Hermann Winkler

Fußball | Regionalliga Neue Drittliga-Aufstiegsregelung? - Ostklubs setzen NOFV unter Druck

Stand: 11.02.2025 08:13 Uhr

17 Nordost-Regionalligisten werden am Mittwoch auf einer Pressekonferenz (11 Uhr im Sport-im-Osten-Livestream) eine Regionalliga-Reform fordern. Der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) hatte vor über zwei Jahren angekündigt, eine Initiative für den DFB-Bundestag 2025 zu starten. Jetzt ist der Verband in der Frage einer neuen Aufstiegsregelung zur 3. Liga nur am Rande eingebunden. "Sport im Osten" erklärt die Ausgangslage.

Von Patrick Franz

Hintergrund der Unzufriedenheit vieler Ostvereine ist, dass die Nordost-Staffel wie Bayern und der Norden nur alle drei Jahre einen direkten Aufsteiger in die 3. Liga hat und sonst in eine Relegation muss, während der Regionalliga-Meister im Westen und Südwesten jede Saison hochgehen kann.

Den letzten offenkundigen Streit in der seit Jahren schwelenden Diskussion gab es im Oktober 2022. Damals lehnte der NOFV den Wunsch der Klubs nach einem außerordentlichen DFB-Bundestag ab, auf dem sich die Ostvereine eine schnelle Lösung in der Frage erhofften. Der Verband begründete es mit dem besonderen Zeitdruck in einer komplexen Frage und fehlenden Mehrheiten. Damals kündigte der NOFV aber an, für den regulären DFB-Bundestag 2025 einen neuen Anlauf vorbereiten zu wollen. Im Herbst steigt dieser, doch die Ostklubs handeln nun scheinbar weitgehend auf eigene Faust.

Jena-Chef Widera: "Müssen unsere Kräfte bündeln"

Der Grund: Nach "Sport-im-Osten"-Informationen gab es auf der NOFV-Staffeltagung im Januar eine Nachfrage der Vereine, was der Verband beim Thema Aufstiegsregelgung in Hinsicht auf den DFB-Bundestag 2025 unternommen habe. Aus der Antwort von Präsident Hermann Winkler - so berichten es mehrere Sitzungsteilnehmer - sei hervorgegangen, dass es erste Gespräche mit dem bayerischen und norddeutschen Fußballverband gegeben habe.

Allerdings sagt Patrick Widera, Geschäftsführer von Carl Zeiss Jena, "Sport im Osten": "Wir haben trotz eines entsprechenden Vorstoßes beim Verband, zuletzt im Rahmen der Staffeltagung, nicht den Eindruck, dass wir wirklich gehört werden beziehungsweise substanziell etwas ausgelöst haben. Deshalb haben wir uns als Vereine zusammengetan, um unsere Kräfte zu bündeln."

Geschäftsführer Patrick Widera Jena

Patrick Widera zeigte sich mit der Darstellung des NOFV auf der Staffeltagung nicht zufrieden.

HFC-Sportdirektor Meyer: Fühlen uns nicht ernstgenommen

Der Chemnitzer FC bestätigt auf Nachfrage die Sichtweise der Thüringer. Der CFC-Geschäftsstellenleiter Tommy Haeder erklärt: "Wir hatten ebenfalls nicht den Eindruck, dass ernsthafte Vorbereitungen vom NOFV für einen Antrag auf dem kommenden DFB-Bundestag vorangetrieben wurden." Dazu fordert Daniel Meyer als Sportdirektor des Halleschen FC: "Es ist die klare Erwartungshaltung an den NOFV, dass man die Interessen der Vereine vehement weiter vertritt. Dabei dürfen keine eigenen Abwägungen des Verbands eine Rolle spielen, ob man sich mit dem Thema beschäftigt oder nicht. Die Klubs müssen sich wieder ernstgenommen fühlen, das ist gerade nicht der Fall."

Grillitsch: "Es ist die Aufgabe des NOFV, einen Antrag beim DFB-Bundestag 2025 zu stellen!"

Heißt: Die Ostvereine sehen es so, dass die letzten zwei Jahre und knapp vier Monate seit der Absage an einen außerordentlichen DFB-Bundestag nicht genutzt wurden. "Die Ankündigung ist das eine und die Umsetzung das andere", betont Jena-Präsident Ralph Grillitsch die Diskrepanz. Dies veranlasst die Klubs, nun selbst in die Offensive zu gehen, und sorgt dafür, dass sie deutliche Forderungen an den NOFV richten.

Warum die Klubs das Thema genau jetzt aufmachen

Grillitsch drückt es so aus: "Wenn wir als Vereine keine Position haben, kann man uns ja auch sagen, wir wissen gar nicht, was wir wollen. Das war ein wesentlicher Treiber für die Zusammenarbeit der Klubs. Wir mussten unsere Hausaufgaben machen und dann sagen: Lieber Verband, geh los und sieh zu, dass du das organisiert und durchgesetzt bekommst."

Grillitsch: "Wir haben jetzt ein lösungsfähige Situation!"

Darum haben die 17 Regionalligisten auch den jetzigen Zeitpunkt gewählt, um rechtzeitig vor dem DFB-Bundestag 2025 noch mit anderen Regional- und Landesverbänden zu einer Einigung in der Frage einer Aufstiegsreform zu kommen. Laut Paragraph 27 der DFB-Satzung muss acht Wochen vor dem DFB-Bundestag ein Antrag dazu eingereicht sein.

FCC-Boss Grillitsch unterstreicht: "Der NOFV spielt eine wichtige Rolle dabei." Schließlich kann der Verband auch den Antrag selbst stellen. Darum machen die Ostvereine dem NOFV und Präsident Hermann Winkler nun auch Druck.

Haeder: "Wir wissen, dass wir Kompromisse brauchen!"

CFC-Boss Haeder: "Es geht nicht darum, gegen den NOFV zu sein!"

Tommy Haeder, Geschäftsstellenleiter des Chemnitzer FC meint: "Grundlegend muss Hermann Winkler die Stimmungsbilder aus Sitzungen in den DFB weitertragen. Wir erwarten dann schon von ihm, dass er sich beim DFB dafür einsetzt, konsensfähige Lösungen für die Aufstiegsregelung zu finden. Es kann in keinem Interesse sein, dass wir weiterhin so strukturell benachteiligt sind gegenüber anderen Gebieten der Bundesrepublik." Der CFC-Chef untermauert dennoch genauso: "Es geht nicht darum, gegen den NOFV zu sein. Wir wissen, dass wir auch Kompromisse finden werden müssen. Aber wenn wir in der Sache etwas für den Ostfußball erreichen wollen, müssen wir zusammenhalten!" Der NOFV wollte sich auf Nachfrage von "Sport im Osten" aktuell nicht äußern.

Haeder: "Das erwarten wir von NOFV-Präsident Hermann Winkler"

Auch die kleineren Regionalligisten sind dabei

Fakt: 17 von 18 Nordost-Regionalligisten versammeln sich nun hinter der Reformbewegung. Auch der FC Eilenburg, ZFC Meuselwitz und VFC Plauen, die nicht direkt mit einem Drittliga-Aufstieg in Verbindung gebracht werden, machen mit. Ihre Sichtweise ist, dass, wenn mehr Profiklubs aus dem Osten den Sprung nach oben schaffen, auch mehr Platz für kleine Amateurvereine in der Regionalliga ist und die Anforderungen an die Infrastruktur und Sicherheitsauflagen perspektivisch etwas sinken könnten. Viktoria Berlin ist als einziger Nordost-Regionalligist nicht mit am Tisch.