder mehr.

Sie haben nach ein paar Problemen in Deutschland in Italien den Durchbruch geschafft - zunächst bei Udinese Calcio, jetzt bei Atalanta. Kommt Ihnen der italienische Fußball zugute?
Definitiv. Der italienische Fußball passt sehr gut zu mir. Viele Mannschaften spielen sehr defensiv. Um diese Abwehrketten zu durchbrechen, braucht man Spieler, die kreativ sind, die im eins gegen eins gut sind. Ich glaube, das kann ich gut und deswegen ist mir der Durchbruch gelungen. Schon bei Udinese haben die Trainer und Mitspieler bei mir Dinge gesehen, die es in Italien nicht so häufig gibt. Deshalb klappt es hier so gut für mich.
Sie haben Hertha damals als sehr junger Spieler verlassen und sind ins Starensemble von RB Leipzig gewechselt. Was waren damals die Gründe für den Wechsel?
Bei der Hertha hat mir die Wertschätzung gefehlt. Ich war zehn Jahre im Verein, habe jedes Jahr gut gespielt und war in der Jugend eigentlich immer der Beste. Der Sprung zu den Profis war zwar da, aber mir wurde kein Plan aufgezeichnet. Es wurde nie gesagt: Lazar, du bist unsere Zukunft und wir bauen auf dich auf. Das ging vom Trainer, über den Geschäftsführer, bis zum Präsidenten. Das Problem damals war auch, dass Hertha durch das viele Investorengeld andere, teure Spieler gekauft hat. Ich habe gemerkt, dass es für mich schwer werden würde - leider. Ich wollte eigentlich unbedingt in Berlin bleiben und zuhause, in meiner Heimat für Hertha spielen. Mir war aber die Wertschätzung zu wenig und ich habe mich deshalb für einen Wechsel nach Leipzig entschieden. Das lag nah an Berlin, ist ein Topklub in Deutschland und sie machen super Arbeit.
Sie hatten in Ihrem Jahr in Leipzig aber auch ein paar Probleme und keinen leichten Stand.
Probleme würde ich das nicht nennen. Ich war ein junger Spieler in einer tollen Mannschaft mit einem Top-Trainer Julian Nagelsmann. Die Ergebnisse haben gestimmt, wir waren Zweiter in der Bundesliga und haben die Bayern gejagt. Dann ist es für den Trainer natürlich schwer, irgendwas zu wechseln. Wir hatten in der Offensive Spieler wie Dani Olmo, Marcel Sabitzer, Christopher Nkunku oder Emil Forsberg. Das sind Spieler mit viel Qualität, die immer geliefert haben. Das Jahr hat mich aber trotzdem weiter gebracht, weil ich mit den Besten trainiert und mit dem heutigen Nationaltrainer gearbeitet habe. Es ist schon alles super, so wie es gelaufen ist.

Haben Sie noch Kontakt nach Berlin?
Auf jeden Fall. Mit Marton Dardai und Marten Winkler habe ich in der Jugend gespielt. Auch mit "Zecke" Neuendorf, der mein Trainer in der Jugend war, habe ich auch noch Kontakt. Hertha habe ich immer noch im Blut und die Spiele verfolge ich immer.
Atalanta steht aktuell auf dem dritten Platz, die Meisterschaft ist aber kein Thema mehr. Was sind die Ziele für den Rest der Spielzeit?
Wenn möglich wollen wir natürlich die restlichen Spiele alle gewinnen. Die Qualifikation für die Champions League ist das Ziel und der Ansporn. Wir stehen als Dritter super da und müssen das jetzt in jedem Spiel bestätigen - dann wird das was.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jonas Bürgener.