Siebte Niederlage in Folge Union Berlin verliert verrücktes Spiel in Dortmund mit 2:4
Die Niederlagenserie des 1. FC Union Berlin hat weiterhin Bestand. Am Samstag unterlagen die Köpenicker Borussia Dortmund auswärts in einem spektakulären Spiel mit 2:4. Auch eine zwischenzeitliche Führung konnte die siebte Niederlage in Folge nicht verhindern.
- Vier Kopfballtore fielen in der ersten Halbzeit in Dortmund - es zählte nur eines
- Dortmund spielte am Samstag mehr als doppelt so viele Pässe wie Union (571:246)
- Zum ersten Mal hat Union nun fünf Bundesligaspiele in Serie verloren
Der Fußball-Bundesligist 1. FC Union Berlin hat seine siebte Niederlage in Serie kassiert. Am Samstagnachmittag unterlagen die Köpenicker auswärts bei Borussia Dortmund mit 2:4. In einer turbulenten Partie reichte der Mannschaft von Trainer Urs Fischer auch eine 2:1-Führung zur Pause nicht für einen Erfolg gegen allen voran im zweiten Durchgang starke Dortmunder.
Füllkrug bringt Dortmund in Führung
Vier Tage nach der bitteren 2:3-Niederlage gegen Sporting Braga in der Champions League drängte sich vor Spielbeginn selbstverständlich die Frage auf, wie Union diese verkraftet hatte. Trainer Urs Fischer, der vor dem Spiel erneut zu sachlicher Ruhe gemahnt hatte, rotierte gegen den BVB seinen Kapitän Christopher Trimmel sowie Aissa Laidouni für Josip Juranovic und Lucas Tousart in die Startelf. Im Sturm setzte er erneut auch auf den jüngst zum ersten Mal für die Nationalmannschaft nominierten Kevin Behrens.
Behrens war es auch, der am Sonnabend für ein erstes Berliner Ausrufezeichen in Dortmund sorgte: Nach fünf gespielten Minuten setzte Behrens – zwar Zentimeter im Abseits stehend, aber doch mit Nachdruck – einen Schuss von der Strafraumgrenze an das rechte Lattenkreuz. Der Schuss des Neu-Nationalspielers markierte den Auftakt einer turbulenten Phase, in die zwei Minuten später auch das erste Tor des Spiels fiel: Bei einer Dortmunder Ecke von links stolperte ausgerechnet der erfahrene Leonardo Bonucci im eigenen Strafraum über Mitspieler Diogo Leite, sodass Dortmund-Stürmer Niclas Füllkrug sträflich frei zum Kopfball kam. Den konnte Unions Torwart Frederik Rönnow noch parieren, Füllkrugs Nachschuss aus dem Liegen hingegen nicht mehr. Nach sieben Minuten führten die Dortmunder Gastgeber mit 1:0.
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Union geht in wildem Spiel in Führung
Es war ein früher Rückschlag für die zuletzt eigentlich von späten Rückschlägen geplagten Unioner. Die allerdings zeigten sich gänzlich unbeeindruckt und schlugen prompt zurück: Nahezu im direkten Gegenzug und ebenfalls nach einer Ecke von links köpfte Robin Gosens den Ball aus kürzester Distanz so auf den Kopf des verdutzten Füllkrugs, dass er von dort unhaltbar ins Tor segelte. Es entwickelte sich ein ansehnliches, nahezu wildes Spiel, in dem beide Mannschaften mit viel Offensivdrang agierten. Die Gäste aus Köpenick waren hierbei zunächst die etwas zielstrebigere Mannschaft und erzielten so auch den nächsten Treffer.
Bei einem Freistoß von halbrechts war Alex Kral im Strafraum gänzlich frei und setzte seinen Kopfball mustergültig ins lange Eck des Dortmunder Tors (18. Minute). Weil Kral aber nicht nur ganz frei, sondern auch minimal im Abseits gestanden hatte, nahm Schiedsrichter Patrick Ittrich den Treffer nach minutenlanger VAR-Unterbrechung zurück. So, wie Ittrich wenige Minuten später auch das zweite Tor des Spiels von Niclas Füllkrug nicht zählen ließ. Ebenfalls per Kopf hatte Füllkrug das vermeintliche 2:1 für die Dortmunder erzielt, dabei aber ebenfalls leicht im Abseits gestanden.
Seinen dritten längeren Auftritt bekam der VAR in der 30. Minute: Da hielt Mats Hummels seinen Fuß im Strafraum bei einem Schuss von Sheraldo Becker über den des Unioners. Ittrich, der zunächst auf Weiterspielen entschieden hatte, schaute sich die Szene am Spielfeldrand an und korrigierte auf Strafstoß. Routinier Leonardo Bonucci schnappte sich den Ball und bescherte seinen selbstbewusst spielenden Köpenickern ihre durchaus verdiente 2:1-Halbzeitführung.
Leonardo Bonucci bejubelt sein erstes Tor im Union-Trikot. | Bild: IMAGO/Beautiful Sports
Dortmund dreht die Partie
In der zweiten Halbzeit hatte diese dann allerdings nur kurz bestand. Mit einem ebenso strammen wie platzierten Schuss aus rund 25 Metern bescherte Dortmunds Nico Schlotterbeck seiner Mannschaft in der 48. Minute den 2:2-Ausgleich. Während Unions Spiel im Vergleich zur ersten Halbzeit an Klarheit, Konsequenz und Konzentration verloren hatte, wurde das der Dortmunder durch den eingewechselten Julian Brandt belebt. Nach 54. Minuten drehte dieser das Spiel dann endgültig. Brandt vollendete einen Konter im Stile des 1. FC Union der vergangenen Jahre völlig frei und mit einem für Rönnow unhaltbaren Schuss.
In der Folge flachte die Partie etwas ab, verlor ein wenig an Rasanz uns Spektakel. Der BVB agierte mit der Führung im Rücken kontrolliert, Union zwar offensiv bemüht, aber ohne die Gefahr der ersten Halbzeit. Nach einem zu unplatzierten Schuss des eingewechselten Brenden Aaronson (67.) wechselte Trainer Fischer dreifach, brachte Kevin Volland, David Fofana und Jerome Roussillon für neuen offensiven Wind. Dieser wurde Union allerdings prompt aus den Segeln genommen: Ausgerechnet der Ex-Köpenicker Julian Ryerson erzielte mit Hilfe des unglücklich abfälschenden Robin Gosens das 4:2 für Dortmund (71.).
In den folgenden letzten 20 Minuten versuchten die Berliner Gäste noch einmal, das Spiel eng zu gestalten und den Anschlusstreffer zu erzielen. Den ganz großen Offensivdrang ließen sie dabei allerdings vermissen. So stand schlussendlich die insgesamt siebte Pflichtspielniederlage des 1. FC Union in Serie.
Die Stimmen zum Spiel
Robin Gosens (Union Berlin): "Der Knackpunkt waren die ersten 15 Minuten nach der Halbzeit. Da sind wir schlecht aus der Pause gekommen, obwohl wir an die erste Halbzeit anknüpfen wollten, in der wir ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht haben, eklig waren und Dortmund aus dem Rhythmus gebracht haben. Unerklärlicherweise machen wir das in der zweiten Halbzeit nicht weiter, sind schlapp und in den Zweikämpfen zu weit weg. Dann bekommen wir wieder ein Traumtor, was zu unserer Situation. Und dann haben wir ehrlicherweise momentan nicht die mentale Stärke, um darüber hinwegzukommen. Aber wir leben und pushen uns immer weiter."
Julian Brandt (Borussia Dortmund): "Wir schaffen es momentan, Spiele mehr unter Kontrolle zu bekommen. Dazu haben wir das Toreschießen wieder gelernt. In den ersten Ligaspielen haben wir drei oder vier Tore gemacht, heute waren es vier in einem Spiel. […] In der ersten Halbzeit waren viele Bälle in der Luft und wir hatten wenig Durchschlagskraft nach vorne. In der zweiten Halbzeit haben wir nach dem sensationellen Tor von „Schlotti“ unsere Räume besser genutzt. Es war in der zweiten Halbzeit eine Mannschaft, die Bock hatte, und der habe ich mich angeschlossen."
Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund): "Es war ein schwieriges Spiel. Besonders in der ersten Halbzeit war es schwer, das Spiel flüssig und das Tempo hochzuhalten. Es gab auch sehr viele Unterbrechungen. Die zweite Halbzeit war nicht nur auf dem Platz besser, sondern sah auch von außen besser aus. Sie war richtig gut und der Sieg daher auch sehr verdient. […] Das Tor Nico war natürlich sehr gut gemacht. Im Training versucht er das sehr häufig, meistens klappt es nicht ganz so gut."
Das Spiel im Liveticker
Sendung: rbb24 Inforadio, 07.10.2023, 15:30 Uhr