NDR-Sport Füllkrug in der Premier League: "Brauche noch, um anzukommen"
Stürmer Niclas Füllkrug ist nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund zu West Ham United in die Premier League noch nicht so richtig angekommen. In der Nationalmannschaft hingegen fühlt sich der gebürtige Hannoveraner weiter pudelwohl.
Füllkrug grübelte. "Oh! Aus Amerika nicht, glaube ich", sagte der deutsche Nationalstürmer von West Ham United im DFB-Quiztaxi schließlich auf die Frage, wo denn wohl die Beatles herkommen. Am Mittwoch, während einer launigen Pressekonferenz in Herzogenaurach, lachte er darüber: Er brauche "wohl noch einige Zeit, um in England wirklich anzukommen" - sportlich wie persönlich. Und auch musikalisch.
Wechsel nach England verlief holprig
Der zweitbeste Torschütze (13 Treffer) im Nations-League-Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann hat sich im Sommer mit dem Sprung in die Premier League "einen weiteren Traum" erfüllt. Er hat aber auch schnell gemerkt, welch tiefgreifende Veränderungen das mit sich bringt.
"So ein Auslandstransfer ist etwas anderes, als von Bremen nach Dortmund zu wechseln", berichtete er: "Das Training ist anders, die Plätze sind anders. Die Art und Weise, Fußball zu spielen, ist viel physischer und dynamischer."
Als Borussia Dortmund für seine Position Serhou Guirassy vom VfB Stuttgart verpflichtet hatte, da wusste der 31-Jährige: "Das ist für mich jetzt nicht der größte Vertrauensbeweis." Er wurde offener für einen Wechsel "auf ein ganz anderes Pflaster" - die Premier League. West Ham ist für ihn eine "Riesenherausforderung", er spürt bei den Hammers "eine wahnsinnige Überzeugung, eine wahnsinnige Wertschätzung".
Bisher kein Stammplatz für Füllkrug
Für einen Startelf-Einsatz hat es allerdings in den ersten vier Saison-Pflichtspielen noch nicht gereicht, nach 137 Minuten auf dem Platz ist der 27-Millionen-Euro-Zugang ohne Torbeteiligung. Das gilt aber auch für seinen Konkurrenten Michail Antonio, der stets beginnen durfte. "Mir wurde ein klarer Plan aufgezeigt", sagte Füllkrug: "Ich lasse mich jetzt überzeugen, dass das alles auch so kommen wird."
Sehnsucht nach der Heim-EM
Füllkrugs Wohlfühloase ist die Nationalmannschaft. Er war bei der Heim-EM zwar auch im Deutschland-Trikot kein Stammspieler, erzielte aber zwei Jokertore, präsentierte sich enorm wichtig für die Stimmung und ist längst einer der Sprecher des Teams. Nagelsmann berief ihn folgerichtig in den Mannschaftsrat.
Ins DFB-Quartier in Herzogenaurach kehrte Füllkrug nun demütig und wehmütig zurück, zum Auftakt der Nations League trifft das deutsche Team am Sonnabend (20.45 Uhr) in Düsseldorf auf Ungarn, am Dienstag (20.45 Uhr) geht es in Amsterdam gegen die Niederlande.
"Mein Schmerz nach der EM war, dass diese Reise vorbei war", berichtete er, "wir hatten während des Turniers ein Gemeinschaftsgefühl in Deutschland, alles hat sich im positiven Sinne um uns gedreht. Der Weg ist das Ziel, so sehe ich das." Wo andere sich wegducken, stellt er sich: "Deshalb habe ich hier eine Wichtigkeit und eine gewisse Rolle. Ich decke Bereiche neben dem Platz ab, die nicht jeder Spieler abdecken möchte."
Großer Respekt für Kapitän Kimmich
Von seinem neuen Kapitän Joshua Kimmich zeigt sich "Lücke" begeistert: "Jo ist ein echter Kapitän. Er geht vorweg, das hat er vorher schon gemacht. Ich halte sehr viel von ihm." Kimmich sei einfach "ein toller Mensch, ein toller Typ. Ich freue mich, dass er eine gewisse Wertschätzung bekommen hat."
Nach den Rücktritten von Ilkay Gündogan, Toni Kroos, Manuel Neuer und Thomas Müller beginne eine "neue Ära" in der Nationalmannschaft: "Es ist eine krass veränderte Mannschaft. Ein paar ganz große Namen haben uns verlassen, die auf und neben dem Platz tragende Rollen hatten. Wir sind dabei, eine neue Hierarchie zu entwickeln. Das wird ein Prozess, wir sind aber auf einem guten Weg. Das kann gut werden", so der 31-Jährige.
Füllkrug: "Ich spreche auch gut Englisch"
Das weiß der ebenfalls kommunikativ starke Bundestrainer zu schätzen. Der Weg in die Startelf jedoch führt über den Verein. Deshalb will sich Füllkrug mit seiner Familie schnellstmöglich noch besser einleben, an den Linksverkehr hat er sich auch schon gewöhnt: "Damit habe ich keine Probleme. Ich spreche auch gut Englisch." Ein Laden mit Platten der aus Liverpool stammenden Beatles sollte sich ebenfalls finden lassen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 2 Sport | 04.09.2024 | 23:03 Uhr