Fußball | Regionalliga Eilenburgs Hinze kickt in der Baller League zwischen Fußball-Stars und Influencern
Seit diesem Sommer schnürt Finn Hinze die Fußballschuhe für den FC Eilenburg. Doch der FCE ist nicht sein einziger Verein – unter der Woche steht der junge Berliner regelmäßig vor einem Millionenpublikum auf dem Platz.
Finn Hinze ist einer der vielen jungen Wilden, die der FC Eilenburg in diesem Sommer an die Mulde gelotst hat. Während die lange Saisonvorbereitung des FCE in Kürze mit dem Auftaktspiel in Erfurt zu Ende geht, ist Hinze bei seinem "Nebenjob" allerdings längst in die neue Spielzeit gestartet. Denn der 20-Jährige kickt parallel in der Baller League – vor einem Publikum, das mehrere der größten Arenen der Welt gleichzeitig füllen könnte.
12.000 Zuschauer wohnten dem Finale der ersten Baller League-Saison bei
Das ist die Baller League
Begonnen hat all das Anfang 2024. Während sämtliche (Profi-)Ligen in Deutschland noch inmitten der Vorbereitungen auf die zweite Saisonhälfte steckten, feierte die Baller League ihre Premiere. Die an zwölf Spieltagen in Köln stattfindende und von Fußball-Stars wie Lukas Podolski oder Mats Hummels geförderte Hallenfußball-Liga ist vergleichbar mit den in den 1990er Jahren berühmt-berüchtigten Hallen-Masters des DFB – und doch ganz anders. Während auf dem Platz insgesamt zwölf mit Regional-, Oberliga- und Feierabend-Kickern gespickte Mannschaften mit Namen wie "Hollywood United", "Eintracht Spandau" oder "Käfigtiger" aufeinandertreffen, fungieren mehrere (ehemalige) Fußball-Stars sowie eine Vielzahl der größten Influencer und Streamer Deutschlands als Team-Manager an der Seitenlinie.
Und das Konzept geht von Beginn an auf. Pro Spieltag erzielt die Baller League auf der Streaming-Plattform "Twitch" sowie im Fernsehen bei "ProSieben Maxx" und beim Streaming-Anbieter "Joyn" Zuschauerzahlen in Millionenhöhe. Zum Final Four – dem Final-Turnier der ersten Saison – war zudem der 12.000 Zuschauer fassende PSD BANK DOME in Düsseldorf bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Hinze: Zwischen Stars und Koryphäen
All das miterlebt hat von Beginn an Eilenburgs Neuer, Finn Hinze. Er wurde zur ersten Saison von Comedian Felix Lobrecht und Rapper Kontra K an Bord ihres Teams "Beton Berlin" geholt. Auch der Neu-Erfurter Andy Trübenbach war in der Premierensaison mit von der Partie, mit "Streets United" gewann er sogar den Titel. In der am Montag (22. Juli 2024) gestarteten zweiten Spielzeit trägt Hinze weiterhin das Trikot von "Beton Berlin".
Geburtstags- und Wechsel-Glückwünsche von Kontra K
Inmitten des Rummels um die Baller League wechselte der gebürtige Berliner im Sommer auf dem "echten" Fußballfeld vom SV Lichtenberg nach Nordsachsen, zum FC Eilenburg. Der Mittelfeldmann erzählt, dass ihm Team-Chef Kontra K dazu sogar persönlich seine Glückwünsche mitgeteilt habe. "Das zeigt nochmal, wie stark die Bindung ist, auch wenn man nur jede Woche mal miteinander kickt."
Dass Hinze nebenbei in der vom Verletzungsrisiko her nicht ganz unbedenklichen Liga spielt, habe er zuvor mit seinem neuen Arbeitgeber abgesprochen. Er erklärt, dass die Baller League von den Zuschauerzahlen her "natürlich nochmal was Anderes" sei. "Das hat man in der Regionalliga nicht so oft und das ist natürlich eine Sache, wo man sich geehrt fühlt", so Hinze.
Schon Verursacher zahlreicher Rausschmisse
Beim vornehmlich jungen Publikum ist die Baller League der letzte Schrei. Bei Sportchefs unzähliger Regional- und Oberligisten Deutschlands löst sie aufgrund der Doppel-Beanspruchung der Spieler hingegen einen riesigen Bauchschmerz aus. Fünftligist FV Bonn-Endenich beispielsweise stellte sechs seiner Spieler im Februar, nur wenige Wochen nach dem Start der ersten Spielzeit, vor die Wahl: Oberliga oder Baller League. Fünf Akteure entschieden sich daraufhin, dem Verein den Rücken zuzukehren - lediglich einer blieb. Über die immense Strahlkraft der neuartigen Erscheinung dürfte allein anhand dieses Beispiels alles gesagt sein.
Paul Titze