Anja Adler vom deutschen Para-Team feiert ihre Bronzemedaille.

Paralympics | Kanu Umtausch ausgeschlossen: Bronze-Siegerin Adler hält an beschädigter Medaille fest

Stand: 28.01.2025 19:20 Uhr

Für Parakanutin Anja Adler erfüllte sich bei den Sommerspielen in Paris ihr größter sportlicher Traum: Sie gewann eine Paralympics-Medaille. Eine Medaille, die seither erodiert. Für die Hallenserin ist das aber kein Grund für einen Umtausch, zu viele Erinnerungen hängen an der Ehrung. Und dazu sind weitere Topplatzierungen und somit neue Medaillen in Gefahr: Trotz großer Erfolge wird den Kanutinnen das Geld gekürzt.

Kein halbes Jahr ist der größte sportliche Erfolg in der Karriere von Anja Adler her, da ist die Legierung ihrer Trophäe schon am Abblättern. Ihre Bronzemedaille von den Paralympics in Paris zeigt Spuren des Verfalls – kein Einzelfall. Vor zwei Wochen berichtete das französische Portal "La Lettre" von mehr als 100 Athletinnen und Athleten, die wegen mangelhafter Verarbeitung ihre beschädigten Olympia- und Paralympics-Medaillen bereits umgetauscht hätten. Eine genaue Zahl der Medaillenwechsler wollten die Veranstalter nicht bestätigen, sprachen von einem "sehr geringen Anteil" und erklärten, dass es sich "nur um einige Prozente der 5.084 gefertigten Medaillen" handeln würde. Für Adler ist das keine Option.

Anja Adler vom deutschen Para-Team feiert ihre Bronzemedaille.

Stolz hält Anja Adler kurz nach ihrem dritten Platz bei den Paralympics ihre Medaille in die Luft. Inzwischen hat das gute Stück einige Mängel.

"Es ging schnell nach den Paralympics los"

Auch die Hallenserin stellte kurz nach ihrem dritten Platz über die 200 Meter im Kajak in der Klasse KL2 fest, dass mit ihrem Stück Bronze etwas nicht stimmt. "Es ging relativ schnell nach den Spielen los, dass man die ein oder andere Ecke schon gesehen hat. Ich habe das erst einmal nicht ernst genommen. Aber es wurde mehr, umso mehr die Medaille durch die ein oder anderen Hände ging", sagte Adler bei SACHSEN-ANHALT HEUTE.

Anja Adler Paralympics Medaille

Die Medaille von Anja Adler zeigt deutliche Spuren von Korrosion.

Der Grund für die Korrosion der begehrten Stücke sei laut der französischen staatlichen Münzprägeanstalt "Monnaie de Paris", die die Medaillen gefertigt hat, noch nicht final geklärt. Besonders der Kontakt mit Schweiß sei Gift gewesen für die Legierung in der Ehrenplakette, sagt Adler.

Medaille hat den Spielen "das Sahnehäubchen aufgesetzt"

Für sie ist der abblätternde Glanz jedoch kein Grund für Ärger. "Der Wert der Medaille bemisst sich nicht daran, wie sie aussieht." Vielmehr stehe der Orden für die Mühen und Leistungen, die zum Erfolg geführt haben. Perfektes Aussehen hin oder her. Ein Umtausch, wie ihn beispielsweise die Judoka Miriam Butkereit vom SV Halle in Betracht zieht, ist für die Kanutin ausgeschlossen: "Das kommt auf keinen Fall in Frage. Das ist das Original, was mir in Paris an der Strecke am 08. September um den Hals gehängt wurde, das gebe ich nicht her."

Anja Adler vom deutschen Para-Team reagiert im Ziel. Adler gewinnt die Bronzemedaille.

Nach dem dritten Platz bei der WM 2024 folgte in Paris erneut Bronze für Anja Adler.

Zwei Tage lang habe sie die Bronzemedaille nicht abgenommen, verbindet mit ihr besondere Erinnerungen an eine wunderbare Zeit an der Seine. "Die Spiele an sich waren wirklich perfekt. Da kann man überhaupt nichts sagen. Dass es für mich am Ende mit der Medaille ausgegangen ist, das hat dem Ganzen das Sahnehäubchen aufgesetzt."

Kürzungen gefährden zukünftigen Erfolg

Wie erfolgreich es für Adler und die Parakanutinnen zukünftig weiter geht, ist ungewiss. Drastische Kürzungen haben die Trainingszeit in wärmeren Gefilden während der kalten Jahreszeit von acht Wochen im letzten Jahr auf lediglich sieben Tage in diesem Winter schrumpfen lassen. "Wir werden es Anfang der Saison im April und Mai sehen – besonders im Weltcup – welche Auswirkungen das haben wird. Die Kilometer, die wir weniger fahren, das ist schon extrem."

"Viel Unverständnis. Es ärgert uns"

Und dabei waren die Kanu-Athleten bei den Paralympics erfolgreich, standen dreimal auf dem Treppchen. Neben Adler waren das Felicia Laberer und Edina Müller, die Bronze holten. Letztere trug mit dem Leipziger Martin Schulz bei der Eröffnungszeremonie gar die deutsche Fahne. Doch das half den Kanutinnen beim Thema Förderung auch nicht. Adler ist enttäuscht: "Dass wir nach so einem extrem erfolgreichen Jahr wieder gekürzt werden, da war schon viel Unverständnis da. Und es ärgert uns." Eine offizielle Begründung des Deutschen Behindertensportverbands für die Kürzungen bekam die Kanutin nicht.

Edina Müller (l), Anja Adler (r) und Felicia Laberer (M) jubeln gemeinsam über ihre Bronzemedaillen.

Anja Adler (rechts) gewann ebenso wie die beiden Parakanutinnen Elina Müller (m.) und Felicia Laberer Bronze in Paris.

Selbst wenn es die kommende Saison nicht um einen Podestplatz bei den Paralympics geht, so ist die Hallenserin doch genau so motiviert. "Wenn ich an den Start gehe, will ich um Medaillen mitfahren." Spätestens bei der WM in Mailand im August. "Ich will dort perfekt performen und im Optimalfall wieder Edelmetall einfahren."

jar/dey/dpa