Gewichtheber Raphael Friedrich

Gewichtheben | EM Chemnitzer Gewichtheber Friedrich reist mit Gold-Ambitionen zur EM

Stand: 15.04.2025 15:45 Uhr

Bei den Europameisterschaften im Gewichtheben starten in dieser Woche drei Sportler aus Sachsen und Sachsen-Anhalt. Zwei von ihnen, Raphael Friedrich und Roberto Gutu, haben gute Medaillenchancen – sogar der erste deutsche EM-Sieg im Olympischen Zweikampf seit 2019 ist möglich.

Von Johannes Wolf

Die Trainingshalle beim Chemnitzer Athletenclub im Stadtteil Reichenbrand ist mittelgroß und hell. Hohe Decken, unten holzvertäfelte Wände. Eine Menge Pokale zeigen die erfolgreiche Geschichte des Vereins. Früher trainierte hier Olympiasieger Matthias Steiner am Bundestützpunkt Gewichtheben – heute geht Raphael Friedrich ans Eisen. 130 Kilo wiegt die vor ihm aufgesteckte Hantel. Friedrich geht in die Hocke. Greift die Stange mit beiden Händen. Macht sich fest. Zieht die Last vom Boden. Und reißt das schwere Gewicht sauber in den Stand.

Friedrich kämpft um Gold

Für Friedrich die Trainingseinheit am Montag (14. April 2025) die vorerst letzte in der Heimat; am nächsten Morgen geht es mit dem Flieger nach Chișinău, Moldawien. Hier wird er am Freitag (18. April 2025) ab 15 Uhr bei den Europameisterschaften der Gewichtheber antreten. "Es ist auf jeden Fall intensiver als jetzt beispielsweise bei einem Bundesliga-Wettkampf, aber für mich immer ein sehr gutes Gefühl", blickt der 24-Jährige auf die Titelkämpfer voraus. "Ich arbeite unter Druck gut", sagt Friedrich.

Gewichtheber Raphael Friedrich

Raphael Friedrich kämpft bei der EM in Moldawien um die Medaillenränge


Es geht um Einiges, gehört der gebürtige Vogtländer in seiner Gewichtsklasse bis 89 Kilo doch zu den stärksten Athleten: "Mein Ziel ist es, auf jeden Fall um Gold zu kämpfen", so die selbstbewusste Ansage des Sachsen. Wenn alles gut läuft, sind drei Medaillen drin: Im Reißen, im Stoßen und in der Gesamtwertung

Gewichtheber-Trainer Hrubý: "Es geht auch mehr!"

Trainer Petr Hrubý: "Es geht auch mehr"

Monatelang hat der Gewichtheber auf den internationalen Wettkampf hingearbeitet. Und ist heute in Topform. Das bestätigt auch Trainer Petr Hrubý: "Die ganze Vorbereitung lief sehr gut. Letzte Woche haben wir auch etwas über dem Plan geschafft." 170 Kilo Reißen und 205 Kilo Stoßen traut er seinem Schützling mindestens zu: "Ich denke, es geht auch mehr. Aber da lassen wir uns überraschen."

Denn: Im Wettkampf muss Friedrich die Lasten taktisch wählen, im Auge behalten, wie viel Gewicht seine Gegner schaffen. Nur so kann er am Freitag seine beiden stärksten Konkurrenten schlagen: Auch Mnatsakan Abrahamyan aus Armenien und Marin Robu, der in Moldawien mit Heimvorteil antritt, haben die von Friedrich angepeilten drei Goldmedaillen im Blick.

Roberto Gutu durchbrach deutschen WM-Fluch

Friedrich glaubt, dass er nicht der einzige Sportler aus Mitteldeutschland ist, der bei den Europameisterschaften gute Chancen hat: "Ich gehe davon aus, dass Roberto auch um Medaillen kämpft." Damit meint er Roberto Gutu (24) aus Samswegen, der bereits am Mittwoch (16. April 2025, ab 15 Uhr) in der Gewichtsklasse bis 73 Kilo startet. Bereits bei den Weltmeisterschaften 2024 in Bahrain konnte er mit einem überraschenden dritten Platz in der Teildisziplin Reißen überzeugen. Für Deutschland war es die erste WM-Medaille nach Gold von Matthias Steiner 2010.

Eine Medaille ist für Gutu auch in Chişinău das Ziel. Das wird bei den 73-ern keine leichte Aufgabe, so der Samswegener: "Das ist die engste Gewichtsklasse bei den Männern. Ich trete mit so vielen starken Hebern an, Olympiateilnehmern, WM-Medaillisten, Europameistern. Die Konkurrenz ist groß." Aber Gutu nimmt es sportlich und geht mit Selbstbewusstsein in den Wettkampf: "Das war schon immer so. Also nichts Neues für mich."

Gewichtheber Roberto Gutu

Roberto Gutu gewann 2024 in Bahrain überaschend WM-Bronze

Erste Europameisterschaft für Lucas Müller

Zum deutschen Team gehören außerdem die drei Gewichtheberinnen Sabine Kusterer, Lisa Marie Schweizer und Kiara Klug. Und noch ein weiterer Mann: Lucas Müller aus Meißen. Nach mehreren Starts bei internationalen Junioren- und U-23-Wettkämpfen tritt er zum ersten Mal bei einer Europameisterschaft der Aktiven an.

Lucas Müller

Lucas Müller startet zum ersten Mal bei einer EM der Aktiven

Um Medaillen wird es für den jungen Sachsen aber nicht gehen: "Mein Ziel ist erstmal, einen soliden Wettkampf hinzulegen. Weil: das ist schon eine andere Nummer, da ist von der Leistungsdichte viel mehr los", blickt Müller voraus. Leistungsmäßig steht der 21-Jährige stabil im Mittelfeld. In der Gewichtsklasse bis 89 Kilo ist er sogar für die stärker eingeschätzte A-Gruppe eingeteilt, in der er zusammen mit Raphael Friedrich antreten wird. Von einer konkreten Platzierung will der junge Schwerathlet vorab aber noch nichts hören: "Wir gucken mal, was dabei herauskommt. Teilzunehmen jeden Fall schon etwas Besonderes für mich."