Zusätzliche Sicherheitsleistung nötig Schiedsgericht erteilt HSV Hamburg die Lizenz mit Bedingung
Der HSV Hamburg kann in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen. Ein unabhängiges Schiedsgericht als letzte Instanz erteilte Hamburgs Handballern am Donnerstag die Lizenz, knüpfte allerdings eine Bedingung daran. Der HSVH muss der HBL bis Mittwoch (5. Juni) eine zusätzliche Sicherheitsleistung erbringen.
Beim Showdown in einem Hotel am Flughafen Hannover mit gut sechsstündiger Sitzung waren auch die Verantwortlichen des HSVH und der Handball-Bundesliga (HBL) dabei. Es ging um eine Liquiditätslücke von drei Millionen Euro, die vom dreiköpfigen Schiedsgericht bestätigt wurde, sowie um einen Nachweis über die Mittel, der erst rund eine Stunde nach Frist-Ende bei der Bundesliga eingegangen war. Deshalb war vor dem Schiedsgericht auch Thema, ob angesichts von dieser Verspätung ein Absturz in die Vierte Liga verhältnismäßig sei.
Spätestens bis Mittwoch muss der HSVH nun eine Sicherheitsleistung "zur Abdeckung zukünftig möglicherweise entstehender finanzieller Risiken" auf ein Konto der HBL überweisen. Erst dann ist die Bundesliga-Lizenz endgültig erteilt. Schlägt das fehl, gibt es die Lizenz nicht und die Hamburger stehen als Zwangsabsteiger fest. Über die Höhe der Sicherheitsleistung wurde nichts bekannt.
Frecke: "Urteil für uns ein Erfolg"
"Nach maximaler Anspannung in den letzten Tagen ist durchaus eine Erleichterung zu spüren und das Urteil ist für uns ein Erfolg. Jetzt werden wir alles in die Waageschale werfen, um die Bedingung bis zum nächsten Mittwoch fristgerecht zu erfüllen", sagte HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke. "Wir haben unmittelbar nach dem Urteil bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt und sind fest davon überzeugt, dass wir das hinkriegen werden."
"Das Gericht hat sich den Sachverhalt ausgesprochen gründlich angeschaut und alle Argumente, sowohl unsere als auch die der HBL, berücksichtigt und alles gründlich abgewogen. Erfreulicherweise haben wir die Lizenz jetzt erhalten, aber damit eine weitere Bedingung zur teilweisen Vorfinanzierung der kommenden Saison auferlegt bekommen", sagte André van de Velde. Das Aufsichtsratsmitglied des HSV Hamburg hatte den Club bei der Schiedsgerichtsverhandlung als Rechtsanwalt vertreten.
Bergischer HC kündigt juristische Schritte an
Der Erfolg für die Hamburger bei der Verhandlung bedeutet unterdessen für die Vorletzten der 1. und 2. Bundesliga bei erfüllter Bedingung den Abstieg - aktuell betrifft das den Bergischen HC sowie Balingen-Weilstätten. Der Bergische HC kündigte in einer Stellungnahme weitere juristische Schritte an.
Auch 2014 entkam der HSVH dem Lizenz-Entzug
Die Hanseaten waren einem Lizenzentzug bereits einmal entgangen - vor zehn Jahren. Auch 2014 bekam der seinerzeit unter dem Namen HSV Handball firmierende deutsche Meister von 2011 und Königsklassen-Champion von 2013 keine Lizenz, ehe das Schiedsgericht dem Einspruch der Hamburger einige Wochen später stattgab und die Spielberechtigung unter Auflagen noch erteilte.
Die finanzielle Situation des Vereins verbesserte sich anschließend allerdings nicht. Die HSV-Handballer hingen weiter am Tropf von Mäzen Andreas Rudolph. Der Unternehmer hatte bei der Lizenzerteilung für die Saison 2015/2016 eine Verpflichtungserklärung zur Absicherung von Liquiditätslücken in Höhe von 2,5 Millionen Euro abgegeben, diese aber in einer zusätzlichen Vereinbarung eingeschränkt. Selbige war der Lizenzierungskommission aber vorenthalten worden, sodass die HBL dem HSV am 20. Januar 2016 nachträglich die Spielgenehmigung für die laufende Saison entzog.
Fünf Tage später zog der Insolvenzverwalter die Mannschaft vom Bundesliga-Spielbetrieb zurück. Es folgte wenige Monate später ein Neustart unter dem Dach vom Handball Sport Verein Hamburg in der 3. Liga. Nach zwei Aufstiegen kämpfen die Hamburger seit 2021 wieder in Deutschlands Beletage um Punkte.
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Hamburg Journal | 30.05.2024 | 19:30 Uhr