Eishockey Vizemeister Fischtown Pinguins taumelt zwischen Enttäuschung und Stolz
Das Aus im 5. Finalspiel tat richtig weh. Doch die Bremerhavener wissen, was für eine furiose Eishockey-Saison sie gespielt haben. Sie müssen nur erst darüber schlafen.
Am Ende kamen die Spieler der Fischtown Pinguins noch einmal heraus aufs Eis, auch wenn dieser Gang schwerfiel. Sie hatten ihrem Gegner, den Eisbären Berlin, ganz fair zum 10. Meistertitel gratuliert, hatten sich ihre Silbermedaillen überreichen lassen. Doch mitansehen, wie die Berliner im goldenen Flitterregen und mit dem silbernen Pokal in Händen ihre Eisfläche zur Partyzone verwandelten, konnten sie dann einfach nicht mehr.
Es tat zu weh, die Enttäuschung über diese verlorene Finalserie saß zu tief. So sehr hatten die Bremerhavener an diesem Abend gehofft und darum gekämpft, mit einem Heimsieg weiter im Rennen zu bleiben. Es sollte nicht sein, mit 0:2 unterlagen sie. Rekordmeister Berlin gewann die Serie am Ende mit 4:1.
Warmer Trost von den Pinguins-Fans
Enttäuschung pur bei den Fischtown Pinguins nach der 0:2-Niederlage im 5. Finalspiel.
Die Pinguins-Spieler verschwanden in ihrer Kabine, lange. Diese Leere, wenn der große Traum so jäh geplatzt ist, die muss man erst einmal aushalten. Doch sie wussten, dass es da jemanden gab, bei dem sie sich noch bedanken wollten: Bei ihren Fans, bei denen auf den Rängen die Enttäuschung längst in puren Stolz umgeschlagen war und die gar nicht aufhören wollten, den "Vizemeister, Vizemeister, hey, hey", zu feiern.
Und so war dieser Gang zurück aufs Eis am späten Abend, mit dem ein oder anderen Frustbier in der Hand, doch zumindest ein erster warmer Trost. "Wir lieben die Zuschauer, wir lieben die Stadt, was sie für uns alles gemacht hat", sagte der dänische Verteidiger Nicholas Jensen buten un binnen.
Wir haben die besten Fans. Aber der Rest ist heute schwierig. Fragt mich in zwei Tagen nochmal.
(Pinguins-Verteidiger Nicholas Jensen bei buten un binnen)
Prey mit Tränen in den Augen
Nach dem verlorenen Finale überwog auch bei Pinguins-Manager Alfred Prey (MItte) noch die Enttäuschung.
Erst einmal sacken lassen. Dieses schale Gefühl teilten alle Pinguins mit ihren Anhängern an diesem Abend. Sie taumelten zwischen großer Enttäuschung und doch großem Stolz über das, was der kleine Eishockey-Klub von der Nordsee in dieser außergewöhnlichen Saison geschafft hat. Der Schmerz überwog jedoch so kurz nach dem Aus.
"Das ist ein emotionaler Moment", meinte auch der langjährige Pinguins-Manager Alfred Prey, der mit feuchten Augen bei seinen ebenso traurigen Spielern stand: "Wir haben ein Spiel verloren, in dem wir wieder alle Chancen hatten, um zu gewinnen. Der Puck wollte einfach nicht reingehen."
Stolze Pinguins: "Waren ein ebenbürtiger Gegner"
Goldene Schneeengel: Die Eisbären Berlin waren nach dem Titelgewinn im Eishockey-Himmel.
Dennoch hatten die Bremerhavener dem Rekordmeister in fünf Spielen alles abverlangt und eine enge Finalserie geboten. "Wir waren ein ebenbürtiger Gegner und wir haben gezeigt, dass Bremerhaven wirklich gutes Eishockey spielen kann", fügte Prey hinzu, "wir haben gute Werbung betrieben, sind Vizemeister und sind besonders durch unsere tollen Fans auch Meister der Herzen. Das ist schon was."
Auch Trainer Thomas Popiesch trauerte der "Riesenchance" nach, die die Pinguins gehabt hätten, den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte zu gewinnen. Doch auch er war sich sicher, dass in den kommenden Tagen das Positive, der Stolz überwiegen wird.
Ganz Bremerhaven war im Pinguins-Fieber
"Dass man als kleiner Verein, dem man das vielleicht nicht zugetraut hat, Erster der regulären Saison geworden ist. Dass wir uns wieder für die Champions Hockey-League qualifiziert haben. Und dass wir im DEL-Finale gewesen sind und eine großartige Serie gespielt haben", so Popiesch.
Dieser besondere Erfolg werde unterm Strich bleiben. Auch bei den Menschen in der Region, die sonst eher die negativen Schlagzeilen gewohnt sind, hatten die mitreißenden Pinguins ein neues Lebensgefühl entfacht. Ganz Bremerhaven hatte monatelang mitgefiebert.
Man konnte seit Monaten nicht mehr einkaufen gehen, ohne 15 Selfies zu machen. Das war schön, ganz besonders. Man hat gesehen und gespürt, wie viel Spaß die Leute haben. Ich bin mir sicher, wenn die Jungs morgen durch die Stadt gehen, bekommen sie diesen Zuspruch und Trost.
(Pinguins-Trainer Thomas Popiesch bei buten un binnen)
Popiesch selbst wird die Fischtown Pinguins als Vizemeister-Trainer verlassen, das ist längst ein offenes Geheimnis. Doch darauf wollte der 58-jährige gebürtige Berliner an diesem Abend noch nicht eingehen. Einem Abend, der ein großer war für den kleinen Verein von der Nordsee. Doch wohl erst mit ein paar Tagen Abstand.
Die Eisbären Berlin holten sich den 10. Meistertitel in der Deutschen Eishockey-Liga.
Mehr zum Eishockey-Finale:
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 27. April 2024, 19:30 Uhr