NDR-Sport Segeln: Boris Herrmanns Malizia wird fürs Ocean Race fit gemacht
Nach der Vendée Globe ist vor dem Ocean Race Europe: Nach der Solo-Weltumseglung wird Boris Herrmanns Malizia - Seaexplorer zurzeit in Lorient für die Saison 2025 grundlegend durchgecheckt und die Nutzung einer Crew umgebaut.
Einmal um die Welt, rund 54.000 Kilometer auf hoher See, das hinterlässt Spuren an einem Boot. Blitzeinschlag, Reparaturen am Mast, Schäden am Vorsegel und nicht zuletzt ein gebrochenes Backbord-Foil: Herrmanns Malizia - Seaexplorer hatte bei der Vendée Globe einiges wegzustecken.
Das Team Malizia ist trotzdem sehr zufrieden mit dem Zustand der Hightech-Rennyacht, sogar ein bisschen begeistert. "Wäre dies eine Etappe des Ocean Race mit begrenzter Zeit, könnte das Boot so, wie es ist, sofort wieder ins Rennen gehen", sagte Bootsbauer Antoine Breton. "Das ist unglaublich nach einer Weltumseglung."
Das nächste große Rennen steht für die Malizia ab dem 10. August mit dem vor Kiel startenden Ocean Race Europe an. "Ich freue mich sehr auf die Team-Herausforderung", sagte Skipper Herrmann, der nun aber erst einmal eine Verschnaufpause einlegen darf.
Ultraschall und eine Infrarot-Thermografie
Für seine Landcrew läuft derweil die Uhr für das Refit der Maliza im Teamquartier in Lorient. Analyse, Reparaturen, Umbau, es ist viel zu tun. Die Rennyacht scheint nach einer ersten Inspektion in einem sehr guten Zustand zu sein, allerdings steht die Untersuchung der Karbonstruktur noch aus. Mit Ultraschall und einer Infrarot-Thermografie wird die Malizia noch einmal komplett durchleuchtet, um mögliche Risse oder Schwachstellen zu erkennen.
Neue Foils für die Malizia
Der größte Schaden bei der ruppigen Weltumseglung war mit dem Foilbruch offensichtlich und eine Lösung liegt bereit. "Wir haben ein Foil der Version 3, das wir während des Rennens nicht verwenden wollten, da es brandneu war und wir mit den Foils der Version 2 besser vertraut waren. Der Plan war immer, diese neuen Foils für die Saison 2025 einzuführen, und genau das werden wir auch tun. Sie sind rennfertig", sagte der Technische Direktor Pifou Dargnies.
Team tüftelt an Lösungen für Blitzeinschläge
Eine größere Baustelle neben der Erneuerung des Großsegels und dem Austausch der Takelage ist die Bordelektronik. "Nach dem Blitzeinschlag muss alles noch gründlicher überprüft werden, weil die Elektronik einer der Schlüsselbereiche bei dieser Überholung ist", so Tanguy Brodu vom Technik-Team.
Gleichzeitig geht es darum, aus der Vendée Globe zu lernen. Nach dem zweiten Blitzeinschlag innerhalb weniger Monate - im vergangenen Mai war das Boot in New York ebenfalls stark beschädigt worden - tüftelt das Team an Lösungen, um bei weiteren Einschlägen Schäden zu minimieren. "Eine Idee ist ein Blitzschutzsystem, möglicherweise mit einem Kabel, das den Einschlag direkt ins Wasser leitet. Ein anderer Ansatz könnte darin bestehen, die gesamte Elektronik während eines Gewitters abzuschalten. Wir werden sehen", sagte Brodu.
Sechs Kojen und mehr Platz auf der Malizia
Klar ist: Für das Ocean Race Europe muss die Maliza vom Solo- in den Crew-Modus versetzt werden. "Wir bauen die Kojen wieder ein, stellen die Sitzbank im Cockpit auf und entfernen den Cockpitsitz. Der eignet sich hervorragend zum Alleinsegeln, aber wenn man mit einer Crew fährt, nimmt er zu viel Platz ein", erklärte Bootsbauer Clément Caumont. "Das Gleiche gilt für den Navigationssitz, der nach hinten versetzt wird, um mehr Platz zu schaffen und die Bewegungsfreiheit an der Navigationsstation zu verbessern."
Schließlich werden sich beim Ocean Race Europe dann neben Skipper Herrmann vier weitere Personen an Bord der Malizia - Seaexplorer tummeln und sechs Wochen lang über die europäischen Meere segeln.