Interview | Eiskunstlauf-Paar Hocke/Kunkel Eiskunstlauf-Paar Hocke/Kunkel: "Wir wollen uns neu vorstellen"
Am Montag beginnt in Estland die Eiskunstlauf-EM. Im Paarlauf starten die Berliner Annika Hocke und Robert Kunkel. Zuletzt wurden sie von einer Verletzung gebremst. Im Interview sprechen sie über die alternative Vorbereitung und ihre Ziele.
rbb|24: Frau Hocke, kurz nach dem Start der aktuellen Saison wurden Sie Anfang Dezember unsanft gestoppt. Eine Fußverletzung zwang Sie zur Pause. Wie geht es Ihnen nun - einen guten Monat später?
Annika Hocke: Sehr gut, ich kann mich nicht beklagen. Wir haben damals mit der Pause die beste Entscheidung getroffen und haben die Zeit der Verletzung gut genutzt. Ich habe die Reha und Physio in Berlin absolviert, das hat wirklich geholfen. Ich hatte zu Anfang schon ein gutes Gefühl, das hat alles besser geklappt als ich gedacht hätte. Glücklicherweise ist es auch nicht wieder schlimmer geworden, sondern eher noch ein Stückchen besser, nachdem wir zurück zum Training nach Italien gegangen sind.
Wie sahen die vergangenen Wochen für Sie aus?
Hocke: Seit dem 1. Januar sind wir wieder ganz normal mit unserem Trainer im Training hier in Bergamo. Wir haben relativ schnell wieder mit dem Programm-Training angefangen und alles gegeben, um zur Europameisterschaft wieder so fit wie möglich zu sein. Davor habe ich vor und rund um Weihnachten eben in Berlin die Physio genutzt und viel Reha-Training gemacht. Zum Ende bin ich in Berlin dann auch schon zurück aufs Eis gegangen.
Sie sind jetzt also wieder schmerzfrei?
Hocke: Es ist noch ein bisschen da, aber es ist auch utopisch, dass es schon wieder komplett weg ist. Die Heilungszeit dauert einfach länger bei einem Knochenödem oder Mikrorissen. Es ist aber kein Vergleich zu vorher und ein händelbarer Schmerz, der kaum Probleme macht.
Herr Kunkel, wie trainiert ein Paarläufer, wenn die Partnerin nicht zur Verfügung steht?
Robert Kunkel: Ich war auch in Berlin und wir sind quasi zusammen zur Reha und Physio gefahren. Ich habe die Zeit genutzt, um bestmöglich an meinen Defiziten zu arbeiten. Ich habe an den Sachen gearbeitet, die ich alleine machen kann: Sprungtraining, Lauftraining, Konditionsarbeit. Hinzu kommt, dass man während einer Saison immer kleinere Wehwehchen und Baustellen hat - dafür hatte ich jetzt Zeit. Wir kennen die Situation insofern, als ich im Jahr zuvor eine schlimme Rückenverletzung hatte. Damals hatte Annika die Möglichkeit, aber auch den Zwang sich alleine auf den Rest der Saison vorzubereiten. Man versucht einfach, es bestmöglich auszugleichen und die Zeit konstruktiv zu nutzen. Die Hebungen konnten wir zum Beispiel auch weiter auf Land trainieren - eben nur mit Annikas rechtem Bein.
Am Montag beginnt in Tallinn die Europameisterschaft. Was haben Sie sich vorgenommen?
Hocke: Wir wollen trotz der Verletzung das Bestmögliche erreichen - das will man immer. Wir haben in den letzten Wochen aber viel verbessert und freuen uns wirklich sehr darauf, das bei den Europameisterschaften zeigen zu können. Es klingt natürlich immer wahnsinnig abgedrochen, aber ich bin wahnsinnig froh, dass es so funktioniert hat und wir dabei sein können. Wir gehen mit einem guten Gefühl in die EM und wissen, dass wir in der Vorbereitung alles gegeben haben, was ging.
Kunkel: In der Kürze der Zeit sind wir wirklich gut vorbereitet. Im letzten Jahr hatten wir wegen meiner Rückenverletzung noch weniger Zeit und sind mit gemischten Gefühlen in den Wettkampf gegangen. Wir haben uns gefreut, dass es wieder geht, waren aber noch nicht wieder 100 Prozent fit. Das ist diesmal anders.
Was sind konkret die Ziele in Tallinn?
Kunkel: Wir haben in der Kür sehr viel umgestellt. Wir hoffen natürlich, dass sich das lohnt und die Veränderungen sichtbar werden und postitiv aufgefasst werden. Wir wollen das Kurzprogramm so rüberbringen, wie uns das in dieser Saison schon gelungen ist - in Japan zum Beispiel. Vielleicht klettern wir aber noch ein paar Punkte höher. Die Kür hat zwar dieselbe Musik, die Hebungen und Übergänge sind mitterweile aber anders. So wollen wir uns neu vorstellen und hoffentlich fehlerfrei laufen. Was die Platzierungen angeht, ist dieses Jahr so viel drin, das ist schwer vorherzusagen.
Hocke: Eine Podestplatzierung ist immer drin, wir wollen uns da aber nicht festlegen. Das hat uns nie gut getan. Es bringt nichts, sich darauf zu versteifen. Dann verliert man das aus den Augen, was wichtig ist.
Der Saisonhöhepunkt dürfte für Sie die WM in Boston im März sein - dann geht auch es um die ersten Olympia-Tickets. Sehen Sie sich trotz der Verletzung auf einem guten Weg?
Kunkel: Wir haben nach der EM noch ein paar Shows geplant. Das hilft uns immer, das Laufen unter Adrenalin zu testen. Das gibt einem immer einen guten Schub, weil es nicht ganz so anstrengend ist wie ein Wettkampf, aber trotzdem ein kleiner Test ist. Außerdem sind wir für ein paar Sachen noch einmal in Berlin, unter anderem, um Annikas Fuß nochmal zu kontrollieren. Dann wollen wir so weitermachen wie jetzt, weil es einfach sehr gut läuft, und uns die Olympia-Tickets holen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jonas Bürgener.
Sendung: rbb24 Inforadio, 23.01.25, 16:15 Uhr