Torhüter Leon Pöhls von den Shamrock Rovers

NDR-Sport Leon Pöhls: Wie ein Hamburger Torwart in Irland sein Glück fand

Stand: 30.10.2024 15:57 Uhr

Der Hamburger Léon-Maurice Pöhls lebt fernab seiner Heimat seinen Traum vom Fußball-Profi. Der in Deutschland weitgehend unbekannte Torhüter steht bei den Shamrock Rovers zwischen den Pfosten und kann mit dem irischen Traditionsclub am Freitag zum fünften Mal Meister werden.

Pöhls? So spricht den "langen Lulatsch" aus Deutschland kein Mitspieler und Fan des Rekordmeisters an. Zwar ist der 1,94 Meter große Torsteher nach fünf Jahren im Trikot der Rovers den meisten Fußball-Fans auf der Insel ein Begriff. Seinen Nachnamen können die Iren jedoch noch immer nicht aussprechen. "Das 'Ö' kriegen die einfach nicht hin. Ich bin Pohls", erklärt der 27-Jährige.

Und genau so - ohne Umlaut in seinem Nachnamen - wird der Hamburger auch auf der Website seines Brötchengebers vorgestellt. Dort ist unter anderem zu lesen, dass jener "Leon Pohls" bei Eintracht Frankfurt ausgebildet wurde. Klingt gut, ist aber nicht korrekt. Denn sein letzter Jugendclub in Deutschland hieß Eintracht Norderstedt.

Für den Club aus dem Hamburger Speckgürtel war der Keeper sogar in der B-Jugend-Bundesliga aufgelaufen. Der Profifußball war für den Keeper also nicht weit entfernt. Aber Pöhls, der als "Butsche" auch für den Hamburger SV spielte, entschied sich für einen anderen Weg - und kam über Umwege zum Ziel.

Mit 17 allein nach New York gezogen

New York - dieser Versuchung konnte Pöhls nicht widerstehen. Mit 17 zog er allein in die Metropole, die angeblich niemals schläft. Ein Stipendium machte den Sprung über den großen Teich möglich. Der Hamburger Jung' ging in den USA zur Schule und kickte im Team der Storm King School.

Das Niveau dort sei - gelinde ausgedrückt - überschaubar gewesen, berichtete der 27-Jährige im Podcast "Copa TS". Seinen Traum vom Profifußball habe er aber dennoch nie aufgegeben.

Via England nach Irland und in den Profifußball

Der Torsteher arbeitete beharrlich an seinen Schwächen. Ein Umzug in den USA von New York nach Florida und der Wechsel in ein anderes, besseres Team brachten seine Karriere in Schwung. Pöhls wurde nach England vermittelt. Zwar nur zum Achtligisten Tadcaster Albion, doch dieser bestritt eben ein Testspiel gegen die Shamrock Rovers.

Und Pöhls, aus dem später in Irland "Pohls" wurde, überzeugte im Dress des Amateurclubs gegen den irischen Rekordchampion. Die Rovers boten ihm einen Vertrag an - und der Hamburger nahm die Offerte an. Dafür gab er sein bisheriges Leben auf. "Ich habe mein Studium für internationales Finanzwesen geschmissen", erklärte er.

Seit dieser Saison Stammtorhüter bei Shamrock

Bevor Pöhls seinen Durchbruch schaffte, musste er sich jedoch lange gedulden. Bei den Rovers saß er lange auf der Bank, ehe der Zufall alles änderte: "Es war mein Geburtstag, eine Woche zuvor hatte ich geheiratet. Auswärts bei Derry hat sich unser Torwart verletzt, ich wurde eingewechselt und habe einen Elfmeter gehalten. Dann ging es von null auf hundert."

Seit dieser Saison ist Pöhls endgültig die Nummer eins - und genießt sogar die Anfeindungen wegen seiner Herkunft. "In den Derbys gegen Bohemians kriegst du alles an den Kopf geworfen, gerade auch weil ich Deutscher bin. 'You Arschloch' zum Beispiel. Das ist so witzig", erzählt er.

Pöhls träumt von Wechsel in Top-Liga

Weil in Irland im Kalenderjahr (Pöhls: "Im Winter ist hier konstant Regen") gespielt wird, steht am Freitag der letzte Spieltag an. Die Rovers sind aktuell "nur" Zweiter, müssen zwei Punkte auf den FC Shelbourne aufholen. "Es wird ein spannendes Finale", sagt Pöhls.

Und danach? Der Hamburger fühlt sich in Irland pudelwohl. Das letzte Kapitel in seinem Märchen soll aber noch nicht geschrieben sein: "Hoffentlich wird es noch auf ein höheres Level gehen. Eine der fünf Top-Ligen ist das Ziel." Dieser Sprung ist dem inzwischen auch international erfahrenen Torhüter - lief unter anderem in der Conference League auf - fraglos zuzutrauen.

Und sollte es nicht klappen, dann hat sich der in Deutschland weitgehend unbekannte Ballfänger zumindest in Irland einen Namen gemacht - auch wenn die Iren ihn falsch aussprechen...