buten un binnen Popiesch blickt zurück auf das Pinguins-Jahr: "Man ärgert sich schon"
Nach einer fantastischen Saison verließ Thomas Popiesch die Bremerhavener mit der Vize-Meisterschaft. In Krefeld greift der Erfolgscoach jetzt neu an.
Hinter den Fischtown Pinguins liegt ein Jahr, in dem sich die positiven Ereignisse schon fast überschlugen. Sensationell sicherten sich die Bremerhavener Ende März durch einen 2:1-Auswärtserfolg bei den Eisbären Berlin den Sieg in der Hauptrunde der DEL. Nach 52 Spieltagen waren die Pinguins die beste Eishockey-Mannschaft Deutschlands.
"Es war ein einmaliges Erlebnis, als Hauptrundenerster in die Play-offs zu gehen", blickt Thomas Popiesch im Gespräch mit buten un binnen zurück. "Du hattest das Gefühl, dass mit dieser Mannschaft etwas erreicht werden könnte." Der damalige Coach sollte sich nicht irren, denn auch in den Play-Offs sorgte sein Team im Anschluss für Furore. Im Viertelfinale holten die Pinguins gegen den ERC Ingolstadt in den ersten vier Spielen gleich vier Siege (6:4, 4:3, 4:3, 3:1) und zogen somit souverän in das Halbfinale ein.
Pinguins stürmten bis in das Finale
Dort wartete mit dem EHC München ein Angstgegner auf die Bremerhavener, doch auch der seinerzeit amtierende Meister konnte Fischtown nicht stoppen. Die ersten beiden Spiele gewannen die Pinguins (3:0, 3:2), ehe die Münchner mit einem klaren 4:0-Auswärtssieg in der Eisarena auf 1:2 in der Best-of-Seven-Serie verkürzen konnten. Durch einen 3:2-Sieg in München und ein 3:0 in der Eisarena sicherten die Pinguins sich jedoch das Final-Ticket.
Erst hier war letztlich Schluss. Für den ganz großen Coup, die Deutsche Meisterschaft, hat es am Ende nicht ganz gereicht. Dabei konnten die Bremerhavener das erste Spiel der Serie sogar mit 4:2 für sich entscheiden.
Im Anschluss kassierten sie jedoch zwei Niederlagen (3:5, 1:2) und standen nach dem 1:4 im vierten Spiel in Berlin bereits mit dem Rücken zur Wand. Durch einen weiteren 2:0-Sieg in der Eisarena schnappten die Eisbären sich schließlich den Titel. Den Pinguins blieb die Vize-Meisterschaft.
Pinguins feierten trotz Vize-Meisterschaft eine große Party
Popiesch glaubt bis heute, dass auch der ganz große Coup möglich gewesen wäre. "Wir sind nah dran gewesen", betont er. Im Nachhinein, resümiert er, hätte vielleicht beim zweiten Spiel in Berlin, der 3:5-Niederlage, oder dem 1:2 nach Verlängerung im dritten Spiel, etwas anders gemacht werden können.
Man ärgert sich schon über eine verpasste Chance. Wir haben immer unser Bestes gegeben. Manchmal ist es auch Scheibenglück, das da eine Rolle spielt.
(Thomas Popiesch im Gespräch mit buten un binnen)
Wenngleich es nicht ganz für die Meisterschaft gereicht hat, wurde in Bremerhaven im Anschluss mit einem Autokorso die bis dato erfolgreichste Saison der Klubgeschichte ordentlich gefeiert. "Bei mir bleibt absolut dieser Autokorso, diese Verabschiedung mit allem drum und dran hängen. Das ist alles noch sehr präsent", sagt Popiesch.
Popiesch entschied sich für den Schritt nach Krefeld
Bereits in den Monaten zuvor hielt sich beständig das Gerücht, dass Popiesch die Pinguins nach acht Jahren verlassen wird, um den Trainerjob bei den Krefeld Pinguinen in der DEL2 zu übernehmen. Für die Krefelder spielte er in den 1990er-Jahren selbst. Dort, am Niederrhein, lebt seine Familie, mit der er mehr Zeit verbringen möchte.
Jetzt ist meine Frau zu Hause, ab und zu kommt meine Tochter zu Besuch. Das ist ein schönes Gefühl.
(Thomas Popiesch, Trainer Krefeld Pinguine)
Popiesch glaubt, dass die Trennung von den Pinguins "eine gute Entscheidung für alle Beteiligten war". Für seine Arbeit in Bremerhaven habe er viel Respekt erhalten, "aber zum Schluss musst du dich wieder neu beweisen".
Popiesch lobt seinen Nachfolger Sülzer
Das müssen auch die Pinguins, bei denen es auch der dem neuen Coach Alexander Sulzer, der zuvor Co-Trainer unter Popiesch war, nach wie vor prächtig läuft. Nach 29 Spieltagen stehen sie in der DEL auf dem 4. Platz in der Tabelle. Derzeit schaut es so aus, als würden sie wieder direkt in die Play-Offs einziehen.
Auch in der Champions League konnten die Bremerhavener überzeugen. Sie überstanden die Gruppenphase und schalteten im Achtelfinale Skelleftea AIK aus Schweden aus (5:0, 5:1). Erst im Viertelfinale war gegen Servette Genf (0:4, 2:2) Schluss. Für die Entwicklung des Teams und des gesamten Klubs findet Popiesch nur lobende Worte.
Es war ein sehr guter Übergang. Die Mannschaft ist stabil, in weiten Teilen zusammengeblieben. "Sulzi" (Alexander Sulzer, Anm.d.Red.) macht als Headcoach auch einen Riesenjob und hat sich die Leute herangeholt, in die er Vertrauen hat.
(Thomas Popiesch)
Spielt Popiesch in der nächsten Saison gegen die Pinguins?
Positiv spricht Popiesch ebenfalls über die Arbeit von Manager Sebastian Furchner, der Klublegende Alfred Prey beerbt hat. Prey hatten die Fischtown-Fans im Februar mit einer Choreografie für seine Verdienste gedankt. Für ihn und Prey sei es wichtig gewesen, den Verein guten Gewissens an fähige Leute zu übergeben, betont Popiesch. Dass dies gelungen ist, "macht mich froh und stolz".
Mit den Krefeldern will Popiesch einmal genauso erfolgreich werden wie mit den Bremerhavenern. Die Ausgangsbedingungen sind gut. Mehr als 8.000 Fans passen bei den Pinguinen in die Eishalle. Daneben wird aktuell ein Nachwuchs-Zentrum mit zwei Eisflächen gebaut.
Die Leute hier sind völlig eishockeyverrückt, genauso wie in Bremerhaven. Sie wollen hier in die Halle kommen und attraktives Eishockey sehen. Da liegt unser Fokus. Wir wollen so ein bisschen die identische Sache machen wie in Bremerhaven. Die Mannschaft soll ein Gesicht bekommen.
(Thomas Popiesch)
Das Ziel der Krefelder ist der Aufstieg in die DEL. Und derzeit schaut es gut aus, denn die Pinguine liegen auf dem 2. Platz in der Tabelle. Schon in der kommenden Saison gibt es also womöglich in der Eisarena ein Wiedersehen mit Popiesch.
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Dieses Thema im Programm:
Sportblitz, 27. Dezember 2024, 18:06 Uhr