DDR - UDSSR Leichtathletik Länderkampf in Erfurt 23.06.1985 / Uwe Hohn (ASK Vorwärts Potsdam) Aktion , Speerwerfen

Heute vor 40 Jahren Uwe Hohn schleudert den Speer als erster Mensch über 100 Meter weit

Stand: 20.07.2024 00:01 Uhr

Es war ein Wurf für die Ewigkeit: Am 20. Juli 1984 gelingt Uwe Hohn ein 104-Meter-Speerwurf. Keiner hat diese Bestmarke bis heute übertroffen. Doch das Schicksal meinte es nicht immer gut mit ihm. Olympiasieger oder Weltmeister wurde der DDR-Sportler nie.

Freitagabend, 20. Juli 1984. Uwe Hohn macht ein paar Tippelschritte und stößt den Speer mit Wucht in den Berliner Abendhimmel. Schon beim Abwurf spürt er, dass sein Sportgerät weit fliegen wird. Am Ende messen die Kampfrichter unfassbare 104,80 Meter. Die Anzeigetafel zeigt 4,80 Meter, sie ist für Weiten über 100 Meter nicht ausgelegt.

Leichtathletikverband verändert Reglement


Warum auch? Bisher war ein solcher Wurf keinem Sportler gelungen. Hohn schreibt an jenem Freitagabend um 19:54 Uhr im Ludwig-Jahn-Sportpark in Ost-Berlin Geschichte. "Ich habe meine Arme hochgerissen. Für mich war klar, dass der Speer über 100 Meter weit fliegt", sagt Hohn später. Dieser Meisterwurf brachte die Organisatoren in die Bredouille. Die Stadion waren für derartige Weiten gar nicht ausgelegt. Die Folge: Wenige Monate nach dem Rekordwurf beschloss der Internationale Leichtathletikverband nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen, den Schwerpunkt der Wurfgeräte ein paar Zentimeter nach vorne zu verlegen und damit die Aerodynamik zu verringern. Im April 1986 trat die bis heute gültige Regel in Kraft. Weiten über 100 Meter hat es seitdem nie mehr gegeben. 

DDR - UDSSR Leichtathletik Länderkampf in Erfurt 23.06.1985 / Uwe Hohn (ASK Vorwärts Potsdam) Aktion , Speerwerfen

Uwe Hohn bei seinem Rekordwurf im Juli 1984.

Olympia-Boykott für Hohn besonders bitter

Zu diesem Zeitpunkt nahte bereits das Ende der Werferkarriere von Hohn. Mit nur 24 musste der erfolgreiche Speerwerfer aufhören. Eine Bandscheiben-Operation verlief nicht wie gewünscht, auch ein zweiter Eingriff konnte die Probleme nicht lösen. Der Rekordwerfer verließ die Bühne ohne großen Titel. Er wurde nie Weltmeister, auch nicht Olympiasieger. Letzterer blieb Hohn auch deshalb verwehrt, weil die DDR, wie die meisten anderen sozialistischen Staaten, die Spiele 1984 in Los Angeles boykottierte. So musste Hohn aus der Ferne ansehen, wie der Finne Arto Härkönen Olympia-Gold sicherte. Er warf dabei 18 Meter kürzer als DDR-Star Hohn bei seinem weitesten Wurf aller Zeiten.

Aus der Traum: Der Olympia-Boykott 1984 - Wie DDR-Stars um die Spiele in Los Angeles gebracht wurden

Sanny Stephan