NDR-Sport HSV-Boss Kuntz: Aufs "Gequatsche" folgen erste Taten
Der 5:0-Sieg gegen Jahn Regensburg hat beim HSV für Partylaune gesorgt. Sportvorstand Stefan Kuntz ist mit dem Saisonstart "insgesamt zufrieden". Nicht zuletzt, weil er sieht, dass auf das "Gequatsche" vor der Saison schon erste Taten folgen.
Jahr für Jahr startet der Hamburger SV mit dem Ziel der Bundesliga-Rückkehr in die neue Saison. Doch auch wenn ein so großer und geschichtsträchtiger Club wohl kaum eine andere Absicht haben kann, zeigt allein die Tatsache, dass das erste Zweitligajahr mittlerweile sechs Jahre zurückliegt, dass den großen Worten zu wenig Taten gefolgt sind.
So startete der HSV in die Zweitliga-Spielzeiten (fünf Spieltage)
18/19 Platz 1 mit 12 Punkten und 10:5 Toren unter Christian Titz
19/20 Platz 1 mit 13 Punkten und 13:3 Toren unter Dieter Hecking
20/21 Platz 1 mit 15 Punkten und 13:5 Toren unter Daniel Thioune
21/22 Platz 10 mit 6 Punkten und 8:7 Toren unter Tim Walter
22/23 Platz 5 mit 9 Punkten und 6:3 Toren unter Tim Walter
23/24 Platz 1 mit 13 Punkten und 13:5 Toren unter Tim Walter
24/25 Platz 4 mit 10 Punkten und 12:4 Toren unter Steffen Baumgart
Für Kuntz, der das Ruder zu dieser Saison von Jonas Boldt übernommen hat, ist auch deshalb eines besonders wichtig: "Man muss sich daran messen lassen, was wir vor der Saison quatschen. Ist es dann nur Gequatsche oder machen wir auch etwas?"
Kuntz: "Weit zurückdenken, wann ein Talent durchmarschiert ist"
Dabei bezieht sich der 61-Jährige, der selbst stolze 449-mal in der Bundesliga aufgelaufen ist, gar nicht so sehr auf das große Ziel, sondern auf "die kleineren Geschichten".
So erkennt Kuntz erste Erfolge der von Trainer Steffen Baumgart ausgegebenen Devise, die Profis mehr mit der U21 zu verzahnen. "Es ist immer ein Ziel des HSV, junge Spieler zu entwickeln und rauszubringen. Aber wir müssen ganz weit zurückdenken, wann das letzte Talent wirklich durchmarschiert ist", betont der ehemalige deutsche U21-Nationaltrainer. "Wir haben jetzt junge Spieler mit dabei, die ganz nah am Kader dran oder schon drin sind. Es wird also schon mal gemacht."
Baldé erfüllt sich selbst seinen Kindheitstraum
Fabio Baldé hat sich gegen Regensburg zu einem Autor solch einer kleinen Geschichte aufgeschwungen. Sehenswert bereitete der erst 19-Jährige die beiden ersten Tore gegen den Jahn vor und brachte den HSV damit auf die Siegerstraße. "Es ist immer ein Gänsehautmoment, wenn ich hier auflaufe und die Fans sehe", sagt der gebürtige Hamburger, der in allen fünf Saisonspielen zum Einsatz gekommen ist. "Das war immer mein Kindheitstraum. Und dass er jetzt in Erfüllung geht, macht mich unheimlich stolz."
U17-Weltmeister Bilal Yalcinkaya hat es in dieser Saison noch nicht in Baumgarts Spieltagskader geschafft. Mit Nicolas Oliveira hat ein weiteres großes Talent immerhin schon mal sein Profi-Debüt gefeiert.
Königsdörffer legt klasse Saisonstart hin
Der zweite Punkt, der dem "Macher" Kuntz gefällt, ist das Thema Entwicklung. Und das beste Beispiel aus seiner Sicht: Ransford Yeboah Königsdörffer. Mit vier Treffern hat der 23-Jährige schon doppelt so viele erzielt wie in der kompletten vergangenen Saison. "Und das kommt nicht nur davon, dass der Trainer ihn jeden Morgen in den Arm nimmt. Der Coach macht mit seinem Team eine super Entwicklungsarbeit. Du merkst, wo Ransi besser geworden ist. Das sind dann auch Schritte, bei denen du denkst: Boah, cool. Einen kleinen Haken kannst du machen."
Saisonstart im Vergleich eher bescheiden
Am Ende wird aber auch diese Saison wieder an den harten Fakten gemessen werden. Und besonders gut losgegangen ist sie nicht. Kuntz ist zwar "insgesamt zufrieden" mit dem Start. Die bisher zehn Zähler sind im siebten Zweitliga-Jahr der Club-Geschichte jedoch nur die fünftbeste Ausbeute.
Auch aus den oben genannten Gründen und der Hoffnung auf die Nachhaltigkeit dieser Entwicklungen wirbt der neue HSV-Boss darum, nicht alles am Tabellenplatz (aktuell vier) festzumachen: "Wir wissen das einzuschätzen. Wir machen Zwischenschritte. Aktuell ist es gut."
In der Vergangenheit hat der HSV so manches Mal im Saisonendspurt den möglichen Aufstieg verspielt. Kuntz formuliert die Zielsetzung so: "Am 30. Spieltag müssen wir in Reichweite oder auf Platz eins, zwei oder drei sein. Dann geht die Saison wieder etwas neu los."
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Sportclub | 15.09.2024 | 22:50 Uhr