Basketball Euroleague Alba Berlin verliert auch gegen Tabellenführer Monaco
Alba Berlin steckt auch zum Start in das neue Jahr weiter tief in der Krise. Die Berliner unterlagen gegen den EuroLeague-Spitzenreiter AS Monaco chancenlos mit 90:105 (35:55).
Die Berliner Basketballer starteten in ihrer Arena tatsächlich so schwach, wie es die Kräfteverhältnisse befürchten ließen und Monaco hatte leider nicht die Motivation, die man komfortabel bezahlten Basketballern auf einem Auswärtstrip einer noch sehr langen Saison Anfang Januar ins kalte, graue Berlin unterstellen konnte - sondern die von echten Profis. Es half auch nicht, dass ein paar Erkrankte fehlten.
Die Gäste trafen kalt und präzise und hätten zur Hälfte schon 60 Punkte haben können, es wurden dann etwas weniger - und hinten versiegelten sie die Zone. Ihre Konzentration verhieß für Alba nichts Gutes. Dessen energischer Center David McCormack, der dem Team zuletzt so gut tat, hatte recht früh drei Fouls und ein schmerzendes Handgelenk. Kapitän Hermannsson fehlte außerdem, er litt wieder an Achillessehnenbeschwerden.
Spanoulis ersetzt den Ex-Berliner Obradovic
Wenige Wochen zuvor hatte man in Monaco den nun rätselhaft gelassen wirkenden Ex-Berliner Sasa Obradovic als Coach vom (Fürsten-)Hof gejagt. Obradovic hatte sehr gute Arbeit geleistet und ein zerstrittenes Team geeint. Aber der Markt hatte einen ganz Großen zu bieten, und in der Hoffnung dass mit diesem mehr möglich wäre, händigte man Obradovic seine Papiere aus.
An seiner Statt dirigiert nun der griechische ehemalige Weltklasse-Aufbau Vassilis Spanoulis die Geschicke des Teams. Spanoulis hat seinen legendären Ruf in seiner ersten Euroleague-Saison als Trainer bislang nicht besudelt, im Gegenteil. Mit klarem, geradlinigen Stil spielt Monaco nun, das die letzten Jahre oft einigermaßen erratisch von seinem Star Mike James abhängig war. Das lief seit 2021 längere Zeit gut, konnte im nächsten Spiel aber dann plötzlich völlig misslingen – abgesehen davon dass der bislang beste Scorer der Euroleague-Geschichte (vorheriger Rekordhalter: Spanoulis) nach seinen Verletzungen nicht mehr ganz Derselbe ist.
Inzwischen aber läufts wie am Schnürchen und das war auch am Donnerstagabend in der Arena am Ostbahnhof zu beobachten, mit dosiertem Einsatz - aber der reichte. Mike James machte Mike-James-Dinge, er sieht immer so aus, als würde er mit seinen halb geöffneten Lidern Kaugummi kauen - obwohl er es nicht tut - und dabei seine Gegner zerlegen, aber in Wahrheit macht er aus seiner Sicht einfach nur das Natürlichste der Welt. In den sozialen Netzwerken nennt er sich "Mr. Natural". Am Donnerstag gelangen ihm 23 Punkte. Dazu war Monacos Verpflichtung Nick Calathes das erste Mal einsatzfähig. Er ist der beste Passgeber der Euroleague-Geschichte und wie immer schert er sich offensichtlich auch in Diensten seines neuen Arbeitgebers keinen Deut um eigene Punkte (über seinen Wurf reden wir hier lieber nicht) - in gut 15 Minuten gelangen ihm sechs Vorlagen.
Etwas schief
Alba hat nur eines der letzten fünf Spiele gewonnen, zuletzt in der Liga deutlich und verdient gegen Standorte wie Weißenfels und Rostock – es wird inzwischen immer realistischer, dass dieses wenig fassbare Team die Playoffs in der Bundesliga tatsächlich verpassen könnte. Es steht auf dem drittletzten Platz. So schlecht war Alba zum jetzigen Zeitpunkt einer Saison noch nie – in 35 Jahren. Gegen Piräus und Göttingen stimmte die Leistung. Gegen Weißenfels aber, ein respektables, aber sicher kein Top-Team, führte der deutsche Vizemeister mit 13 Punkten und verlor am Ende mit 18 Zählern Differenz. Immer wieder beklagt Alba Verletzte und die Belastung durch die vielen Reisen, was auch in den letzten Jahren nicht groß anders war, aber dieses Jahr scheint der ganze Kader irgendwie schief komponiert. Aber dazu gehört auch: Wenn man ihm nichts mehr zutraut, zeigt er manchmal eben doch Herausragendes.
Der Einsatz bringt Alba auf sechs ran
Denn im dritten Viertel machte Alba plötzlich sehr vieles richtig und wanzte sich so heran - vor dem letzten Abschnitt stand es 67:79. Yanni Wetzell zeigte sein bislang stärkstes Euroleague-Spiel in Berliner Diensten, auch der sehr lange verletzte Premiumschütze Matt Thomas findet immer besser rein (beide je 17 Punkte). "Wir haben nicht genug Defense gespielt", sagte Mike James hinterher bei Magentasport. Dann aber drehten die - Achtung - Monegassen wieder so weit auf, wie es nötig war. Der äußerst starke Guard Matthew Strazel traf Dreier oder bestrafte es, wenn die Berliner Verteidigung ihm mit zwei Männern auf den Leib rückte - er passte den Ball genau dorthin, wo er am besten aufgehoben war. Albas Eigengewächs Elias Rapieque (neun Punkte, sieben Rebounds) wehrte sich nach Kräften, er krallte sich den Ball und wurde gefoult - aber seine Kollegen verwarfen teils mehrere Dinger hintereinander im selben Angriff.
Mattisseck traf dann endlich doch noch einen Dreier, dazu ackerten die Mitspieler jetzt viel zielgerichteter. Außer über Einsatz ist im Moment kaum was zu holen. Und der brachte Alba auf 86:92 heran, drei Minuten vor dem Ende. Coach Spanoulis gefiel das nicht und als ein Spieler unter Spanoulis möchte man nicht, dass Spanoulis etwas nicht gefällt. Dann also passte Calathes bei einem Einwurf den Ball zu Kollege James an der Grundlinie. James nahm das Gerät entgegen, drehte sich in derselben fließenden Bewegung Richtung Korb und traf den Dreier. Den Wurfarm ließ er danach natürlich extralang stehen, falls jemand was verpasst haben sollte. Calathes molk die Uhr, spendierte seinen letzten Assist - und die Angelegenheit war erledigt. Alba darf aus diesem Spiel trotzdem Mut mitnehmen: Gegen das momentan beste Team der Euroleague in so einer bescheidenen Phase zeitweise auf Schlagdistanz heranzukommen, war absolut respektabel.
Sendung: rbb24, 02.01.2025, 21:45 Uhr