NDR-Sport Hamburg Open: "Konstanz ist wichtig" für Tennis am Rothenbaum
Das Damentennis-Turnier am Hamburger Rothenbaum wird in diesem Jahr in kleinerem Rahmen gespielt als geplant. Damit lässt sich kein Geld verdienen, aber: "Konstanz ist wichtig", sagt Turnierdirektorin Sandra Reichel, die sich um ein Upgrade in die 500er-Kategorie bemüht.
Ein Jahr ohne Damen-Tennis in Hamburg? Nein, das war für Turnierdirektorin Reichel keine Option. Natürlich war sie enttäuscht, als sie das angestammte 250er-Turnier schweren Herzens für 2024 zunächst absagen musste. "Aber damit habe ich mich zunehmend schlecht gefühlt", sagt die Österreicherin im Gespräch mit dem NDR.
Es folgte ein intensiver Austausch vor allem mit der Hansestadt, die sich voll und ganz für den Verbleib der Ladies Hamburg Open ausgesprochen habe. Reichel: "Es war ein Kraftakt, aber es hat gepasst."
"Wir wollen das durchziehen."
— Turnierdirektorin Sandra Reichel
"Ein ganz tolles Ergebnis" ist nach Einschätzung des Sportamtsleiters der Hansestadt, Jonas Leder, "dass das Turnier gehalten werden konnte und auch in diesem Jahr unter den schwierigen Voraussetzungen ausgerichtet" wird. Das Damen-Turnier ist fester Bestandteil des Hamburger Sportkalenders - und so sollte es auch bleiben. Auch deshalb wurde das 125er-Turnier kurzfristig an- und doch noch umgesetzt.
"Wenn man etwas aufbaut, ist die Konstanz besonders wichtig", sagt die Turnierdirektorin, die ein klares Bekenntnis zum Standort Hamburg abgibt: "Auch wenn es schwierig ist, wir wollen das durchziehen." Die Zuschauerzahlen sind mit denen der letzten Jahre nicht annähernd vergleichbar, große Namen fehlen ohnehin. Die Ägypterin Mayar Sherif war mit Rang 82 die am höchsten platzierte Spielerin der Weltrangliste. Im Vorjahr jubelten zumindest die Hamburger Spielerinnen, Noma Noha Akugue erreichte das Endspiel. Diesmal erreichte keine Deutsche das Halbfinale.
Ungünstiger Termin wie beim Herrenturnier
Wie die Herren, die zwischen Wimbledon und den Olympischen Spielen an der Hallerstraße aufschlugen, mussten auch die Ladies Hamburg Open einen denkbar ungünstigen Termin für das einmalig von der WTA gewährte 125er-Turnier akzeptieren. In Konkurrenz mit Olympia in Paris und der Ferienzeit im gesamten Norden.
"Man kann nicht alles haben", sagt Reichel und zuckt mit den Schultern. Turnier-Botschafterin Andrea Petkovic pflichtet ihr bei: "Turniere funktionieren, wenn sie regelmäßig stattfinden und die Leute wissen, dass es zu einem festen Zeitpunkt ein Damen-Turnier in Hamburg gibt."
In diesem Jahr ist ein Minus realistisch
Zumal die Sponsoren trotz aller Schwierigkeiten bei der Stange bleiben. Neben dem Haupt- und Titelsponsor des Hamburger Unternehmers und Mäzens Alexander Otto waren es Reichel zufolge auch "60 Prozent" der anderen Sponsoren.
Und dennoch bleibt als Resümee: Geld verdienen können die Veranstalter in diesem Jahr nicht - rote Zahlen sind eher realistisch. Aber wie sagt Reichel? "Uns ist die Konstanz wichtig, dass Hamburg ein Damen-Turnier hat und behält. Wir sehen es als Investition in die Zukunft."
Reichel will Upgrade zum 500er-Turnier
Ein klares Statement der Familie Reichel, die als Inhaber der Lizenz durchaus einen anderen Standort als den Rothenbaum wählen könnte. Aber: "Hamburgs Tennisfans sind einzigartig", wird Reichel nicht müde zu betonen. Der Plan ist nun sogar, sich um ein Upgrade zu einem 500er-Turnier zu bemühen, was dem Renommee der Veranstaltung zuträglich wäre - und Hamburg wahrscheinlich ein deutliches Plus an Topspielerinnen brächte.
Gespräche mit der WTA soll es während der US Open geben. Reichel: "Egal ob 250er oder 500er - ich mache beides super gerne. Das Wichtigste ist sowieso, dass das Turnier überhaupt stattfindet."
Gespräche mit den "Hausherren" am Rothenbaum
Beste Aussichten also, möchte man meinen. Zumal die Herren, die auf Bestreben des Deutschen Tennis Bundes (DTB) einen neuen Turnier-Veranstalter haben, im kommenden Jahr wieder direkt vor den French Open aufschlagen werden (17. bis 24. Mai). Damit kommen sie sich nicht ins Gehege mit dem Damen-Event, das vom 14. bis 20. Juli im WTA-Kalender terminiert ist.
Doch in trockenen Tüchern ist die Zukunft der Ladies Hamburg Open damit noch nicht. Erst stünden noch Gespräche an mit den "Hausherren" am Rothenbaum, dem DTB und dem Club an der Alster. "Solange nichts schriftlich fixiert ist", so Reichel, werde sie nichts sagen: "Das habe ich gelernt."
Kombiniertes Turnier? Der Traum lebt weiter
Nur eines dürfte sicher sein: Ein kombiniertes Turnier von Damen und Herren, wie es die Agentur der Familie Reichel in den vergangenen beiden Jahren mit einigem Erfolg präsentiert hat, wird es auf absehbare Zeit nicht mehr geben. Auch wenn es der Traum vieler Tennisfans und der Turnierdirektorin wäre: "Aber nicht um jeden Preis, die Rahmenbedingungen müssen passen", sagt Sandra Reichel. "Auch wenn ein kombiniertes Turnier nach wie vor das beste Produkt für die Tennisfans ist."
Dieses Thema im Programm:
Hamburg Journal | 11.08.2024 | 19:30 Uhr