Deutsche Eishockey Liga Eishockey | Fünf Gründe für den zehnten Meistertitel der Eisbären Berlin
Mit einem 2:0-Sieg im fünften Spiel der Final-Serie gegen Bremerhaven sicherten sich die Eisbären Berlin am Freitagabend den zehnten Deutschen Meistertitel ihrer Vereinsgeschichte. Fünf Gründe für den Triumph des DEL-Rekordmeisters.
1. Die Eisbären haben große Leidenschaft und Moral bewiesen
Auf dem Weg zum Titel setzten sich die Eisbären Berlin in etlichen engen und teils schier endlosen Duellen durch, egalisierten Rückstände – und entschieden letztlich jede ihrer Serien vom Viertelfinale bis zum Finale in fünf Spielen für sich. "Wir sind Meister, weil wir die beste Mannschaft waren. Die Jungs hatten immer eine Antwort, egal was passiert ist – ob es die zweite oder dritte Verlängerung war. Sie haben die Ruhe bewahrt und immer weitergespielt", sagte Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede nach dem Titelgewinn am Freitagabend am ARD-Mikrofon. "Ich bin zu alt dafür. Das war nervenaufreibend", fügte der 54-Jährige mit einem Lachen an.
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Dabei starteten die Berliner ihren langen Playoff-Run denkbar ungünstig: mit einer 1:7-Heimniederlage im ersten Viertelfinal-Spiel gegen den großen Rivalen Adler Mannheim. Zweifel am Leistungsvermögen der Mannschaft habe Bothstede zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht gehabt, aber: "Als wir (im zweiten Viertelfinal-Spiel, Anm. d. Red.) in Mannheim nach fünf oder sechs Minuten mit 0:2 zurücklagen, habe ich gedacht: 'Oha, was passiert hier gerade?' Aber von da an konnte passieren, was wollte – wir hatten immer eine Antwort."
Tatsächlich steigerten sich die Eisbären von Spiel zu Spiel, gewannen die anschließenden vier Duelle und zogen verdientermaßen ins Halbfinale gegen Straubing ein. Auch die Halbfinal- und Final-Serien entschied die Mannschaft von Cheftrainer Serge Aubin schließlich mit vier Siegen aus den ersten fünf Partien für sich.
2. Bemerkenswerte Defensivleistungen
Besonders in der Defensive zeigten die Eisbären über die gesamten Playoffs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hinweg meisterliche Leistungen. Abgesehen vom 1:7-Debakel gegen Mannheim kassierten sie in den darauffolgenden 14 Spielen bis zum Titelgewinn nur noch in zwei Duellen mehr als zwei Gegentreffer: Beim 4:3-Sieg im zweiten Halbfinal-Spiel gegen die Straubing Tigers, das wohlgemerkt bis in die dritte Verlängerung ging. Und beim 5:3-Erfolg im zweiten Final-Spiel gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven.
Der große Rückhalt: Goalie Jake Hildebrand mit der Trophäe.
Aubins Team überzeugte mit geschlossenen Mannschaftsleistungen – und doch stach Goalie Jake Hildebrand regelmäßig heraus. Das betonten auch seine Teamkollegen und Trainer immer wieder. "Hildi war natürlich unfassbar, hat einige Dinger rausgeholt, gerade in der Serie gegen Mannheim. Ohne ihn hätte es auch ganz anders laufen können", so Kapitän Kai Wissmann über die Leistungen des Berliner Schlussmanns, der vor der Saison von den Löwen Frankfurt zu den Eisbären gewechselt war.
"Wir lassen defensiv wenig zu. Ich halte dann das, was ich halten muss. Und vorne machen wir immer Tore, wie man heute wieder gesehen hat", befand Hildebrand nach dem fünften Final-Spiel. "Ich bin nach Berlin gekommen, um Meisterschaften zu gewinnen. Dass wir das sogar schon in meinem ersten Jahr hier hinbekommen haben, ist wirklich fantastisch." Als Krönung einer starken Saison behielt der Goalie beim entscheidenden 2:0-Sieg am Freitag sogar eine weiße Weste - zum ersten und somit einzigen Mal in den diesjährigen Playoffs.
3. Trainer Serge Aubin hat das Vertrauen zurückgezahlt
Noch vor einem Jahr sah die Eishockey-Welt in Berlin gänzlich anders aus: Zum ersten Mal seit 22 Jahren verpassten die Eisbären die Playoffs – ehe sie innerhalb von zwölf Monaten den Turnaround schafften und Abstiegssorgen gegen den Meistertitel eintauschten. "Ich bin unfassbar glücklich. Wenn das vor einem Jahr jemand vorausgesagt hätte – mit all dem, was wir letzte Saison gehabt haben - hätte das keiner geglaubt", sagte Geschäftsführer Bothstede. "Wir haben die Ruhe bewahrt, am Trainer festgehalten und an das geglaubt, was wir gemacht haben. Wir haben ein paar Veränderungen vorgenommen – und dann kommt das dabei heraus."
Meistermacher: Eisbären-Trainer Serge Aubin.
Cheftrainer Serge Aubin erhielt eine neue Chance – und zahlte das ihm entgegengebrachte Vertrauen eindrucksvoll zurück. In seinem fünften Jahr in Berlin führte er die Eisbären nach den Erfolgen 2021 und 2022 bereits zu seinem dritten Meistertitel. "Was für ein Run", freute sich der 49-jährige Kanadier. Der Klub setzte auf Kontinuität. Der Erfolg gibt den Berlinern Recht.
4. Das Mannschaftsgefüge passt
Das Team der Eisbären scheint, besonders nach der Enttäuschung im Vorjahr, hungriger denn je zu sein – und ist mit seiner Kaderstruktur so aufgestellt, dass in den kommenden Saisons weitere Titel folgen könnten. Kapitän Wissmann kehrte vor der Saison nach einem einjährigen Intermezzo in den USA zu den Eisbären zurück und sagte über den Stellenwert der gewonnenen Meisterschaft: "Dieser Titel hat eine sehr große Bedeutung für mich. Ich war letztes Jahr bekanntermaßen nicht in Berlin. Es war schwer für mich, ich habe einiges auf die harte Art gelernt. Dann zurückzukommen und direkt eine Meisterschaft zu feiern, ist unfassbar."
Außerdem stellte Wissmann den besonderen Teamgeist der Eisbären heraus: "Wir haben schon in der Saisonvorbereitung angefangen, uns hohe Ziele zu setzen. Ohne hohe Ziele geht es nicht. Wir haben einen tiefen Kader gehabt. Auch Jungs, die nicht gespielt haben, haben immer zur Mannschaft gehalten. Keiner hat negative Stimmung verbreitet, das möchte ich auch erwähnen. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen."
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5. Ein überragender Leo Pföderl in der Final-Serie
Neben Neuzugängen wie Stürmer Ty Ronning oder dem bereits erwähnten Goalie Hildebrand, die sich als Glücksgriffe erwiesen, war es insbesondere in der Final-Serie ein alter Bekannter, der mit seinen Leistungen herausstach: Stürmer Leo Pföderl, der allein in der Serie gegen Bremerhaven elf Scorerpunkte sammelte, in den Playoffs insgesamt auf fünf Tore und zehn Vorlagen kam und zum wertvollsten Spieler der Final-Serie gekürt wurde.
"Es gibt nichts Schöneres, als dieses Ding in die Hand zu nehmen, ein Bier aufzumachen und zu wissen: Die Plackerei hat sich gelohnt!", sagte Pföderl, der im entscheidenden Spiel fünf in Bremerhaven das erlösende 1:0 erzielte, mit der mächtigen Meistertrophäe in der Hand.
Sendung: rbb UM6, 27.04.2024, 18 Uhr