Gruppenfoto mit Wintersportler*innen des "Nordic Combined Worldcup"

Nordische Kombination Nordische Kombinierer zwischen Jubel und Ängsten

Stand: 05.02.2025 11:59 Uhr

Für einen dicken Eintrag in die Geschichtsbücher sorgten gerade erst die deutschen Nordischen Kombinierer. Nun geht es mit Schwung zur WM. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen plagen Vinzenz Geiger, Jenny Nowak und Co. aber auch große Sorgen.

Das gab es zuvor noch nie. Beim Seefeld-Triple der Nordischen Kombinierer am zurückliegenden Sonntag (2. Februar 2025) erlebten die Zuschauer Historisches. Neben dem Männer-Rennen ermittelten in der kleinen Wettkampfserie auch die Frauen die "Königin von Seefeld". Das Seefeld Triple mit dem etwas unhandlichen Pokal mit den drei Spitzen und einer großen Kugel in der Mitte holten sich bei der Premiere der Geschlechterparität Nathalie Armbruster und Vinzenz Geiger. Und das war gleich nochmal historisch: Geiger gewann erstmals in Seefeld, Armbruster ohnehin – und, dass bei einem Weltcup in der Kombination sowohl ein deutscher Mann als auch eine deutsche Frau siegten, das gab es auch noch nie.

Die beiden deutschen Tages- und Gesamtsieger*innen Vinzenz Geiger (l.) Nathalie Armbruster posieren mit dem Pokal in den Händen.

Vinzenz Geiger (li.) und Nathalie Armbruster (re.).

Geiger: "War gigantisch"

"Das Ende war gigantisch", freute sich Olympiasieger Geiger auch noch drei Tage nach dem Triple-Sieg im Interview bei SPORT IM OSTEN. Aus dem deutschen Frauen-Team spürt Jenny Nowak einen Motivations-Schub durch den Armbruster-Sieg: "Es ist immer gut, wenn man die Beste im Team hat." Die Sächsin sieht im Gespräch mit SPORT IM OSTEN ihre Sportart auch in Sachen Gleichberechtigung auf einem guten Weg: "Das war ein gutes Zeichen, dass wir beim Triple dabei waren." Sowohl die TV-Einschaltquoten als auch die Begeisterung der Zuschauer vor Ort lassen Nowak hoffen, "dass wir auch in Zukunft in Seefeld dabei sind."

Nordische Kombination: SpiO-Talk mit Jenny Nowak

Keine historische Premiere 2026

Die Sorgen um die Zukunft der Sportart sind bei Geiger und Nowak auch in den Tagen nach dem historischen Seefeld-Wochenende zu spüren. Das Fortbestehen der Nordischen Kombination ist gefährdet. Das liegt am Internationalen Olympischen Komitee (IOC), das den Frauen den Start bei Olympia 2026 verwehrt hat und droht, die Kombination 2030 komplett aus dem Programm zu nehmen. Solch historische Bilder wie jetzt aus Tirol wird es im kommenden Jahr aus Val di Fiemme also nicht geben können.

Geiger: "Motivation, für unseren Sport alles zu geben"

"Am Anfang war es sehr enttäuschend", blickt Nowak auf die vor anderthalb Jahren vom IOC gefällte Entscheidung zurück. "Jetzt versuchen wir, nicht so oft daran zu denken und uns davon runterziehen zu lassen. Natürlich wird es aber 2026 Thema sein, wenn alle bei Olympia dabei sind und nur wir nicht", so die 22-Jährige.

Geiger nimmt nun auch die Kombinierer-Männer in die Pflicht: "Die Wut und Verzweiflung waren verständlich." Der 27-Jährige habe die Entscheidung des IOC "nicht nachvollziehen" können. "Wir müssen jetzt einfach dafür kämpfen, dass die Frauen olympisch werden. Das ist jetzt eine Motivation, für unseren Sport alles zu geben."

Für Geiger, der sowohl 2018 als auch 2022 bei Olympia dabei war, und jeweils eine Goldmedaille mit nach Hause brachte, "sind die Olympischen Spiele das absolute Highlight. Das steht schon nochmal deutlich höher als die Weltmeisterschaft." Und dieses Erlebnis sollten auch die Frauen erleben dürfen.

Nowak sieht "sehr positive Zeichen"

Um nicht aus dem Olympia-Programm gekippt zu werden, hat der Ski-Weltverband FIS einige Änderungen vorgenommen. So wurden neben dem etablierten Rennen im Gundersen-Format neue Wettkampfformen aufgenommen, neben dem Massenstart zum Beispiel das kürzere sogenannte Compact Race. Spektakulär soll es im kommenden Winter werden, wenn die Männer erstmals von einer Skiflugschanze ihre Wettkämpfe austragen.

Führen die neuen Formate nicht zu Verwirrung? Bei den Zuschauern wie den Sportlern? Geiger lacht: "Ja, also wenn es nach mir gehen würde, dann wäre es nicht so kompliziert. Aber das ist tatsächlich wegen dem IOC so gekommen, weil das IOC mehr Formate gefordert hat."

Immerhin, so nimmt es Nowak wahr, gäbe es bereits gute Rückmeldungen des IOC: "Die Zeichen sehen sehr positiv aus", so Nowak, die auch auf den Austragungsort von Olympia 2030 setzt: "Sehr ausschlaggebend ist, dass die Olympischen Spiele 2030 in Frankreich sein werden. Und Frankreich ist sehr ambitioniert in Richtung Nordische Kombination."

Deutsches Team mit Seefeld-Schwung nach Trondheim

Vor dem großen Höhepunkt Olympia 2026 stehen für die Nordischen Kombinierer aber bereits in den kommenden Wochen weitere Highlights an. Ende Februar beginnt in Trondheim die Nordische Ski-Weltmeisterschaft. Und das deutsche Team reist beflügelt durch die Erfolge von Seefeld mit klaren Medaillenhoffnungen an.

"Die Siege in dieser Saison geben mir Selbstvertrauen", blickte Geiger voraus. In diesem Winter stand er bereits achtmal auf dem Weltcup-Podest, ist im Gesamtweltcup aktuell Zweiter. "Ich muss die Leistung auf der Schanze bringen und im Laufen eine gute Performance zeigen. Dann habe ich Chancen, den Weltmeistertitel anzugreifen", weiß der Oberstdorfer.

Nowak, die in 44 Weltcup-Starts schon viermal aufs Podest lief, konnte sich in diesem Winter noch nicht über eine Top-3-Platzierung freuen. Doch sie hofft, dass der Armbruster-Erfolg von Seefeld das ganze Team beflügelt: "Man kann sich rankämpfen. Und das ist auch mein Ziel für die nächsten Wettkämpfe." Vielleicht kommt es schon bei der WM in Trondheim zum nächsten historischen Ergebnis: Gleichzeitige WM-Titel für deutsche Kombiniererinnen und Kombinierer gab es in der langen Geschichte der Nordischen Kombination nämlich auch noch nicht.

Dirk Hofmeister