
Eisbär Kai Wissmann vor Finalserie Eisbär Wissmann vor Finale: "Wir wollen es für Tobias schaffen"
Mit einer furiosen Playoff-Leistung sind die Eisbären in die Finalserie eingezogen. Kai Wissmann spricht im Interview über die Gründe für den Leistungsschub, worauf es jetzt ankommt, und wie der Tod von Tobias Eder die Mannschaft geprägt hat.
rbb Sport: Herr Wissmann, wie haben Sie es mit Ihrer Mannschaft geschafft, so scheinbar mühelos durch ihre Halbfinal-Serie gegen Mannheim zu rauschen?
Kai Wissmann (Eisbären Berlin): Ich denke, zum einen haben wir einfach sehr gut verteidigt. Als Mannschaft – vom Torhüter bis zum Stürmer – war das eine geschlossene Defensivleistung mit viel Leidenschaft. Auch nach vorne haben wir dann immer wieder uns gute Chancen erarbeitet und konnten die dann auch – wenn es Zeit war – verwerten.

Die Hauptrunde haben Sie mit den Eisbären noch auf dem zweiten Platz hinter dem ERC Ingolstadt abgeschlossen. Was ist in den Playoffs passiert, dass Sie jetzt so viel stärker und besser erscheinen?
Ich glaube, so viel ist gar nicht passiert. Vielleicht sind die Sinne nochmal ein paar extra Prozente geschärft, gerade in der Defensive. Auf jeden Fall besser geworden sind wir im Shotblocking. Ansonsten war ja auch Platz zwei schon ein sehr, sehr gutes Ergebnis. Aber dass dann das Halbfinale gegen Mannheim mit 4:0 ausgeht, damit haben wir natürlich nicht gerechnet.
Weil Ingolstadt und Köln noch um das zweite Finalticket spielen, haben Sie jetzt eine deutlich längere Pause als Ihr zukünftiger Gegner. Ist das ein Vorteil?
Ich denke, zum Start der Finalserie, gerade in Spiel eins, könnte es sogar erstmal ein Nachteil sein. Wir sind dann vielleicht ein bisschen raus aus dem Rhythmus und der Gegner, wenn er jetzt noch länger spielt, ist einfach voll drin. Aber desto länger die Serie geht, könnte es dann natürlich wieder zu einem Vorteil für uns werden.
Nun haben Sie als Verteidiger vorhin naturgemäß erst einmal die Defensive hervorgehoben und gelobt. Offensiv geht aktuell allen voran ihr Stürmer Ty Ronning richtig ab, trifft wie er will, und hat jüngst einen 30 Jahre alten DEL-Rekord geknackt. Wie erleben Sie ihn gerade?
Es ist der absolute Wahnsinn, was der Junge gerade macht. Er trifft schon die gesamte Saison wie am Fließband und wir sind natürlich sehr, sehr glücklich darüber. Hoffentlich geht das für ihn im Finale dann genauso weiter.
Sie selbst sind einst aus dem Schwarzwald nach Berlin in die Jugend der Eisbären gekommen. Sie haben Ihre erste Profisaison hier schon vor elf Jahren gespielt, können also sehr gut einschätzen, wie stark diese Eisbären-Mannschaft ist. Wie ordnen Sie ihr aktuelles Team ein?
Schon sehr stark. Ich denke, wir sind sehr tief besetzt. Das kann man auch daran erkennen, dass wir trotz einiger Verletzungen, die wir schon die ganze Saison über hatten, trotzdem noch so gut sind.
Für mich als Außenstehende erscheint dies umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, welches Erlebnis Sie im Laufe der Saison noch verarbeiten mussten. Wie sind sie als Mannschaft mit dem Tod ihres an Krebs verstorbenen Teamkollegen Tobias Eder umgegangen?
Das ist natürlich eine sehr schwere Zeit gewesen – gerade bei uns in der Kabine. Das Thema ist dort auch nach wie vor sehr präsent. Aber wir sind umso mehr zusammengerückt und haben zueinander gehalten. Nur so konnten wir weitermachen.

Was würde es Ihnen bedeuten, die Meisterschaft in dieser Saison auch für ihn zu verteidigen?
Sehr viel … nein, alles. Es war sein großer Wunsch, wieder aufs Eis zurückzukommen und er ist auch immer noch bei uns. Deswegen wollen wir es auf jeden Fall auch für ihn und mit ihm schaffen.
Zum Abschluss noch eine Einschätzung: Wie groß sehen Sie die Chance, dass Sie mit Ihrer Mannschaft am Ende der Saison wieder als deutscher Meister jubeln können?
Es wird sehr schwer werden, aber ich bin optimistisch. Wenn wir unsere beste Leistung abrufen, dann haben wir gute Chancen am Ende auch die Meisterschaft zu gewinnen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Tabea Kunze, rbb Sport. Beim Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung.
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.04.2025, 18:15 Uhr