Fußball | Champions League RB Leipzig: Hadern, Lob und Hoffnung nach der bitteren Pleite gegen Real Madrid
Eine folgenschwere Schiri-Fehlentscheidung, ausgelassene Chancen sowie ein Geniestreich von Brahim Diaz haben RB Leipzig eine bittere Hinspiel-Pleite gegen Real Madrid eingebrockt. Dennoch ist das Viertelfinale in der Champions League längst nicht abgeschrieben.
Ein Tor nach 97 Sekunden im Achtelfinale der Champions League, Traumstart gegen Rekordtitelträger Real Madrid – doch der Treffer von Angreifer Benjamin Sesko für RB Leipzig zählte nicht. Zum großen Unverständnis von RB-Sportdirektor Rouven Schröder. "Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass wir das Tor nicht bekommen, das war eine Fehlentscheidung. Es wäre mit dem 1:0 ein ganz anderes Spiel geworden", schimpfte der 48-Jährige.
Benjamin Sesko köpft RB Leipzig gegen Real Madrid nach 97 Sekunden in Führung – doch Schiri Irfan Peljto sollte den Treffer nicht geben.
Toni Kroos: "Ja, was soll ich sagen? War ein Tor!"
Das Schiedsrichter-Gespann aus Bosnien-Herzegowina um Irfan Peljto entschied in der Szene auf Abseits und wurde auch von Video-Schiedsrichter Pol van Boekel aus den Niederlanden nicht korrigiert. Dabei stand Sesko bei seinem Kopfball nicht im Abseits – und Benjamin Henrichs im Rücken von Torwart Andrij Lunin war unbeteiligt. "Ja, was soll ich sagen? Der Torwart erreicht niemals den Ball. War ein Tor, hätte man geben müssen. Da komm' ich jetzt nicht raus, da finde ich keine Argumente dagegen", gestand Real-Routinier Toni Kross fast schon entschuldigend im Anschlussinterview bei Prime Video.
RB-Cheftrainer Marco Rose meinte nach der bitteren 0:1-Niederlage entgeistert: "Keine Ahnung, was gepfiffen wurde, es war kein Abseits, es war kein Foul." Rose wollte dennoch "auf gar keinen Fall hier eine Schiedsrichter-Story draus machen". Wichtig sei ihm viel mehr die Einsicht: "Wenn er sich es anguckt, dann gesteht er sich den Fehler ein. Wenn er es macht, dann bin ich auch fein damit. Ich mache auch Fehler, manchmal zwei, drei am Tag. Wichtig ist, das man dazu steht."
Dem machtlosen RB-Keeper Peter Gulacsi bleibt nichts anderes übrig, als staunend hinter Brahim Diaz' Traumschuss hinterherzuschauen.
Rose lobt sein Team und staunt über Diaz
Der 47-Jährige lobte vielmehr das starke Auftreten seiner Mannschaft – und das "Traumtor" von Brahim Díaz für Real kurz nach Wiederanpfiff in der 48. Minute. "Er macht es wunderbar, so ein Tor muss man dann auch akzeptieren", sagte der Leipziger. Der gebürtige Greifswalder Kroos sekundierte: "So eine Einzelaktion entscheidet heute das Spiel."
Diaz, der für den verletzten Schlüsselspieler Jude Bellingham in Carlo Ancelottis Startelf stand, schüttelte dabei zunächst mit einem phänomenalen Dribbling David Raum, Xavi und Xaver Schlager ab, ehe er den Ball dann aus 16 Metern mit links ins linke obere Eck streichelte. "Wir haben ihn sogar versucht zu foulen, aber er ist auf den Beinen geblieben und schießt ihn dann so ins Kreuzeck rein", blieb auch dem machtlosen RB-Keeper Peter Gulacsi nachher nur ein anerkennendes Staunen. Trotzdem wusste auch Toni Kroos: "Es hätte in beide Richtungen gehen können, tendenzeniell in der ersten Halbzeit eher in die Leipzig-Richtung."
Sesko hat wiederholt die Führung auf dem Fuß
Allein Benjamin Sesko hätte das ausverkaufte Stadion auch nach seinem aberkannten Treffer wiederholt zur Ekstase bringen können: Der auffällige slowenische Nationalspieler brachte jedoch Xavis feinen Chipball im Fünfmeterraum nicht unter Kontrolle (3.) und kam in der Folge – jeweils durch Dani Olmo in Szene gesetzt – nicht am starken Lunin vorbei (10.), traf nur das Außennetz (21.) bzw. wurde im letzten Moment von Aurelien Tchouameni abgegrätscht (42.). Die besten Ausgleichsgelegenheiten nach dem Rückstand hatten Olmo und abermals Sesko (51.) sowie Joker Amadou Haidara und Xavi. Die beiden Letztgenannten zwangen Keeper Lunin mit tückischen Volley-Bogenlampen zu guten Paraden (72./81.).
Ancelotti: "RB ist eine Mannschaft, wo man leiden muss"
Nicht zuletzt aufgrund der couragierten und ebenbürtigen Leistungen haben die RB-Akteure den Einzug ins Viertelfinale noch längst nicht abgehakt. "Natürlich wissen wir, dass Real eine richtig gute K.o.-Mannschaft ist, die auf Ergebnis spielen kann. Das haben sie heute gezeigt. Aber warum sollen wir da nicht gewinnen?", betonte Mittelfeldabräumer Schlager.
Sein Coach Marco Rose kündigte für das Rückspiel am 6. März im Santiago Bernabéu Stadium. "Wir fahren dahin, um auch als Mannschaft den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Wir wollen uns auf jeden Fall zeigen und der bestmögliche, schwierigste Gegner sein." Und genauso erwartet Roses Gegenüber Ancelotti dort alles, nur keinen Selbstläufer. "Wir haben jetzt einen kleinen Vorteil und können dann auf unser Stadion", sagte der 64-Jährige, aber "wir müssen aufpassen im Rückspiel. RB Leipzig ist eine Mannschaft, wo man leiden muss."
dpa/mhe