Fußball | Regionalliga Mitgliederversammlung: Abwahlanträge gegen Lok-Präsident Torsten Kracht eingereicht
Ursprünglich sollte es nur die turnusmäßige Zusammenkunft über das Geschäftsjahr 2022/23 werden, doch nun steht dem 1. FC Lok Leipzig eine wegweisende Mitgliederversammlung bevor. Es gibt mehrere Abwahlanträge gegen Präsident Torsten Kracht und vakante Positionen im Aufsichtsrat.
Die Eskalation beim in eine existenzielle Krise gerutschten 1. FC Lok Leipzig scheint nicht mehr abwendbar zu sein. Nun wird die am Samstagvormittag (27. Januar) angesetzte Mitgliederversammlung im Audimax der Universität Leipzig die Bühne dafür bieten, in welche Richtung und vor allem von wem der Fußball-Regionalligist zukünftig gesteuert wird.
Torsten Kracht (li.) und Almedin Civa (re.) standen früher noch gemeinsam für den VfB Leipzig auf dem Rasen – mittlerweile ist ihr Verhältnis akut gestört.
Nicht nur die Civa-Frage spaltet den 1. FC Lok
Im Mittelpunkt des seit Monaten brodelnden und jüngst noch einmal verschärften internen Streits steht Präsident Torsten Kracht. Dem 56-Jährigen werden unangemessener Führungsstil, Alleingänge, mangelndes Teamwork und Kommunikationsdefizite vorgeworfen. Krachts Unterstützer aus Teilen der Fans wiederum bezichtigen die FCL-Geschäftsführung um Martin Mieth und Alexander Voigt der unprofessionellen Arbeit und Vetternwirtschaft. Nicht zuletzt spaltet der Umgang mit dem in die Kritik geratenen Sportdirektor und Trainer Almedin Civa die Beteiligten.
Nachdem vor knapp zweieinhalb Wochen 21 langjährige festangestellte und ehrenamtliche Mitarbeiter um Mieth, Voigt sowie zwei Vizepräsidenten ihre Zukunft an Krachts Abdankung geknüpft hatten, sind nun fünf Abwahlanträge von vier Mitgliedern gegen den Klubvorsitzenden und Ex-Bundesligaprofi eingegangen. Das geht aus Tagesordnungspunkt 14 der am Dienstag (23. Januar) noch einmal ergänzten MV-Einladung hervor.
Löwe steht als Übergangspräsident bereit
In Thomas Löwe – Krachts im Vorjahr nach einem privaten Schicksalsschlag zurückgetretener Amtsvorgänger – hat sich ein über verschiedenste Lager im Verein hinweg angesehener und beliebter Akteur bereiterklärt, interimsmäßig wieder an die Spitze der Blau-Gelben zu treten. Löwe sagte in der vergangenen Woche: "Ich würde meine Aufgaben darin sehen, allen Angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern wieder das Gefühl zu geben, gerne auf Arbeit zu kommen, um gemeinsam Gutes für Lok zu bewegen. Unterschiedliche Strömungen zusammenzuführen, mit einer Stimme nach außen zu kommunizieren und Gemeinschaft und Zusammenhalt zu organisieren."
Bewegung auch im Aufsichtsrat
Ebenfalls von großer Bedeutung ist unmittelbar vor der Diskussion um Torsten Kracht bereits Tagesordnungspunkt 13. Offiziell steht dabei die Wahl des seit längerem durch den Rückzug von Stefan Dinter vakanten siebten Sitzes im Aufsichtsrat der Blau-Gelben an. Da aber auch Mike Scheffler aus Protest gegen den Präsidenten vor kurzem seinen Rücktritt erklärte und ihm wohl zwei weitere Mitglieder folgen wollen, müssten vier neue Mitglieder in das so wichtige Kontrollgremium des Klubs gewählt werden.
Dafür haben zehn Kandidaten ihre Bewerbung eingereicht – darunter auch Jürgen Schwarz, Verfasser von gleich zwei aktuellen Abwahlanträgen gegen Kracht. Schwarz war einst Nachwuchskoordinator in Probstheida, hatte aber nach Differenzen mit dem als Sportlicher Nachwuchsleiter verpflichteten Koray Gökkurt seinen Hut genommen. Gökkurt gilt als Kracht-Vertrauter.
red