Topscorer und verletzte Hoffnungsträger Hertha BSC: Das Zwischenzeugnis für die Berliner Sommertransfers
Hertha BSC hat in der 2. Liga insgesamt einen durchwachsenen Saisonstart erwischt. Auch bei den sommerlichen Zugängen herrschen gemischte Gefühle. Vom Top-Torschützen bis zum noch mittelmäßigen Mittelfeldmotor - das Zwischenzeugnis.
Michaël Cuisance
Als Zweitligist Hertha BSC im Sommer durchaus überraschend die Verpflichtung von Michaël Cuisance bekanntgab, brachte dies das ein oder andere Fragezeichen mit sich. Allen voran: Wie viel ist dran am alten Ruf des talentierten, aber mitunter trainingsfaulen Franzosen? Und würde er mehr Erfolg mit nach Berlin mitbringen als zuletzt beim Zweitligaabsteiger Osnabrück?
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In aller Kürze: nicht mehr viel und definitiv. Der 25-jährige Cuisance ist im Mittelfeld – und gelegentlich auf der rechten Außenbahn – eine zentrale Säule im Herthaner Offensivkonstrukt. Er beweist dabei regelmäßig viel Ballkontrolle, strahlt Sicherheit aus und bedient seine Nebenleute mit guten bis gefährlichen Anspielen.
Dazu kreiert und bringt Cuisance sich auch selbst immer wieder in gute Abschlusspositionen: Seine 21 Torschüsse sind Topwert bei Hertha und liegen auch in der gesamten 2. Liga nur knapp außerhalb der Top Ten. So wie auch die fünf Scorerpunkte des in der Hertha-Startelf klar gesetzten Franzosen. Hoffnung auf noch mehr macht, dass er zwei seiner drei Saisontore zuletzt gegen Elversberg und Schalke schoss.
rbb|24-Bewertung: 8/10
Diego Demme
Welche Rolle Cristian Fiél dem 32-jährigen Diego Demme zugedacht hat, wurde zu Saisonbeginn schnell klar. Als Absicherung mit Aufbauaufgaben beorderte Herthas-Trainer ihn am ersten Spieltag ins defensive Mittelfeld seiner Startelf – dazu schickte er ihn als Vertreter von Kapitän Toni Leister auf den Rasen. Ein Bild, das sich in den Folgewochen etablierte.
Mit zuletzt wenig Spielpraxis von der SSC Neapel gekommen, soll Demme bei Hertha das Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff sein. Eine Art Chefstabilisator, der die Defensive zuverlässig festigt und gleichzeitig Herthas Offensive von hinten anschiebt. Die großen Hoffnungen, die mit seiner Ankunft in Berlin einhergingen, kann Demme bislang allerdings nur bedingt erfüllen.
Dirigent im defensiven Mittelfeld: Herthas Diego Demme. | Bild: IMAGO/Matthias Koch
Zwar bringt er als einer der älteren Herthaner auch Erfahrung und Ruhe ins Berliner Spiel. Auch seine Passquote ist mit 92 Prozent für einen Spieler, der ohne Nebenmann im defensiven Mittelfeld agiert, exzellent. Auf der anderen Seite ist Demme in Herthas Spiel bislang eher Mitläufer als spielerischer und emotionaler Antreiber. Als solcher blieb er bislang zu oft zu blass.
rbb|24-Bewertung: 6.5/10
Luca Schuler
Als Stürmer Haris Tabakovic sich Ende August in Richtung Hoffenheim von Hertha BSC verabschiedete, brachte dies für Luca Schuler eine Beförderung vom Stellvertreter zur Stammkraft mit sich. Fünfmal stand der 25-Jährige anschließend als Sturmspitze in Herthas Startelf – bis er zuletzt gegen Schalke 90 Minuten lang auf der Bank saß.
Zwar glänzte er bei Herthas furiosem Sieg in Kaiserslautern mit zwei Treffen, ansonsten blieb er bislang allerdings torlos und zumeist unglücklich. Im gegnerischen Strafraum wirkt der aus Magdeburg gekommene Stürmer oft noch zu hektisch und mitunter ungeschickt. Auch seine Physis bringt der 1,90 Meter große Schuler noch zu selten gewinnbringend in Herthas Spiel ein. Fairerweise wurde er aber auch nicht mit der Erwartungshaltung verpflichtet, nach zwei Monaten die Fußstapfen von Tabakovic vollends füllen zu können.
rbb|24-Bewertung: 5/10
Kevin Sessa
"Um ehrlich zu sein, hatte ich einen beschissenen Start", fasste Kevin Sessa jüngst im Interview mit rbb|24 seine ersten Monate bei Hertha BSC treffend zusammen. Nach seinem sommerlichen Wechsel aus Heidenheim machte der 24-Jährige in der Vorbereitung einen guten Eindruck – bis ihn eine Operation am Knie den Saisonstart kostete. Erst Mitte September stand Sessa gegen Düsseldorf erstmals im Kader. Es folgten drei Einwechslungen und gegen Schalke zuletzt das Startelf-Debüt des versierten Standardschützen.
Dabei schien dessen Verletzungspause in Form einer insgesamt durchwachsenen Leistung noch durch. So kam die jüngste Länderspielpause für Sessa möglicherweise zum exakt richtigen Zeitpunkt. Schließlich dürften zwei Wochen Training und ein Testspiel dem Integrationsprozess in Herthas Mannschaft nur zuträglich gewesen sein – ganz zu schweigen von Sessas sehenswertem Freistoßtor im Spiel gegen Hertha Zehlendorf.
rbb|24-Bewertung: 5/10
Jón Dagur Thorsteinsson
Ende August wechselte der Isländer aus der belgischen Liga zu Hertha. Dort stand er anschließend in allen fünf seitdem absolvierten Spielen in der 2. Bundesliga auf dem Rasen – zunächst dreimal als Einwechselspieler, zuletzt zweimal von Beginn an.
Herthas Isländer nimmt Maß: Jon Dagur Thorsteinsson beim Torschuss. | Bild: IMAGO/Eibner
Wenngleich es im Zusammenspiel mit den Hinter- und Nebenleuten noch Bedarf für Finetuning gibt, deutete Thorsteinsson bereits mehrfach an, welche Qualitäten er Herthas Spiel im Saisonverlauf geben soll. Einerseits wartet der 25-Jährige weiterhin auf seine erste Tatbeteiligung im Hertha-Trikot, andererseits brachte er zuletzt mit viel Stringenz und Einsatz frische Impulse auf den Außenbahnen.
rbb|24-Bewertung: 6/10
Ohne Bewertung: John Anthony Brooks
Eigentlich hätte Brooks nach seiner Rückkehr aus Hoffenheim Herthas Defensive zusätzliche Stabilität verleihen sollen. Uneigentlich ist er nun einer derjenigen, die für Herthas Abwehrsorgen mitverantwortlich sind – ohne selbst wirklich etwas dafür zu können. Schuld ist die Knöchelverletzung, die Brooks sich nach nur wenigen Tagen im Hertha-Training zuzog und die ihn noch mindestens bis Januar zum Zuschauen zwingt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.10.2024, 13:15 Uhr