
Fußball | Regionalliga-Reform Regionalliga-Reform: DFB-Boss Neuendorf lehnt Aufstockung der 3. Liga und Führungsrolle ab
DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat auf den offenen Brief der Ost-Initiative zu einer Drittliga-Aufstiegsreform geantwortet. Neuendorf schließt eine Aufstockung der 3. Liga und fünf Regionalliga-Aufsteiger aus. Eine führende Rolle im Reformprozess will der DFB-Boss nicht übernehmen. Der Geschäftsstellenleiter des Chemnitzer FC erklärte, dass man das Gesprächsangebot des DFB annehmen will.
Der DFB-Boss betonte, dass er sich mehr Vertraulichkeit gewünscht hätte, dies für die Zukunft erhoffe und ihm die Form des offenen Briefs insofern nicht gefallen habe.
Absage an stärkere Rolle des DFB-Präsidenten und Aufstockung der 3. Liga
Neuendorf bezieht sich auf die Strukturen im DFB, weshalb er der Forderung der Ostvereine, eine Regionalliga-Reform "zur Chefsache zu machen", nicht nachkommen könne. Nach "Sport-im-Osten"-Informationen schließt Neuendorf eine Aufstockung der 3. Liga auf 22 Mannschaften mit je fünf Ab- und Aufsteigern aus. Der DFB-Chef sieht wirtschaftliche Nachteile für die Drittligisten und einen kaum umsetzbaren Rahmenterminkalender. Die Reduzierung der fünf Viertliga-Staffeln auf vier ließ er offen.
Lösungen müssten aber wohl die Regionalverbände erarbeiten, auf Bitte dieser Verbände könnte der DFB eine koordinierende und moderierende Rolle einnehmen. Dazu bot Neuendorf ein Gespräch mit Manuel Hartmann, dem DFB-Geschäftsführer Spielbetrieb, an. Sich selbst sieht er dabei nicht als Hauptansprechpartner. Diese Delegierung nach unten hatten die Ostklubs in dem offenen Brief bemängelt.

Der DFB-Boss verweist die Ostvereine an Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb des DFB.
CFC-Geschäftsstellenleiter Haeder: NOFV-Vorschlag endgültig vom Tisch
Der Geschäftsstellenleiter des Chemnitzer FC, Tommy Haeder zeigte sich wenig überrascht von der Antwort Neuendorfs. Man werde das Gesprächsangebot des DFB annehmen, erklärte er "Sport im Osten". Dazu sagte der CFC-Verantwortliche: "Zum anderen hat die DFB-Führung klargestellt, dass es keine Veränderungen in der 3. Liga geben wird – damit ist der vom NOFV bevorzugte Vorschlag endgültig vom Tisch. Das spart wertvolle Zeit, weil wir kein totes Pferd weiterreiten müssen." Man wolle sich nun "entschlossen auf den NOFV-Aufstiegsreform-Gipfel Ende März" vorbereiten. "Die Klubs werden weiter für ihre Interessen kämpfen und um Wahrnehmung ringen – auch wenn der DFB leider nicht bereit ist, dieses wichtige Thema zur Chefsache zu machen."

Tommy Haeder will mit den Klubs den Aufstiegsrefrom-Gipfel entschlossen vorbereiten.
DFB beantwortet diese Fragen von "Sport im Osten" nicht
"Sport im Osten" hatte dem DFB und Neuendorf parallel zum offenen Brief einen Zehn-Fragen-Katalog geschickt. Darunter war auch die Frage, ob Neuendorf sich bei seinen Vize-Präsidenten, die die Chefs der Regionalverbände sind, für einen neuen Lösungsprozess einsetzen wolle. Auf alle Fragen bekam "Sport im Osten" keine schriftlichen Antworten. Ein DFB-Pressesprecher wollte nach einem Telefonat nicht zitiert werden.
Was bedeutet das für die Chancen auf eine Regionalliga-Reform? Der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) könnte, wie Haeder bereits andeutete, nach dem Aufstiegsreform-Gipfel mit den Vereinen am 31. März den DFB bei einer angestrebten Vier-Staffel-Lösung um Hilfe bitten.
ZFC Meuselwitz will Nordost-Staffel erhalten
Schwieriger wird es, wenn sich die NOFV-Klubs nicht auf eine Vier-Staffel-Variante verständigen können. Denn bisher hatte der NOFV die Drittliga-Aufstockung bevorzugt, die Neuendorf komplett ablehnte. Zudem gehört der ZFC Meuselwitz als Teil der 17 Nordost-Regionalligisten nicht mehr zu den vorbehaltlosen Unterstützern. Auf der Klub-Homepage heißt es: "Der Chemnitzer FC als federführender Verein der Initiative wurde aufgefordert, den ZFC Meuselwitz von der Unterstützerliste zu nehmen, solange eine Vierteilung der Regionalliga bzw. die Zerschlagung der NOFV-Staffel als eine Option für das Erreichen des Ziels akzeptiert wird." Hintergrund: Die Thüringer wollen eine Aufspaltung der Regionalliga Nordost verhindern.
Präsident Hubert Wolf erklärte auf Nachfrage von "Sport im Osten": "Wichtig ist für uns, dass die NOFV-Klubs zusammenbleiben. Wir wären aber gesprächsbereit, über eine Erweiterung des Gebiets zu diskutieren, wenn es dadurch möglich erscheint, zu einer Vier-Staffel-Option zu kommen."
NOFV und seine Klubs brauchen eine Verhandlungsstrategie
Die Reformbewegung hatte angekündigt, Klubs aus grenznahen Regionen in die Nordost-Regionalliga aufzunehmen, dazu aber offen gelassen, ob man im Extremfall die Nordost-Staffel opfern würde. Letzterer Schritt geht einzelnen Vereinen wohl zu weit. Unklar ist, was die Verhandlungsstrategie für Gespräche mit den anderen Regionalverbänden ist und welche Einschnitte man bereit ist, in Kauf zu nehmen.