
HBL Flensburg gegen THW Kiel - Premieren, Abschiede, ruhende Freundschaften
SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel: Am Sonnabend steigt in der "Hölle Nord" das 112. Landesderby und für beide schleswig-holsteinischen Topclubs geht es im Kampf um die Meisterschaft in der Handball-Bundesliga um wichtige Zähler. Das Spiel läuft live in der ARD und im Stream bei ndr.de.
Von der Papierform gehen die Kieler als Favorit in die Partie. Nach der Hinspiel-Niederlage gegen den Rivalen im vergangenen November (33:37) gab es mit der Pleite bei der HSG Wetzlar (25:27) nur noch eine Niederlage in zwölf Bundesliga-Partien. Nur einen Zähler Rückstand haben die "Zebras" auf den neuen Tabellenführer TSV Hannover-Burgdorf, nachdem der HSV Hamburg den bisherigen Spitzenreiter MT Melsungen am Donnerstag deklassierte (42:32).
Und so haben die Kieler die Chance, den Druck auf die Spitze mit einem Sieg weiter zu erhöhen. THW-Kreisläufer Patrick Wiencek sagt: "Wenn wir aus Flensburg zwei Punkte mitnehmen, sind wir vielleicht ein größerer Favorit für die Meisterschaft."
Über den Ausgang der Partie am Sonnabend (18 Uhr), die live in der ARD sowie im Livestream bei ndr.de zu sehen ist, sagt das naturgemäß aber wenig, denn auch im Handball gilt: Derbys haben ihre eigenen Gesetze.
Premiere für SG-Trainer Pajovic...
Das alleine schon, weil auch das 112. Landesderby neben der sportlichen Brisanz - die SG kann mit dem vierten Sieg über den Rivalen in Folge bis auf einen Zähler an diesen heranrücken - auch wieder seine ganz eigenen Geschichten hat. Die handeln von einer Premiere, aber auch von letzten Auftritten im schleswig-holsteinischen Prestige-Duell.
"Wenn wir aus Flensburg zwei Punkte mitnehmen, sind wir vielleicht ein größerer Favorit für die Meisterschaft."
— THW-Kreisläufer Patrick Wiencek
Seine Premiere feiert Flensburgs Coach Ales Pajovic, der im Februar für den geschassten Nicolej Krickau übernommen hatte. Interessant: Der Slowene half im Herbst 2007 bei den "Zebras" aus, spielte aber nicht gegen Flensburg, sodass er nun sein erstes Derby erlebt. "Schon kurz nach meiner Ankunft spürte ich, dass es ein besonderes Spiel ist, da ich schon damals auf mein kurzes THW-Kapitel angesprochen wurde", erzählt Pajovic.
...letzte Derbys für Gottfridsson und Wiencek
Auf der anderen Seite werden Pajovic' Spielmacher Jim Gottfridsson sowie Wiencek, der am Sonnabend auch noch seinen 36. Geburtstag feiert, ihre jeweils letzten Landesderbys spielen. Gottfridsson, der nach zwölf Jahren in Flensburg am Saisonende nach Szeged wechseln wird, möchte "dieses Derby richtig genießen, so viele Spiele habe ich ja nicht mehr nach".
Wiencek befindet: "Wenn man zurückblickt, waren das immer sehr emotionale Begegnungen mit viel Prestige." Für einen THW-Spieler sei es "mit das größte Spiel des Jahres, für die Flensburger genauso".
THW-Trainer Jicha: "Die Jungs haben den Willen"
Kiels Coach Filip Jicha aber will sich "nicht von den Emotionen des Derbys täuschen lassen", sondern fordert von seiner Mannschaft: "Wir müssen unseren Plan abarbeiten." Dass sein Team dazu in der Lage ist, hat es in den vergangenen Monaten immer wieder unter Beweis gestellt - und der Tscheche ist überzeugt, dass das auch am Sonnabend der Fall sein wird: "Die Jungs haben Energie, Willen und die Qualität in der Umsetzung."
Nach der klaren Niederlage im Hinspiel war die Meisterschaft für den THW bei 12:8 Zählern in weiter Ferne. Nun steht der Rekordmeister bei 34:10 Punkten und der Glaube an den Titel und Selbstvertrauen sowie Selbstverständnis sind zurück.
"Wer ein falsches Trikot trägt, ist mein Gegner. Freunde können wir erst nach dem Spiel wieder sein."
— SG-Linksaußen Emil Jakobsen
Auch bei der SG hat sich seit der Partie im vergangenen Herbst viel getan - allerdings eher in die entgegengesetzte Richtung: Pajovic folgte auf Krickau, die Schwankungen des vor der Saison selbsterklärten Titelasprianten hat aber auch der 46-Jährige noch nicht in den Griff bekommen. Sein Team hat bei 31:13 Zählern drei Minuspunkte mehr auf dem Konto als der große Rivale. Bedeutet aber auch: Mit einem Erfolg können die Flensburger bis auf einen Punkt an den THW heranrücken.
Pajovic: "Müssen uns auf uns konzentrieren"
"Es kann immer noch viel passieren in der Liga, aber wenn wir oben dran bleiben wollen, dann müssen wir uns auf uns konzentrieren", sagt Pajovic: "Unser Mindset muss sein, dass jedes Spiel und jeder Punkt wichtig ist. Das gilt für das Derby gegen Kiel, aber auch für die kommenden Spiele."
Freunde in Nationalteams, erbitterte Gegner im Derby
In den vergangenen Wochen bereitete dem neuen Coach besonders der Rückraum einige Sorgen. Mit Simon Pytlick (Unterarmbruch) und Kay Smits (krank) fallen zwei Rückraumspieler längerfristig aus. Mads Mensah war zwar bei der dänischen Nationalmannschaft, kam wegen Fußbeschwerden aber nicht zum Einsatz. Mit dem kroatischen Linkshänder Marko Kopljar, der übrigens mit der Schwester von THW-Routinier Domagoj Duvnjak verheiratet ist, und dem dänischen Halblinken Andreas Holst Jensen verpflichteten die Flensburger zwei bislang vertragslose Spieler nach.
Bei den Kielern musste Nikola Bilyk (Oberschenkel) der österreichischen Auswahl absagen, während andere Teamkollegen eine Länderspielwoche mit den kommenden Gegnern verbrachten. Bei den Dänen spielten die beiden Kieler Emil Madsen und Magnus Landin gemeinsam mit sieben Flensburgern gegen Frankreich, nun geht es gegeneinander um wichtige Bundesliga-Punkte.
"In meinem ersten Jahr in Flensburg war es wirklich etwas schwierig für mich, damit umzugehen", sagt SG-Linksaußen Emil Jakobsen. "Jetzt ist für mich klar: Wer ein falsches Trikot trägt, ist mein Gegner. Freunde können wir erst nach dem Spiel wieder sein." Und dann sollen sich die beiden Punkte am liebsten auf der eigenen Seite befinden.
Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 22.03.2025 | 20:17 Uhr