Polizeieinsatz Fast 80 Verletzte und Dutzende Anzeigen nach Regionalliga-Fußballspiel
In der Fußball-Regionalliga hat der FC Carl Zeiss Jena deutlich gegen Chemie Leipzig gewonnen. Doch das Ergebnis wurde zum Nebenschauplatz, weil bei Fan-Ausschreitungen und dem darauf folgenden Polizeieinsatz fast 80 Menschen verletzt wurden. Es gab 40 Anzeigen. Chemie Leipzig droht seinen beteiligten Fans mit Stadionverboten. Zwischen den Ultra-Gruppierungen gibt es eine lange Fan-Rivalität. Am Polizeieinsatz wurde zudem Kritik geäußert.
Nach dem Regionalliga-Spiel zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und der BSG Chemie Leipzig ist es zu heftigen Ausschreitungen mit insgesamt 79 Verletzten gekommen. Wie die Polizei am Samstagabend mitteilte, wurden mehrere Beamte, Ordner und 64 Zuschauer aus Jena und Leipzig verletzt. Die verletzten Polizisten sind weiter im Dienst. Sie waren laut Polizei nur leicht verletzt worden.
Die Polizei ging nach eigenen Angaben mit Reizgas und Schlagstöcken gegen die Fans vor.
Nach dem Ende des Spiels hatten demnach Leipziger Fans mehrfach Pyrotechnik gezündet und in Richtung der Jenaer geworfen. In der Folge hätten Fans beider Mannschaften zwei Sicherheitstore aufgebrochen. Daraufhin sei es zu Schlägereien zwischen den beiden Fan-Gruppen gekommen.
Die Polizei ging den Angaben zufolge mit Reizgas und Schlagstöcken dazwischen. Insgesamt 79 Menschen wurden verletzt - davon 64 Zuschauer, fünf Ordner und zehn Polizisten. Nach Angaben von anwesenden Zuschauern sollen dabei auch zahlreiche Unbeteiligte verletzt worden sein.
40 Anzeigen gestellt
Laut Polizei wurden die Sicherheitszäune hinter der Südkurve teils erheblich beschädigt und unbrauchbar gemacht. Es habe 40 Anzeigen zu Straftaten und Ordnungswidrigkeiten gegeben.
Nähere Angaben dazu, wie viele Polizistinnen und Polizisten im Einsatz waren, wollte der Sprecher aus einsatztaktischen Gründen nicht machen. Allerdings seien weitere Beamte aus Thüringen und von der Bundespolizei hinzugezogen worden. Die Landespolizeiinspektion Jena sei aktuell noch damit beschäftigt, den Einsatz auszuwerten, hieß es.
Kritik an Polizei vom Verein Blau-Gelb-Weiße Hilfe
Der Verein Blau-Gelb-Weiße Hilfe, der Fußball-Fans des FC Carl Zeiss Jena etwa rechtliche Hilfe gegenüber Polizei und Behörden anbietet, hat den Einsatz der Polizei kritisiert. Sie habe Reizgas unverhältnismäßig und unkoordiniert eingesetzt, heißt es in einer Stellungnahme. Das Pfefferspray habe unnötige Verletzungen unter den Fans verursacht. Laut Verein wurde zudem ein Spendenstand zerstört.
An dem zerstörten Stand wurden laut Verein Spenden gesammelt für Blau-Gelb-Weiße Weihnachten für soziale Einrichtungen.
Der FC Carl Zeiss Jena wünscht auf seiner Internetseite zwar allen Verletzten gute und schnelle Besserung. Der Club wollte sich am sich am Montag jedoch zunächst nicht zu den Ausschreitungen äußern. Nach Angaben eines Sprechers will sich der FCC erst ein umfassendes Bild von den Ereignissen machen.
Chemie Leipzig spricht von Stadionverbot
Der Fußballclub BSG Chemie Leipzig verurteilte "das Fehlverhalten einer Minderheit". Das Werfen von Feuerwerkskörpern in den Jenaer Block sei "verachtenswert".
Der Verein werde alles daran setzen, dass sich solches Fehlverhalten nicht wiederholt. Sollten die Personen identifiziert werden, die Pyrotechnik auf andere Menschen geschossen oder geworfen haben, würden diese mit Stadionverboten belegt, hieß es.
Die Auseinandersetzungen ist der vorläufig negative Höhepunkt einer langen Rivalität zwischen den Ultragruppen beider Klubs. Diese wirkt irritierend, vor allem da sich sowohl die im Sommer 2000 gegründeten "Diablos Leutzsch" als auch die seit 2001 bestehende "Horda Azzuro" politisch dem linken Spektrum verorten. Mehr Hintergründe zu der Rivalität lesen Sie hier.
In der Fußball-Regionalliga hatte der FC Carl Zeiss Jena am Samstagnachmittag einen deutlichen Heimsieg eingefahren. Er gewann gegen Chemie Leipzig mit 5:0.
MDR (dh/co/gh)