Rodeln | Weltcup Revanche und WM-Generalprobe - Rennrodler freuen sich auf Oberhof
Beim jüngsten Rodel-Weltcup in Oberhof lief es für die deutschen Starter nicht optimal. Außer für einen Thüringer Schlitten. Beim erneuten Weltcup in Thüringen peilen die Deutschen ein "Dreierpodium" an. Zudem geht es darum, sich in "einen guten Flow" für die WM zu fahren.
Zum zweiten Mal innerhalb von nur fünf Wochen gastiert die Rennrodel-Weltelite auf dem Thüringer Rennsteig in Oberhof. Wenn die Schlitten an diesem Wochenende (25./26. Januar) durch die rasend schnelle Eisrinne flitzen, geht es nicht nur um Weltcup-Punkte: Die Wettkämpfe in Oberhof sind zugleich die Generalprobe für die Weltmeisterschaft Anfang Februar im kanadischen Whistler.
Leitner: "Wettkämpfe sind ganz wichtig"
"Die Wettkämpfe sind ganz wichtig, da kann man richtig einen Flow mitnehmen. Da weiß man, ich bin gut vorbereitet auf die WM“, weiß Bundestrainer Partric Leitner vor dem Oberhof-Weltcup.
Einen Flow mitnehmen – das wollen vor allem die deutschen Schlitten. Und erst recht, weil es auf der Heimbahn durch den Eiskanal geht. "Wir freuen uns sehr, wieder in Oberhof zu sein", so Leitner auf einer Pressekonferenz am Donnerstag (23. Januar). Auch wenn Regen für das Wochenende erwartet wird, rechnen die Veranstalter pro Tag mit rund 5.000 Zuschauern.
Vor fünf Wochen: Österreich-Dominanz
Für die Deutschen geht es zudem um eine Form von Revanche. Den jüngsten Oberhof- Weltcup dominierten nämlich nicht die sonst so erfolgsverwöhnten Gastgeber. In sechs Rennen standen fünfmal Sportler anderer Nationen ganz oben. Vor allem die Österreicher stahlen Julia Taubitz, Max Langenhan und Co. die Show.
Hannes Orlamnünder (li.) und Paul Gubitz (re.) vor fünf Wochen in Oberhof.
Heimsieg für Orlamünder/Gubitz: "Jetzt wissen es alle"
Nur ein deutscher Schlitten konnte überzeugen. Und das auch noch etwas überraschend: Die jungen Thüringer Hannes Orlamünder und Paul Gubitz fuhren auf ihrer Heimbahn zu ihren ersten Weltcupsieg – und stahlen dabei ihren deutschen Konkurrenten Tobias Wendl/Tobias Artl und Toni Eggert/Florian Müller die Show. "Vor dem ersten Weltcup wussten wir, dass wir hier schnell sind. Jetzt wissen alle, dass wir hier schnell sein können", sagt Gubitz. "Hier ist das Selbstbewusstsein am höchsten. Wir wissen, dass wir gewinnen können."
Eggert: "Nicht verrückt machen lassen"
Für die Doppelsitzer-Rennen der Männer hofft Toni Eggert, "dass wir ein deutsches Dreierpodium schaffen". Der erfahrene 36-Jährige, der in diesem Winter ein Comeback mit neuem Fahrpartner feiert, kann zudem der Diskussion um die österreichische Dominanz in diesem Winter wenig abgewinnen: "Wir dürfen uns nicht verrückt machen lassen", so der Ilsenburger. "Wenn wir unseren Job gut machen, am schnellsten starten, was wir in den letzten Jahren geschafft haben, und dann mit ordentlich sauberem Zug fahren, können wir die Österreicher schlagen. Auch wenn die sauschnell und gut sind."
Drei Österreich-Führungen in vier Weltcups
In den Gesamtwertungen der Frauen und Frauen-Doppelsitzerinnen führen mit Madeleine Egle und Selina Egle/Lara Michaela Kipp Österreicherinnen, bei den Männern stehen der Österreicher Nico Gleirscher und Max Langnhan punktgleich an der Spitze. Nur bei den Doppelsitzern führen mit Wendl/Arlt ein deutsches Duo, knapp vor den Letten Martins Bots/Roberts Plume sowie Eggert/Müller.
Für das zweite Oberhof-Rennen in nur fünf Wochen dürften vor allem Julia Taubitz und Max Langenhan auf Wiedergutmachung brennen. "Das tat schon weh", sagte Taubitz nach dem ersten Oberhof-Auftritt, als sie nur Dritte wurde. Noch schmerzhafter für die Deutschen war der Blick auf die Einzel-Konkurrenz der Männer: Die ersten vier Plätze gingen an Schlitten aus Österreich, Felix Loch und Max Langenhan wurden nur Fünfter und Siebter.
Ex-Bundestrainer Norbert Loch in Oberhof dabei
Darauf, dass die Revanche glückt, hofft auch Norbert Loch. Der Ex-Bundestrainer, der für ein "Goldenes Zeitalter" der deutschen Rennrodler steht, hat sich für das Renn-Wochenende angekündigt. Seine Expertise soll in die WM-Vorbereitung einfließen, kündigt Loch-Nachfolger Leitner an: "Wir haben schon langfristig ausgemacht, dass er hierher kommt. Er fährt auch mit nach Whistler zur WM. Er freut sich sehr darauf, dass er wieder zur Mannschaft stoßen kann.“ Vielleicht ja ein gutes Omen, dass es klappt – mit der Revanche und der WM-Generalprobe.
Dirk Hofmeister