Fußball | Regionalliga FC Carl Zeiss Jena trifft auf Zwickauer "Ekelhaftigkeit"
Der FSV Zwickau hat nur eins der letzten fünf Ligaspiele verloren und empfängt jetzt den kriselnden FC Carl Zeiss Jena. Mit Kontaktfreude und Energie wollen die Schwäne den Thüringern vor vollem Haus den Zahn ziehen.
Laut Website des FCC geht es für die Saalestädter am Sonntagmittag (27. Oktober, 13:00 Uhr) zum 100. Mal gegen den FSV und seine Vorgängervereine nach dem Ende des 2. Weltkriegs. 50 Siege haben die Thüringer für ihr Team gezählt, die Westsachsen konnten 30 Duelle für sich entscheiden. Eine letztendlich eindeutige Bilanz also für den Verein aus dem Paradies, der jedoch nach super Start in die Saison auf der Stelle tritt und mit Zwickau einen maximal unbequemen Gegner vor der Brust hat. SPORT IM OSTEN zeigt das Spiel im Livestream.
FCC-Kapitän Butzen: "Wir sollten weiterhin positiv denken"
Die negativen Erfahrungen der Jenaer, befeuert durch Verletzungspech und Ergebniskrise, hätten sich aber nicht auf die Stimmung in der Kabine ausgewirkt, sagte Nils Butzen: "Ich habe Null den Eindruck, dass uns das jetzt irgendwie beschäftigt." Von einer Negativspirale will der FCC-Kapitän nichts wissen, sieht sie auch nicht in der Mannschaft.
Der Ex-Schwan blickt eher vorfreudig auf die Partie in Zwickau, was auch an einer "langen Trainingswoche" liegt, die geprägt war von "guter Intensität in jeder Einheit. Auch das Trainingsniveau war extrem hoch, was ein gutes Gefühl gibt." Nach zuletzt durchwachsenen Leistungen und zwei Niederlagen in der Liga erwartet der 31-Jährige, der zwei Jahre die Schuhe für den FSV schnürte, keine leichte Aufgabe.
Mit einem Schmunzeln im vereinseigenen Interviewformat konstatierte der gebürtige Mühlhäuser: "Man entwickelt in Zwickau eine gewisse Ekelhaftigkeit, wenn man zuhause spielt. Man hat das Stadion hinter sich und wird dafür gefeiert, wenn mal einer über die Bande fliegt, übertrieben gesagt. Und das merkt man." Umkämpfte Duelle seien vorprogrammiert – und daher auch andere Aufgaben für den FCC, der sich auf den Kampf einlassen muss, meint Butzen. "Wir sollten weiterhin positiv denken und wissen, was wir können. Denn wir haben viele gute Leistungen gezeigt, die nicht mit Punkten belohnt wurden – deswegen bin ich guter Dinge, dass wir in Zwickau eine gute Leistung zeigen, und dann wird man auf Dauer einfach belohnt."
Volles Haus in Zwickau dank "Goldenem Oktober"?
Diesen Plan will Zwickau naturgemäß durchkreuzen. Letzte Saison gelang es den Sachsen zumindest im Hinspiel, den FCC ordentlich zu ärgern. Ein 5:2-Sieg kurz vor Weihnachten im Ernst-Abbe-Sportfeld kostete Jena-Trainer René Klingbeil den Job, das Rückspiel zuhause ging allerdings an die Elf von den Kernbergen. Vor vollem Haus – 8.000 Fans erhofft sich der FSV – fehlen Coach Rico Schmitt Kilian Senkbeil rotgesperrt sowie Maximilian Somnitz verletzt und damit zwei wichtige Stützen in der Abwehr. Der Übungsleiter will sich davon aber nicht die Stimmung verhageln lassen, freut sich über den "goldenen Herbst" und auf viele Zuschauer. "Das spricht auch für die Leistungsentwicklung der Mannschaft."
Seit der Landespokalunterbrechung im September habe sein Team einen guten Weg genommen, ganz im Gegensatz zum kommenden Gegner. Während Jena aus sechs Partien nur einen Dreier holte, gewann der FSV dreimal, sammelte alle möglichen neun Heimpunkte ein. Kleine Änderungen hätten die Schwäne zurück in die Spur geführt, die nicht nur bessere Leistung gezeigt habe, sondern auch die gewünschte Ernte dafür eingefahren hat. "Das spricht dafür, dass wir am Sonntag hoffentlich ein tolles Spiel sehen werden." Ähnlich wie Nils Butzen erwartet Schmitt ein "kampfbetontes Spiel" mit viel Energie. Und das gegen einen Gegner, vor dessen Offensive der 56-Jährige Respekt hat. Immerhin stellt der FCC nach wie vor den besten Angriff der Liga, sei eine "schnelle, quirlige Mannschaft", die gerade im Umschaltspiel ist Stärken habe.
Rico Schmitt kennt den Gegner aus Jena aus der Vergangenheit: 2019 und 2020 trainierte er den FCC für 13 Partien.
Schmitt will "Vollgas von der ersten Minute an"
Schmitt, der 2019 einen kurzen, wenig erfolgreichen Weg mit dem FCC ging, will es einfach halten, die Atmosphäre in positive Energie ummünzen. "Das ist dann der Wunsch auch der Trainer, das rüberzubringen, von der ersten Minute an." In Luckenwalde in der Liga und in Freital im Pokal habe sein Team etwas gebraucht, um in die Partie zu. "Das hat mir gar nicht gefallen", so Schmitt, der will, dass der FSV von Beginn an "Vollgas" gibt. Mit "Drecksarbeit" den Druck hochhalten und so Bälle erobern ist der Plan, den Schmitt seinen Jungs mitgegeben hat. Es spricht viel für die beschworene "gewisse Ekelhaftigkeit" von Zwickau – auf die der FC Carl Zeiss vorbereitet scheint.
jar