Volleyball Leana Grozer - Schwerins großes Versprechen
Die erst 17 Jahre alte Leana Grozer, Tochter von Georg Grozer, ist bei den Schweriner Volleyballerinnen eine große Hoffnung für die Zukunft. Wie es ist, mit dem Namen einer regelrechten Volleyball-Dynastie und ihrem Spitznamen "Bambi" klarzukommen, verrät sie NDR Interview.
Letztlich waren sie allesamt chancenlos. Ob nun Peppa Pig, Anna und Elsa oder sämtliche Einhörner in den buntesten Farben - wenn bei der volleyballverrückten Familie Grozer ein Ball durch das Wohnzimmer rollte, war die damals kleine Leana fasziniert und elektrisiert. "Sie hat sich nie für irgendwelche Puppen interessiert oder anderes Spielzeug. Hauptsache, einen Ball in der Hand", erzählt ihr Vater Georg Grozer, der sechsmalige Volleyballer des Jahres in Deutschland, mit einem Schmunzeln.
"Ich bin sehr, sehr stolz auf den Namen. Ich versuche, ihn auf meine Art positiv weiter zu präsentieren und den Druck umzuwandeln, Spaß zu haben und Energie aufs Spielfeld zu bringen."
— Leana Grozer
"Sie war gerade einmal ein Jahr alt, da habe ich sie schon im Maxi-Cosi in die Volleyballhalle mitgenommen. Und natürlich drückt man ihr da auch mal einen kleinen Volleyball in die Hand", ergänzt "Hammer-Schorsch", wie der 40-Jährige aufgrund seiner gewaltigen Schlagkraft seit Jahren genannt wird. Übrigens genauso wie zuvor auch schon sein gleichnamiger Vater, der 1985 seine ungarische Heimat verließ, zunächst beim MTV Celle spielte und später auch für Deutschland schmetterte.
Schwerin schnappt MTV Stuttgart Leana weg
Der Name Grozer steht seit Jahren in Deutschland für höchste Qualität im Volleyball, er ist wie ein Gütesiegel. Und nun ist da die 17 Jahre alte Leana, die in Moers geboren ist und im Sommer 2023 vom Bundesstützpunkt in Stuttgart zum SSC wechselte und dort im Alter von 16 Jahren ihren ersten Profivertrag unterschrieb. Sie ist ein großes Versprechen für die Zukunft, eine Top-Spielerin in spe, die Schwerin dem stetigen Rivalen MTV Stuttgart praktisch vor dessen eigener Haustür weggeschnappt hat.
"Versuche, mein Ding zu machen"
Den Namen Grozer empfinde sie nicht als Bürde, wie Leana bei ihrem Besuch im NDR Sportclub erklärte. "Ich bin sehr, sehr stolz auf den Namen. Ich versuche, ihn auf meine Art positiv weiter zu präsentieren. Irgendwo wird es immer Druck geben durch den Namen, aber ich versuche, diesen Druck positiv umzuwandeln und dann mein Ding zu machen, Spaß zu haben und Energie aufs Spielfeld zu bringen." Und das gelingt ihr formidabel.
Sie besticht durch ihre Sprungkraft, die sie am Netz 70 Zentimeter in die Luft befördert, und ihre Schlagkraft - es liegt ganz offensichtlich in den Genen. So hammerhart sie auf den Ball schlagen kann, so unpassend erscheint in dem Zusammenhang zunächst ihr Spitzname im SSC-Team - "Bambi"! Der ist, wie Trainer Felix Koslowski verriet, aber ihrem jungen Alter und ihrer Statur vor einem Jahr geschuldet.
"Bambi" kann auch ganz anders
"Als sie mit 16 Jahren zu uns gekommen ist in die Erste Liga stand sie mit ihren dünnen Beinchen wie Bambi auf dem Feld und wurde auch das eine oder andere Mal umgeschossen", sagte Koslowski. Aber Leana Grozer kann auch ganz anders. Wenn das Zuspiel kommt und sie mit Energie und Vorschub zum Schmetterschlag hochsteigt, dann kommt es durch "Bambi" hammerhart für das gegnerische Team.
"Damals stand sie wie Bambi auf dem Feld und wurde auch das eine oder andere Mal umgeschossen."
— SSC-Trainer Felix Koslowski
Die 1,83 m große Außangreiferin verfügt über den "Grozer-Wumms". Koslowski: "Beim Aufschlag kommt sie schon gut an die 100 km/h dran, auch ab und zu mal drüber. Da ist sie schon Richtung Weltklasse-Niveau unterwegs." Ihr Vater erkennt bei ihr Elemente aus dem Männer-Volleyball, sie sei in ihrem Spiel explosiver. Leana stimmt zu: "Ich glaube, es hat mir sehr geholfen, dass ich von klein auf dort zugeschaut habe. Ich bin ein Fan vom Männer-Volleyball, weil da viel Wumms dahinter ist. Ich versuche da, viel mitzunehmen."
Opa, Papa, Onkel, Tante, Schwester - alle im Volleyball
Volleyball bestimmt einfach grundsätzlich das Leben und den Takt der ganzen Familie. Auch Leanas Onkel und ihre Tante sind Volleyballer. Und ihre jüngere Schwester Loreen, mit der sie früher viele Spiele ihres Papas verfolgt hat, wurde kürzlich erstmals zur U16-Nationalmannschaft eingeladen. Und da auch der Opa schon extrem erfolgreich war, ist es praktisch eine Dynastie.
Georg Grozer im Jahr 2015 mit seinen Töchtern Leana (l.) und Loreen.
Georg Grozer jr. fordert Leana aber dazu auf, ihren eigenen Weg zu gehen: "Ich war immer sehr stolz auf meinen Namen. Aber ich habe ihr gesagt, dass sie sich nicht mit mir vergleichen soll. Sie soll sich ihren eigenen Namen erarbeiten."
"Ich möchte als Erstliga-Spielerin gesehen werden"
Und sie ist dabei. Ja, räumt sie ein, mit ihren 17 Jahren sei sie die Jüngste im SSC-Team, aber sie will wie alle anderen behandelt werden. Welpenschutz? Nicht erwünscht! "Ich möchte schon, dass mich die anderen als ganz normale Spielerin wahrnehmen. Dass sie mit mir reden, als würde ich zu den Großen gehören. Es ist mir wichtig, weil ich dadurch viel schneller besser werde", so Grozer. "Natürlich bin ich irgendwo das Bambi und haue ab und zu meinen Spruch raus, aber am Ende möchte ich als Erstliga-Spielerin gesehen werden und nicht wie die 17-Jährige, die da mitspielt."
Mit Papa in Gedanken auf den Schultern
Jetzt gilt es Erfahrungswerte zu sammeln, Drucksituationen im Spiel zu durchstehen. Hilfe und Ratschläge gibt es dabei auch vom Papa. Die Frage, welchen Tipp sein bester war, beantwortete Leana mit: "Auf den Ball zu hauen!" Nee, sagt sie mit einem Lachen und verweist stattdessen zum Beispiel auf die Crunchtime, auf die letzten Minuten eines Spiels, wenn es um alles geht.
Leana: "Wenn ich beim Aufschlag bin, dann ist das halt As oder Loser. Da muss man dann voll draufgehen. Und wenn ich aufgeregt bin, soll ich dran denken, dass Papa auf meinen Schultern ist und er immer da ist. Das hilft mir auf jeden Fall."
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Sportclub | 02.12.2024 | 22:50 Uhr