
NDR-Sport Zverev will Geschichte schreiben, droht aber an sich selbst zu scheitern
Alexander Zverev will als zweiter deutscher Tennisspieler nach Boris Becker Weltranglistenerster werden. Die Chancen für den Hamburger stehen wegen der Dopingsperre des aktuellen Spitzenreiters Jannik Sinner eigentlich gut. Doch ausgerechnet jetzt ist der 27-Jährige in einer Formkrise.
Die vergangenen Wochen waren bereits kompliziert gewesen für den Olympiasieger von 2021, das wichtige Masters in Indian Wells brachte nun den vorläufigen Tiefpunkt seines Tennisjahres. Gleich zum Auftakt unterlag Zverev er dem Niederländer Tallon Griekspoor 6:4, 6:7 (5:7), 6:7 (4:7), und auf diese Weise wird es nichts werden mit dem großen Plan: "Um die Nummer eins der Welt zu werden, musst du Turniere gewinnen."
Die schnelle Chance auf den Platz ganz oben hatte sich ja überhaupt erst eröffnet, weil Sinner gerade nicht mitmachen darf. Der Branchenführer aus Südtirol ist noch bis zum 4. Mai wegen seiner positiven Dopingprobe aus dem Jahr 2024 gesperrt, theoretisch kann Zverev ihn in dieser Zeit ablösen. 2.400 Punkte müsste er aufholen, doch wie das gelingen soll, weiß er selbst nicht. "Ich habe momentan keine Antworten", gab der Hamburger ratlos zu.
Formkrise als Nachwehen der Melbourne-Finalpleite?
Dabei war er so angriffslustig und auch erfolgreich in die Saison gestartet. Bei den Australian Open in Melbourne zog Zverev ins Endspiel ein, griff wieder nach dem ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere, musste sich aber Sinner deutlich geschlagen geben. Es folgten frühe Abschiede bei den Turnieren in Buenos Aires, Rio de Janeiro und Acapulco - und mittlerweile stellt sich die Frage, ob die neuerliche Enttäuschung in Down Under vielleicht Spuren hinterlassen hat.
"Keine Ahnung", sagt Zverev, "vielleicht ein bisschen. Aber ich kann jetzt hier sitzen und Ausreden suchen - momentan spiele ich einfach kein gutes Tennis." Eine Erklärung für sein Formtief habe er nicht. Griekspoor, Nummer 43 der Welt, habe "ein gutes Match gespielt, keine Frage, aber ich muss auf mich schauen." Es gehe um seinen ersten Aufschlag, der sei "furchtbar", es gehe auch um sein Spiel von der Grundlinie: "Es ist ein bisschen von allem."
"Ich muss wieder einen Weg finden"
Für Zverev ist die Chance, die sich durch Sinners Zwangspause aufgetan hat, eine historische. Tennis-Legende Boris Becker ist der einzige Deutsche, der ganz oben in der Männer-Weltrangliste stand - und das ist mehr als 30 Jahre her. Eine Konstellation, die durchaus hemmen kann. Zverev möchte seiner Krise nun mit harter Arbeit begegnen. "Einfach viel trainieren", sagt er, "bisher macht es nicht klick. Ich muss wieder einen Weg finden."
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Aktuell | 09.03.2025 | 11:00 Uhr